Finanzen: Lockdown wird zum Problem

Den Unternehmen fehlt das Geld in der Kasse, das wird mit zunehmender Dauer des Lockdowns mehr und mehr zum Problem. | Foto: Magalski
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Geld kommt nicht in die Kasse, doch Miete, Löhne und viele andere Posten müssen sie weiter zahlen - der Lockdown wird für Betriebe zunehmend zum existenziellen Problem. Die Corona-Hilfen des Staates ändern meist nichts an dieser Situation.

Im Frühjahr wirkte die Idee der Politik wie ein Lichtblick: Geld, um den Unternehmen durch den Lockdown zu helfen und "die Hilfen waren auch wirklich sehr, sehr schnell auf dem Konto", erinnert sich Nicole Bielicki, Friseurmeisterin und Inhaber von "Makeover" by Nicole Bielicki. Im Nachhinein hat die Corona-Hilfe aus dem Frühjahr aber mehrere Haken. "Die Soforthilfe zählt als Einkommen und wird entsprechend versteuert, aber wir müssen nun eh - wie viele andere Friseure auch - das Geld zurückzahlen, weil wir nach den Vorschriften für die Hilfen nach Ende des Lockdowns zuviel verdient haben", erzählt Bielicki. "Kein Wunder, denn nach dem Lockdown im Mai mussten viele Kunden zum Friseur und entsprechend hoch war die Kunden-Frequenz im Salon. Im Moment sind ihre Mitarbeiterinnen wieder in Kurzarbeit, teilweise nahmen sie auch Urlaub. Nicole Bielicki muss ihre laufenden Kosten, etwa für Krankenkasse, Steuern und Miete, aus ihren Ersparnissen bestreiten, die Rücklagen aus zehn Jahren Selbstständigkeit sind nun bald auf Null. Im Kreis der Friseure fürchten viele, das hört Bielicki immer wieder in Gesprächen, um ihre Existenz.

"Gehalt unter Hartz-IV-Satz"

"Im Moment dreht sich das Karussell nur in eine Richtung, wir haben nur Ausgaben und solange die Tür zu ist, kommt auch kein Geld rein", beschreibt Friseurmeister Werner Middel die aktuelle Situationen. Das Finanzamt buche nächste Woche zum Beispiel die Umsatzsteuer ab und die Middels, die eine reine Friseur-Familie sind, leben von ihren Ersparnissen. Vor Ende Januar wird sich das auch auf keinen Fall ändern und so brauchen Familie Middel und ihre Mitarbeiter vor allem eines: Geduld. Michael Isselhorst ist der Inhaber der Trauminsel in Lünen, einem Bettenfachgeschäft. "Betten und Matratzen sind vor allem ein Wintergeschäft, deshalb trifft uns dieser Lockdown besonders hart", erklärt Isselhorst. Im Frühjahr war die Corona-Hilfe in Höhe von neuntausend Euro schnell auf seinem Konto " und das war auch bitter nötig", zweitausend Euro davon standen ihm zu als Unternehmergehalt. "Eine Summer dieser Höhe für drei Monate ist ein Einkommen unter dem Hatz-IV-Satz". Rücklagen, von denen er nun in der Krise zehren kann, konnte Isselhorst bisher kaum bilden, denn die Trauminsel ist erst seit fünf Jahren am Markt und bis zum Sommer zahlte er noch den Gründerkredit. Die Schritte zur Eindämmung der Pandemie könne Isselhorst nachvollziehen, unvorstellbar sei für ihn aber, dass der Einzelhandel bei den Infektionen eine bedeutende Rolle spiele, denn "dass passiert vermutlich eher im Privaten." Michael Isselhorst: "Ende Januar wieder öffnen zu dürfen, darauf hoffen wir und dafür beten wir, im Moment fehlt uns aber der Glaube."

"Lockdown kostet Arbeitsplätze
"

Ein Problem werde der Lockdown zunehmend auch für das Kraftfahrzeuggewerbe in Lünen und Dortmund, berichtet Christoph Haumann, Obermeister der Kraftfahrzeug-Innung Dortmund und Lünen. "Die Verkaufsräume sind überall geschlossen, durchführen dürfen die Betriebe nur Reperaturen“, so Haumann. Service oder der Online-Verkauf von Fahrzeugen sei aber für die meisten Autohäuser nicht ausreichend, um zu überleben und deshalb müsse der Fahrzeughandel vor Ort dringend aufrechterhalten werden, sonst ständen gerade kleine und mittlere Betriebe vor existentiellen Schwierigkeiten. Haumann: "Der Lockdown kostet Arbeitsplätze.” Verkaufsräume müsse man wieder öffnen, um die Erlöse der Betriebe auf ein existenzsicherndes Niveau heben zu können, appelliert Haumann. In Thüringen haben Autohäuser diese Möglichkeit. Kunden und Mitarbeiter seien in Autohäusern, die meist eine große Verkaufsfläche haben, deutlich sicherer als an der Kasse des Lebensmittel-Discounters. "Oder haben Sie schon einmal eine Menschenschlange im Autohaus gesehen", fragt Haumann.

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Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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