24. Kinofest Lünen: Strahlende Preisträger & fliegendes Konfetti

Regisseurin Anne Thoma gewann mit ihrer Dokumentation "Miles & War" die Lüdia.
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  • Regisseurin Anne Thoma gewann mit ihrer Dokumentation "Miles & War" die Lüdia.
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Lünen ist und bleibt einfach die Härte. Dem Kinofest sei Dank. Auch die Preisvergabe des 24. Kinofests war am Sonntagabend gewohnt erfrischend locker und unterhaltsam.

Zu verdanken war dies einem wieder mal blendend aufgelegten Moderatoren-Duo mit Antje Knapp und Peter Dirmeier, sympathischen und strahlenden Preisträgern sowie alten Bekannten in den Jurys. Und nicht zuletzt konnte man wieder einmal den Hut vor den beiden Schülerjurys ziehen, die sich im voll versammelten Kinosaal mehr als gut präsentierten und ihre Entscheidung sehr gut begründeten.

Schade dagegen: In diesem Jahr konnten ungewohnt viele Preisträger nicht persönlich anwesend sein. "Bei Filmschaffenden ist das so, mal sind sie gerade im Ausland oder müssen sich um den kleinen Nachwuchs kümmern. Mal sogar beides", entschuldigte Moderatorin Antje Knapp die Abwesenden.

"Kinofest macht eben glücklich", stellten die zwei Moderatoren dafür wiederholt fest. Der einzige traurige Aspekt: Viel zu schnell verging das Kinofest wieder einmal, so müssen sich die Kinofestfreunde ein wenig gedulden, wenn Mitte November 2014 die 25. Auflage ansteht.

Höhepunkt am Schluss der kurzweiligen Preisvergabe am Sonntagabend war natürlich die Bekanntgabe des Hauptpreises, der Lüdia. Hier konnte sich Anne Thoma freuen. Ihr Dokumentarfilm MILES & WAR hatte das Lüner Publikum überzeugt. Die attraktive Regisseurin war zunächst etwas verdutzt vor Freude und vor Rührung sogar den Tränen nahe. Sichtbare Freude ist eben das schönste Dankeschön bei einer Preisvergabe, die dazu auch 10.000 Euro einbrachte.

Ein besonderes Erlebnis gab es noch für den Juror und Vorjahrespreisträger Marian Lux. Er bekam auch zu seiner Überraschung ein Geburtstagsständchen gesungen - vom gesamten Kinosaal. Dazu bekam er ein nettes Partyhütchen auf und eine Ladung Konfetti von Antje Knapp verpasst. Die Moderatorin hatte zudem "aus Versehen" noch eine weitere Geschichte von Marian Lux vorgetragen: Der Filmmusiker war aus Versehen mit dem falschen Koffer angereist, musste sich in Lünen neu einkleiden.

Mit seiner 24. Ausgabe wurde das Kinofest Lünen seinem Ruf als beliebtes Publikumsfestival mehr als gerecht. Die Auslastung lag mit einer Besucherzahl von 8.000 bei rund 80 Prozent. Bei der Abschlussgala wurden elf Preise im Gesamtwert von mehr als 30.000 Euro vergeben, vier davon als Publikumspreise, sieben weitere als Juryentscheidungen. Im Anschluss an die feierliche Preisverleihung wurde die deutsch-israelische Produktion YOUTH vom Produzenten Sol Bondy präsentiert.

Die Preise des 24. Kinofests Lünen in der Übersicht:

LÜDIA 2013
Der mit 10.000 Euro dotierte Publikumspreis LÜDIA geht an den Dokumentarfilm MILES & WAR von Anne Thoma. Sie porträtiert drei private internationale Berater, Friedens-Unterhändler, und ihre Arbeit in den Krisengebieten dieser Welt. Eine Arbeit, die teilweise unter extremer Geheimhaltung und persönlicher Gefahr, in Hotellobbys, auf Business Class Flügen und Konferenzräumen stattfindet und dort ansetzt, wo die offizielle Politik gescheitert ist.
Der Preisträgerfilm wird außerdem bei den 28. Bozner Filmtagen 2014, dem Partnerfest des Kinofests Lünen, präsentiert.

