Er weiß, wie das All tickt

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Wo stand beim Untergang der Titanic am 14. April 1912 der Mond? Wo befinden sich heute Abend die Sternzeichen am Himmel und wann kann man Saturn, Venus oder Mars am besten am Abendhimmel bewundern? Schnelle Antworten gibt die selbst gebaute Uhr des Lüner Physikers Dieter Schlagheck.

Vier Jahre lang werkelte der Hobby-Astronom und Uhrenbastler an seinem sogenannten „Astrolabium“. Seit 2006 bietet das Schmuck- und Wunderstück nun auf einen Blick fast alles, was ein Astronom wissen möchte: z.B. Planetenkonstellationen, Sonnenauf- und untergang, Mondphasen, den Frühlingsanfang (20. März; 6.15 Uhr) und auch wann Ostern ist, denn der Feiertag fällt immer auf den Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond.

Die acht Zeiger geben stets die aktuelle Position der Planeten an und ob sie von der nördlichen Erdhalbkugel aus zu sehen sind. Genauer gesagt vom Hause des Lüner Physikers, haargenau auf diesen Koordinaten. „Nur Längengrade kann ich an der Uhr verändern“, erklärt Schlagheck.

Vom Jahr 1 bis 2499 sind alle Infos auch per Knopfdruck digital abrufbar. Vom Bauplan, über die Berechnungen der Planetenbahnen, bis hin zur 55 Seiten starken Programmierung des Prozessors in der Uhr: Alles hat Schlagheck höchstpersönlich entworfen. Dazu baute er zehn Motoren und Laserlichtschranken ein, auch die im Kreis angeordneten Zahnräder feilte er selbst.

Ob es jemanden gäbe außer ihm, der die Uhr reparieren könnte? „In Deutschland und auch auf der Welt wahrscheinlich nicht. Die Uhr ist ein Unikat“, sagt der Erfinder des hochkomplexen „Astrolabiums“, der auch schon mehrere Fachvorträge über sein kleines Meisterwek gehalten hat.
Schlagheck bietet beim Zeigen der Uhr auch einen kleinen Einblick in die Geschichte der Zeitmessung. „Die Leute im Mittelalter waren viel schlauer als wir“, sagt der Lüner mit einem Schmunzeln. Damals waren zwölf Stunden Nacht so lang, wie es auch dunkel war. So waren im Winter 12 Stunden nachts länger als im Sommer.

Die Menschen richten ihre Zeitmessung und Einteilung jedenfalls schon lange nach der Sonne. So auch heute, nur etwas anders als im Mittelalter. Um die elliptische Laufbahn der Erde um die Sonne und die Jahreszeiten in Verbindung mit genormten Stundeneinheiten und Jahresrhythmus zu bringen, gibt es unter anderem auch das Schaltjahr.

Das Weltall ist fest verknüpft mit unserer Zeit. „Genau genommen geht die Sonne meistens falsch zur Uhrzeit“, erläutert Schlagheck. Nur die sogenannte „Sternzeit“ ist ganz präzise- die Sonne scheint sich geringfügig langsamer um die Erde zu drehen, als die Sterne. Und diese Sternzeit kann Schlagheck an seiner Uhr selbstverständlich auch ablesen.

Eine kleine Spielerei am Rande baute der Hobbyastronom auch ein: „Ein ungeschriebenes Gesetz hier im Hause: In der warmen Jahreszeit kommt Zitrone in den Tee. Ein wenig Rum in der kalten Jahreszeit“, so Schlagheck. „Zitrone in den Tee!“ zeigte das Gerät dann auch dementsprechend an, als der Frühling begann.

Übrigens: beim Untergang der Titanic schien der Mond nicht. Es war völlig dunkel. Das hatte Schlagheck mal aus Interesse schnell überprüft.

Autor:

Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd

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