Erster Kinderarzt in Langenfeld Dr. Hugo Zade

Erinnerung an den jüdischen Kinderarzt Dr. Hugo Zade

Der gebürtige Berliner Dr. Hugo Zade eröffnete um 1905, also vor 110 Jahren, auf der Solinger Straße die erste Kinderarztpraxis Langenfelds.
Er gewann bald das Vertrauen und die Wertschätzung der Bevölkerung. Mit dem Amtsantritt von Bürgermeister Felix Metzmacher im Herbst 1908 entwickelte sich zwischen den Ehepaaren Zade und Metzmacher schnell eine herzliche Bekanntschaft.
Der frühe Soldatentod Metzmachers am 31. Oktober 1914 traf auch die befreundete jüdische Familie Zade hart. In seinem Kondolenzbrief an die Witwe Metzmacher schreibt Dr. Zade u.a.:
Sehr geehrte Frau Bürgermeister! Das Leid, das Sie getroffen, ist zu tief, der Schmerz, der Ihnen vom Schicksal zugefügt wurde, zu frisch und groß, als dass es irgendein Mensch unternehmen dürfte, Sie trösten zu wollen. Nicht das ist meine Absicht.… Nur unsere Anteilnahme möchte ich Sie empfinden lassen. Auch wir, die wir ihn kannten, haben einen Verlust erlitten, der nicht leicht zu tragen ist…
Zu dem Tuscheportrait des Bürgermeisters, das die künstlerisch begabte Arztgattin unmittelbar vor Metzmachers Einberufung angefertigt hatte, schrieb Frau Zade an die Witwe:
Liebe Frau Bürgermeister! Ich schreibe Ihnen heute, weil es mich drängt, meine Anteilnahme auszusprechen. In Worte lässt sich das kaum fassen, des herzlichsten Gefühles seien Sie versichert. Wir kannten seinen Wert und ermessen den Verlust. Sein Bild, das gezeichnet zu haben mir jetzt doppelt lieb ist, habe ich in Probedrucken gestern vom Drucker erhalten und ich bitte Sie, mich eine Zeit wissen zu lassen, in der ich Sie aufsuchen kann, um es Ihnen zu bringen! Ihre Maria Zade
Für die jüdische Arztfamilie zogen in den kommenden Jahren schwere Zeiten herauf:
Bereits 1935 boykottierten SA-Männer die Kinderarztpraxis, indem sie die Patienten drängten, einen anderen Arzt aufzusuchen. Man entzog ihm die kassenärztliche Zulassung und das Belegungsrecht am Richrather Krankenhaus. Wirtschaftlich ruiniert versuchte Dr. Zade vergeblich 1936, mit seiner Familie nach England zu emigrieren. Doch lediglich dem Sohn, Diplom-Ingenieur Hans Peter Zade, gelang es, sich rechtzeitig abzusetzen. Nach dem Krieg blieb er in England und starb dort in den 80er Jahren.
Dr. Zade zog 1937 mit Frau und Tochter, die inzwischen auch promovierte Ärztin war, nach Köln und arbeitete an dem dortigen angesehenen Jüdischen Krankenhaus. Kurz vor dessen Schließung durch die Nationalsozialisten wurde Dr Zade als Mitglied einer Sanitätsabteilung mit Frau und Tochter am 22. Oktober 1941 in das KZ Lodz abkommandiert. 1944 fanden sie gemeinsam im Vernichtungslager Auschwitz den Tod in der Gaskammer.
Es gibt zwar einen Hugo-Zade-Weg in Langenfeld. Der Felix-Metzmacher -Freundeskreis ist mit dem Internisten Dr. Stefan Winkelmann vom St. Martinus Krankenhaus Langenfeld aber der Überzeugung, dass in Erinnerung an Dr. Hugo Zade in Langenfeld ein Stolperstein verlegt werden sollte.
Im März 2005, 60 Jahre nach Kriegsende, beschloss der Langenfelder Stadtrat in Langenfeld 14 Stolpersteine zu verlegen, die an ehemalige Langenfelder Bürgerinnen und Bürger erinnern sollen, die beim Holocaust ihr Leben verloren haben.

Der Ratsbeschluss sah vor, dass zunächst keine Stolpersteine für Langenfelder jüdischen Glaubens verlegt werden, die von einer anderen Stadt aus deportiert wurden.

Bisher sind lediglich 10 Stolpersteine verlegt worden. Die Durchführung des Ratsbeschlusses ist auch nach 10 Jahren noch nicht erfolgt!!

Die „Stolpersteine“ sind eine Mahnung gegen das Vergessen. Name, Geburts- und Todesjahr sowie Erinnerungen sind das Einzige , was von den deportierten und ermordeten Opfern des Nationalsozialismus übrig geblieben ist.

In Zeiten vermehrter rechter Gewalt in der Bundesrepublik wollen wir ein Zeichen setzen.

Wir überlegen einen Bürgerantrag an den Rat der Stadt zu stellen!!

Für den Felix-Metzmacher-Freundeskreis
Rolf D. Gassen und K.- H. König

Autor:

Rolf D. Gassen aus Langenfeld (Rheinland)

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