ERSTE HILFE

Den Wettbewerb für kurze Kurzfilme „Erste Hilfe“ konnte Sylvie Hohlbaum mit ihrem 15minütigen Dokumentarfilm BEIGE für sich entscheiden. BEIGE spürt ebenso interessiert wie humorvoll der Frage nach, warum Menschen ab einem gewissen Alter der Farbe Beige den Vorzug geben. Sylvie Hohlbaum erhält den mit 1.600 Euro dotierten Preis.

ERSTER GANG
Den Preis für den besten mittellangen Kurzfilm „Erster Gang“ ging an Aleksandar Jovanovic für MIT DU. Seine musikalische Beziehungskomödie, in der sich jeder Großstadt-Single wiedererkennen kann, sprüht von Ideen und hat das Publikum bezaubert. Der Preis ist mit 1.600 Euro dotiert.

RAKETE Kinder- und Jugendfilmpreis
Den Publikumspreis „Rakete“ erhält Axel Ranisch für seinen Film REUBER. Das junge Lüner Publikum war begeistert vom anarchischen Charme der Geschichte des Jungen Robby, der bei Herrn Reuber in die Räuberschule geht. Die von Lüner Familien gestiftete RAKETE ist mit 3.000 Euro dotiert. REUBER kommt 2014 in die Kinos.

Die Jurypreise

PERLE – Preis für Frauen in der Filmbranche
Der Preis zeichnet Frauen in der Filmbranche aus und war diesmal in der Sparte Regie Spielfilm ausgelobt worden. Die PERLE ist mit 1.800 Euro dotiert. Die Jurymitglieder – Roswitha Ester (Produzentin), Britta Imdahl (Schauspiel-Agentin), Joachim Ortmanns (AV-Gründerzentrums NRW, Produzent) – vergaben den Preis am Abend an FINSTERWOLRD von Frauke Finsterwalder.

„Unsere Preisträgerin präsentiert uns ein Kaleidoskop von deutschen Befindlichkeiten unter dem Brennglas eines distanzierten Blickes. Sie führt ein hervorragendes Ensemble sicher durch eine Vielzahl von miteinander verbundenen Erzählsträngen. Befremdliche Lebensrealitäten werden uns mit großer Selbstverständlichkeit und pointierten Dialogen nahegebracht.

Die Jury spricht außerdem eine lobende Erwähnung für den Film TORE TANZT von Katrin Gebbe aus, da „...die Regisseurin sich eines äußerst schwierigen Themas auf besondere Weise annimmt und mit ihren großartigen Darstellern eine nachhaltige Leistung vollbracht hat“.

Preis für das beste Drehbuch
Die Jury für das beste Drehbuch hatte die Filme des LÜDIA-Wettbewerbs zur Auswahl, darunter drei Dokumentarfilme. Aus diesem Grund vergibt sie den Preis an das erzählerische Konzept, das sie am stärksten beeindruckt hat und entschied sich für den Dokumentarfilm DER KAPITÄN UND SEIN PIRAT von Andy Wolff. In der Jurybegründung von Sabine Holtgreve (NDR), Helene Christanell (Bozner Filmtage) und Thomas Springer (Produzent) heißt es:

„Autor und Regisseur Andy Wolff erzählt vor dem Hintergrund der Kaperung des Containerschiffes „Hansa Starvanger" die Geschichte der Beziehung zweier ungleicher Männer, nämlich des Kapitäns Krysztof Kotiuk und des somalischen Piraten-Anführers Ahado. Durch die Konfrontation der beiden Sichtweisen entsteht ein komplexes Bild der Situation auf dem Schiff. Aus dem Wechselspiel zwischen den gegenseitigen Abhängigkeiten und den Verhandlungen über Leben und Tod erwächst so etwas wie gegenseitiger Respekt. Die Jury war beeindruckt von dem mutigen Schritt, die beiden Persepktiven ohne Bewertung gegeneinander zu stellen. So entsteht ein Einblick in eine Welt, die wir so noch nicht erzählt bekommen haben.“

Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert.

