Sparkasse Lünen | Öffentliche Veranstaltung eine Farce

Zweckverbandsversammlung Sparkasse Lünen-Selm eine Farce
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Lünen: Sparkasse Lünen | .

Am 19.05.2015 hatte die Zweckverbandsversammlung der Sparkasse Lünen-Selm zur Sitzung eingeladen.

Die Tagesordnung lautete wie folgt:
Öffentlicher Teil:

TOP 1: Bestimmung der Protokollanten
TOP 2: Jahresabschluss 2014 der Sparkasse Lünen
TOP 5: Mitteilungen
Nicht Öffentlicher Teil:
TOP 3: Jahresabschluss 2014 der Sparkasse Lünen — Entlastung der Organe —
TOP 4: Genehmigung der Wiederbestellung eines Mitglieds des Vorstandes der Sparkasse Lünen durch den Verwaltungsrat

Der Verlauf des öffentlichen Sitzungsteils glich einer Farce (Synonyme für Farce: Burleske, Komödie, Posse, Schwank, Klamotte, Lustspiel, leeres Getue, nichts sagendes Getue).
Und diesen Begriffen entsprach die Veranstaltung in allen Ausprägungen.

Es waren leider nur drei Zuhörer anwesend, die Presse war nicht präsent und hatte nach eigenem Bekunden (vorsichtshalber?) keine Einladung erhalten

Ein Zuhörer war vom schnellen Ablauf der Veranstaltung dermaßen überrascht, dass er seine Tasse Kaffee halb ausgetrunken stehen lassen musste.

Die drei öffentlichen Themen wurden in rund 15 Minuten abgehandelt. Die Benennung der Protokollanten dauerte in etwa so lange, wie der TOP "Jahresabschluss 2014".

Im Einzelnen:
TOP 1: Bestimmung der Protokollanten ---> zügig erledigt.

TOP 2: Jahresabschluss 2014 der Sparkasse Lünen ---> zügig erledigt.
Zitat des Versammlungsleiters "Der Jahresabschluss ist allen Anwesenden postalisch zugestellt worden. Fragen? Keine, dann wird über die Genehmigung abgestimmt."
Ergebnis: Einstimmig angenommen!

Üblicherweise ist es bei den anderen Beteiligungen der Stadt üblich, der interessierten Öffentlichkeit zumindest in verkürzter Form den jeweiligen Jahresabschluss als PowerPoint-Darstellung vorzustellen.
Hier keine Rede davon!
Kein Wort zur Ergebnisentwicklung gegenüber Vorjahr, kein Wort über die Entwicklung des Geschäftsvolumens, kein Wort zur geschäftspolitischen Ausrichtung!

Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse, Ulrich Fischer, hat es sich dann zumindest nicht nehmen lassen darauf hinzuweisen, dass die Sparkasse an die Stadt Lünen 850 TEUR und an die Stadt Selm 150 TEUR (beides vor Steuern) ausschütten wird. Das entspricht bei einem Steuersatz von ca. 35 % Netto ca. 552 TEUR für Lünen (also weniger als die vom Kämmerer geplanten 680 TEUR!) und ca. 98 TEUR für Selm.

Bedrückend (oder bezeichnend?) konnte allerdings empfunden werden, dass die anwesenden Gremiummitglieder, alles gestandene Ratsvertreter, nicht die Gelegenheit ergriffen haben der interessierten Öffentlichkeit mittels Nachfragen ein etwas breiteres Bild über den Jahresabschluss der Sparkasse zu vermitteln.

Da die Versammlung den Jahresabschluss diskussionslos einstimmig genehmigt hat, müssen sich die Anwesenden demnächst auch die Frage nach Ihrer persönlichen Bewertung der Zahlen nach deren Bekanntwerden (spätestens durch Veröffentlichung im Bundesanzeiger) gefallen lassen.

TOP 5: Mitteilungen
Hier wurden vom Sparkassenvorstand Allgemeinplätze verkündet, wie:

— Für Einlagen bei der Bundesbank müssen "Negativzinsen" von 0,2 % bezahlt werden.

— Rund 350 Mio. EUR Schuldverschreibungen und Pfandbriefe im Handelsbestand der Sparkasse "suchen" nach adäquaten Wiederanlagerenditen.

— Das Jahr 2015 ist wegen der "Zinsschwäche" nicht zum "jubeln", aber gibt auch noch nicht zur Sorge Anlass.

— Die Regularien der Ordnungsinstanzen ( u.a. wegen des Meldewesens, Basel 3) sorgen für eine umfangreiche Beschäftigung.

— die Einlagensicherungsabreden sind in Fluss und Diskussion bis Mitte 2015.
Auf Nachfrage bestätigt der Sparkassenvorstand die bestehende gesetzliche Absicherung für Privatpersonen bis 100 TEUR und eine unlimitierte Absicherung durch die Sparkassenorganisation für alle Anleger.

Abschließend wurde aus dem Kreis des Gremiums noch die Frage nach dem Stand der Fusion mit der Stadtsparkasse Werne gestellt.
Antwort: Nichts Neues, die Vorstände beider Sparkassen wickeln ihren Prüfungsauftrag ab.

