Ärztemangel wird zum Problem

Dr. Thomas Sültrup hört am 31. März auf.

"Ärztemangel" – ein Schlagwort, das wohl auch vor Ort zum Problem wird. Ein Beispiel: Der Lüner Hausarzt Dr. Thomas Sültrup geht in den Ruhestand und seine Praxis ist nicht die erste in Lünen, für die es keinen Nachfolger gibt. Ein Problem für die rund 2.800 Patienten, die ein neuen Hausarzt suchen müssen. Und ob die Ärzte in der unmittelbaren Umgebung alle Patienten aufnehmen können, bezweifelt nicht nur Dr. Sültrup.

Ein Problem, das in Zukunft wohl verstärkt auftreten wird. In Lünen gibt es aktuell 50 Hausärzte, von denen 38 Prozent älter als 60 Jahre sind, teilt Christopher Schneider, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe mit. In absehbarer Zeit werden mehr als 20 Hausärzte in den Ruhestand treten. Nachwuchs ist nicht in Sicht. „Der Bedarf an Hausärzten wird aktuell, als auch perspektivisch nicht gedeckt“, so Schneider.

Am 31. März, wird Hausarzt Dr. Thomas Sültrup, der seit 31 Jahren praktiziert, seine Praxis schließen. Seit Anfang 2011 ist bei der Kassenärztlichen Vereinigung und in diversen Fachorganen bekannt, dass für die Praxis ein Nachfolger gesucht wird. Ohne Erfolg.

Gerade Praxen mit einem Arzt haben es schwer. „Weibliche Hausärzte können durch Familienplanung nicht immer Vollzeit arbeiten. Deshalb sind Gemeinschaftspraxen flexibler für Ärzte“, so Sültrup. Und weil es nur wenige Bewerber gibt, können die sich unter den zahlreichen Praxen ihre „Wunschpraxis“ herauspicken. „In Unna und Dortmund werden 35 Praxen abgegeben, es gibt dafür maximal fünf Bewerber“, berichtet der 64-jährige Lüner.

Der Bedarfsplan für Arztpraxen im Kreis Unna sei gedeckt, somit könnten Hausärzte auch nicht einfach selbst Praxen neu eröffnen. Warum der Beruf Hausarzt wohl so unattraktiv ist? „Zum einen ist die Ausbildung zum Allgemeinmediziner aufwendiger für Kliniken als bei Fachärzten. Während angehende Hausärzte ständig die Abteilungen wechseln, sind Fachärzte lange in einer Abteilung und vollwertige Unterstützung und Entlastung für den Chefarzt. Dazu das Finanzielle: Die Möglichkeiten, als Facharzt mehr zu verdienen, ist bedeutend höher“, erläutert Sültrup.

Als Arzt muss er sich mit den Problemen im Medi-zinsektor nun nicht mehr beschäftigen. Er will mit Ehefrau Gertrud, die als Hebamme arbeitet, den Ruhestand genießen. „Als Wohnmobilfahrer können wir ungezwungen Touren machen, wie nach Sizilien.“ Dazu hat er nun Zeit für seine sportlichen Hobbys: Tanzen, Radfahren und Nordic Walking. „Obwohl der Ruhestand schon eine Klippe sein wird, muss man den täglichen Rhythmus finden.“
Blickt Sültrup zurück, würde er wieder den Beruf ausüben. Er war gerne Arzt und findet es „besonders bedrückend“, dass seine Patienten Schwierigkeiten haben, einen neuen Hausarzt zu finden.

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Autor:

Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd

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