PREIS FÜR DIE BESTE FILMMUSIK
Der Preis für die beste Filmmusik wird in diesem Jahr von Vorjahrespreisträger Marian Lux, Journalist Jörg Gerle und Regisseur Peter Timm vergeben. Sie zeichnen den Komponisten Conrad Oleak für seine Arbeit in dem Psycho-Thriller DIE FRAU HINTER DER WAND (Regie: Grzegorz Muskala) aus:

„Der Psychothriller lebt wie kein anderes Genre unmittelbar von der emotionalen Kraft – dem „emotional impact“ – der Filmmusik. Sie transportiert die Angst, aber auch die Lust an ihr. Sie wiegt den Zuschauer in Sicherheit und schlägt im nächsten Moment umso erbarmungsloser zurück, wenn das Böse im nächsten Augenblick seine Fratze zeigt. Das scheinbar Banale des Alltäglichen, das der Student Martin in Grzegorz Muskalas Film „Die Frau hinter der Wand“ durchlebt, wird durch Conrad Oleaks Spannungs-Musik auf eindrückliche Weise kontrastiert. So erlebt der Zuschauer eine Achterbahnfahrt aus Horror, Wahnsinn und einem Schuss Comedy.“

Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert.

BERNDT-MEDIA-PREIS
Seit 2001 stiftet der Bochumer Berndt-Media-Verlag den Preis für den besten Filmtitel um die Bedeutung des Titels für die Vermarktung und Akzeptanz eines Kinofilms zu betonen. Der Preis ist mit Marketingleistungen im Wert von 5.000 Euro dotiert. Die Jury-Mitglieder Sabine Holtgreve (NDR), Helene Christanell (Bozner Filmtage) und Thomas Springer (Produzent) zeichnen den Spielfilm TORE TANZT von Anne Gebbe aus. In der Jury-Begründung heißt es:

„Der Film erzählt den düsteren Parforceritt des jungen Jesusfreak Tore. Tore tanzt, strauchelt und unterwirft sich der Gewalt seiner auf den ersten Blick freundlichen Gastfamilie. Der markante, einprägsame Titel, lädt uns positiv dazu ein Tore auf seine Reise in die Dunkelheit zu folgen. Er greift die Ambivalenz der Hauptfigur auf. Aus dem tanzenden, glücklichen Tore wird ein Sklave, der nach der Pfeife seines Peinigers tanzt. Die Alliteration des Titels sorgt dafür, dass er schnell im Gedächtnis hängen bleibt und transportiert zugleich die zentralen Inhalte der Geschichte. Wir wünschen dem Film bei seinem Kinostart viel Erfolg!“

RUHRPOTT-Leserfilmpreis
Zum dritten Mal wurde der mit 1.500 Euro dotierte Ruhrpott-Preis, von einer dreiköpfigen Leserjury vergeben. Der Preis zeichnet in diesem Jahr einen Dokumentarfilm aus der Sektion „Extras“ aus. Die Leser Laura-Christin Grundmann, Michael Arndt und Achim Stoewer haben sich einstimmig für den Film MAMA AFRICA – MIRIAM MAKEBA von Mika Kaurusmäki entschieden, weil „diese Dokumentation Zeitgeschichte lebendig macht und sehr viel Menschlichkeit und Leid offenbart, aber ebenfalls eine unglaubliche Stärke zeigt, um das Schicksal bzw. das Leben zu bewältigen. Seine universelle Sprache ist die Musik.“

SCHÜLERFILMPREIS 10+
Jennifer Frickel, Julius Gottschalk, Marcel Gruß, Jona Krollmann, Jule Lauber, Lorenz Nigge, die Mitglieder der Schülerjury 10+, zeichnen die Bestseller-Verfilmung DIE SCHWARZEN BRÜDER von Xavier Koller aus. Der Film erzählt die Geschichte von Kaminkehrer-Jungen im Mailand des 19. Jahrhunderts. Der jungen Jury war begeistert, weil „man in dem Film viel aus einer vergangenen Zeit lernen kann und gleichzeitig in die spannende Abenteuergeschichte reingezogen wird. Er ist traurig und berührend und abenteuerlich gleichzeitig.“

Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert.

SCHÜLERFILMPREIS 16+
Die Jury 16+ zeichnet KAPTN OSKAR von Tom Lass mit dem Schüler-Filmpreis des Kreises Unna aus. Die in Improvisationen entwickelte moderne Liebesgeschichte im Berlin der 10er Jahre hat die Jurymitglieder Gina Langhoff, Florian Hüning, Olea Overhage, Nadea Daria Schlabbach, Felix Schock überzeugt:

„Auch ohne Drehbuch und großes Budget hat Tom Lass einen mitreißenden und humorvollen Film geschaffen. Unserer Meinung nach ist dies Improvisation der besten Art und Weise – ein Film zum schön finden.“

Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert.

Autor:

Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd

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