Schlag gegen Betrügerring: Durchsuchungen und Festnahmen

Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht über die dreisten Betrüger berichtet wird, die sich am Telefon als Polizisten vorstellen und nur eines im Sinn haben - ihre Opfer, zumeist Seniorinnen und Senioren, um deren Geld zu bringen.

Boten  des Betrügerring

Eine eigens eingerichtete sechsköpfige Ermittlungskommission der Kreispolizeibehörde Borken konnte in den vergangenen Tagen in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Münster mehrere Personen festnehmen, die im dringenden Verdacht stehen, als Boten Teil des Betrügerrings gewesen zu sein.
Die monatelangen intensiven Ermittlungen gegen zehn Personen aus Bocholt und Monheim am Rhein hatten den Tatverdacht so erhärtet, dass auf Antrag der Staatsanwaltschaft Münster richterliche Durchsuchungsbeschlüsse erlassen wurden.

Callcenter in der Türkei

Die Beschlüsse wurden in den vergangenen Tagen durch die Ermittlungskommission umgesetzt. Dabei wurden sie von weiteren Kriminalbeamten aus Borken und Bocholt unterstützt. Acht Wohnungen in Bocholt und eine Wohnung in Monheim am Rhein wurden durchsucht. Die Ermittler stellten zahlreiche Beweismittel sicher, unter anderem Schmuck, Bargeld in vierstelliger Höhe und Mobiltelefone.
Nach derzeitigem Ermittlungsstand werden die betrügerischen Anrufe zum Nachteil der Senioren aus einem Callcenter in der Türkei geführt. Von dort werden "Abholer" zu den Wohnanschriften der Opfer geschickt, sobald diese überzeugt werden konnten, dass ihre Wertsachen zuhause nicht sicher sind und dringend an angebliche Polizeibeamte übergeben werden müssen.

Teilweise handelt es sich bei den Abholern um ahnungslose Personen, die sich über Internetportale auf eine Stelle als Kurierfahrer bewerben und gutgläubig die Wertgegenstände bei den Senioren abholen.

Geldtransfer in die Türkei

Bei den meisten der nun Beschuldigten besteht aber der Verdacht, dass sie unmittelbaren Kontakt mit dem türkischen Callcenter unterhielten und sich nicht nur um Geldabholungen vor Ort bei den Senioren, sondern auch um den Einsatz erbeuteter EC-Karten an Geldautomaten, um den Verkauf von Gold und Schmuck und um den Geldtransfer in die Türkei kümmerten.

dem Haftrichter vorgeführt

Es handelt sich um Bocholter im Alter von 18, 20, 25, 32, 44 und 47 Jahren, drei Bocholterinnen im Alter von 26, 27 und 37 Jahren, sowie eine 29-Jährige und einen 33-Jährigen aus Monheim.

Der 25-jährige aus Bocholt leistete zusammen mit seinem Bruder und seinem Vater bei der Durchsuchung erheblichen Widerstand und schlug einem der Beamten mit der Faust ins Gesicht. Dazu wurde ein gesondertes Strafverfahren eingeleitet.

Die Tatverdächtigen sind teilweise geständig. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Münster wurden die 26- und 27-jährigen Bocholterinnen und zwei Bocholter im Alter von 25 und 47 Jahren dem Haftrichter vorgeführt. Es erging in allen vier Fällen ein Haftbefehl. Die Personen befinden sich inzwischen in Justizvollzugsanstalten.

bandenmäßiger Betrug

Der Vorwurf lautet gewerbs- und bandenmäßiger Betrug. Dabei handelt es sich um einen Verbrechenstatbestand, der mit Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr bis zu zehn Jahren unter Strafe gestellt ist. Konkret werden den Inhaftierten bislang 16 Taten mit einer Gesamtschadenssumme in einer Höhe von ca. 96.000 Euro vorgeworfen.

Die Ermittlungen dauern an, da der Verdacht besteht, dass weitaus mehr Taten (ca. 200) mit einer Gesamtschadenshöhe von ca. 275.000 Euro auf das Konto der Bande gehen. Die örtlichen Schwerpunkte der Taten lagen im Großraum Bocholt aber auch im Ruhrgebiet. Glücklicherweise fielen die meisten Geschädigten nicht auf die Masche herein, so dass es überwiegend bei Betrugsversuchen blieb.

Senioren massiv unter Druck gesetzt

Die Täter gingen teilweise äußerst perfide vor. Beispielsweise wurde eine 95-jährige Seniorin von einer der Beschuldigten mit einem Pkw zu deren Hausbank gefahren, um dort vermutetes Bargeld erlangen zu können. Der Versuch misslang letztlich.

Unter dem Vorwand, dass in der Nachbarschaft Straftaten verübt worden seien, wurden einige Senioren über Tage massiv unter Druck gesetzt. Sie wurden gezielt angewiesen, sich niemandem anzuvertrauen, um die angeblichen polizeilichen Ermittlungen nicht zu gefährden. Diese Zeit nutzten die Täter, um das jeweilige EC-Karten-Tageslimit über längere Zeit auszuschöpfen.

Der Großteil der Beute wurde durch die Bande in die Türkei transferiert. Die Ermittlungen zu den in der Türkei handelnden Tätern dauern an.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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