Anmerkungen zu vorstehenden Punkten aus dem Öffentlichen Sitzungsteil:

(1) Wie dargestellt, die Abwicklung des öffentlichen Sitzungsteils entsprach einer Farce.
Wie es üblich ist bei nicht transparenten Sachverhalten, lässt sich nun trefflich darüber spekulieren, ob die Sparkasse Lünen-Selm überhaupt ein erfolgreiches Jahr 2014 abschließen konnte. Offensichtlich wird für das laufende Jahr 2015 zunehmend schweres Wetter erwartet.
Also ist die Fusion doch eine Veranstaltung aus der Not heraus?
(In diesem Zusammenhang: Was sollte der explizite Hinweis auf die Diskussion um die Sicherung der Kundeneinlagen?).

Hinweis:
Die ganze Abwicklung des Fusionsthemas widerspricht allen gängigen Gepflogenheiten eines solchen Vorhabens.
Übrigens: Wer ist der "Auftraggeber" für die Fusionsgespräche, laut Vorstand wickelt man derzeit die Prüfungs"aufträge" ab?

Üblicherweise werden erste Sondierungen und Prüfungen aufgenommen ohne Beteiligung der Öffentlichkeit.
Wird dann ein positives Ergebnis erreicht, wird die Öffentlichkeit informiert.

Hier verfolgt man eine falsche Schrittfolge.
Der Zeitrahmen der Fusionsprüfung ist offen.
Die Sparkassenkunden sind verunsichert.
Sie wissen nicht, wie das neue Gebilde aussieht und was dann an Umstellung auf sie zukommt (Änderungen IBAN, Konditionen, Anlaufstellen, etc.).
Die gleiche Ungewissheit gilt für die Angestellten.
Keiner weiß, mit welchem Personalstamm weitergearbeitet wird. In der Regel überlegen sich die gut qualifizierten Mitarbeiter, ob sie nicht vorbeugend ihren Arbeitgeber wechseln.

(2) Der Stadtkämmerer Lünen streicht weniger Ausschüttung ein als geplant. Der Differenzbetrag mit rund 130 TEUR ist einerseits ein relativ geringer Betrag für die Stadt Lünen, andererseits aber immerhin gleichbedeutend mit der Jahreszinslast für einen Kredit von rund 10 Mio. EUR!

(3) Die Klagen des Sparkassenvorstandes über sich verändernde Marktgegebenheiten ist nun wahrlich kein spezifisches Thema der Sparkasse Lünen-Selm.
Eigentlich umfasst dies alles Veränderungen des Geldmarktes, die auch jeden Kleinkunden treffen, der ebenfalls nach Lösungen für diese Themen suchen muss.

Hier darf die Frage gestellt werden, wie die strategische Aufstellung der Sparkasse aussieht, also wie die Geschäftspolitik geplant ist. Die Beantwortung muss gefunden werden durch den Vorstand und durch den Verwaltungsrat (Auftrag gemäß § 15 Sparkassengesetz NRW).

Wenn darüber hinaus aufgezeigt wird, dass Formerfordernisse wie das Meldewesen ( Erklärung: monatliche / quarteilweise Statistikmeldungen an die Bundebank) zeitlich belasten, muss zeitnah geprüft werden, ob der Hardware- und Softwarepark für die üblicherweise durch EDV-Unterstützung automatisierten Verfahren bei der Sparkasse noch zeitgemäß ist.

Ein Denkanstoß:
Die Zeiten der Geschäftsausweitung durch "automatische" neue Baufinanzierungen aus den Neubauprojekten der Siedlungen Wethmar Mark und Lüner Heide sind naturgemäß vorbei. Vielleicht sollte man nun einen Konsolidierungskurs mit einer Abschmelzung des Bilanzvolumens angehen.

Auch Kleiner kann lukrativ sein.
Die Volksbank Selm-Bork hat aktuell ihren Jahresabschluss 2014 veröffentlicht.
Sie hat mit einem Bilanzvolumen von 280 Mio. EUR (1/5 der Sparkasse) ein Jahresergebnis von fast 1 Mio. EUR (wie Vorjahr) erwirtschaftet. Und das trotz um 0,8 Mio. EUR angestiegener Personal- und Sachaufwendungen. Die Sparkasse erwirtschaftet offiziell seit Jahren ein Ergebnis unter 400 TEUR.
Und dann keine Fragen zum Jahresabschluss 2014 der Sparkasse?

(4) Erfolgreiche Unternehmen sind stolz über ihre Leistungsfähigkeit berichten zu können (siehe Volksbank Selm-Bork), die Sparkasse Lünen-Selm hält den Deckel auf ihre Zahlen solange sie kann, Fragen?

(5) Der Leitgedanke Transparenz verfolgt die Sparkasse auch in anderen Themenfeldern.
Die Volksbank beziffert freizügig ihren Beitrag zur Förderung gemeinnütziger Organisationen und Institutionen öffentlich (70 TEUR).
Die in der Öffentlichkeit als soziale Förderinstitution in Lünen geschätzte Sparkasse gibt allerdings auch hierzu keine Auskunft, überschätzt die Öffentlichkeit die Zuwendungsbereitschaft?

Man darf gespannt sein, wie die durch Presse bekannt werdende oder anhand der Bundesanzeigerveröffentlichung alsbald einsehbare Zahlen 2014 der Sparkasse Lünen-Selm wirklich aussehen und ob vielleicht die kleinere Stadtsparkasse Werne die Führung in einem fusionierten Institut übernehmen wird.

Bis jetzt zumindest kann den handelnden Personen der Sparkasse Lünen-Selm, Vorstand, Verwaltungsrat, Zweckverbandsversammlung, eine kundengerechte oder öffentlichkeitsgerechte Informationsbereitschaft abgesprochen werden.

Autor:

Reiner W. Dzuba aus Lünen

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