Konzept für Kulturpolitik in Westfalen vorgestellt

Rekonstruktion steinzeitlichen Getreidemahlens in Augmented Reality.
Copyright: Puppeteers I Sebastian Heger
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Träger unter ander em von 18 Museen, hat ein neues "Kulturpolitisches Konzept" für die eigene Kulturarbeit entworfen. Nach Verabschiedung durch die politischen Gremien des LWL hat LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger das Konzept am in Herne vorgestellt.

"Auch für die Kultur haben sich die Rahmenbedingungen radikal verändert: das Publikum, die Museen mit ihren Ausstellungen und Angeboten, die Ansprüche der Zielgruppen, die Durchdringung mit Digitalisierung. Darauf müssen wir reagieren, ohne Bewährtes aus dem Blick zu verlieren", so Rüschoff-Parzinger.

Bezugspunkt Region

Bezugspunkt bleibe die Region Westfalen-Lippe. Hier finde sich das Fundament, das das positive Verhältnis der Menschen zu ihrer Heimat und ihrer Herkunft vermittle. Gleichzeitig richte das Konzept den Blick auf die "Bezüge zum Rest der Welt und die aktuellen Entwicklungen in Gesellschaft und Politik".

Kompass, nicht Fahrplan

Das Konzept basiere auf einer kritischen Analyse und verstehe sich nicht als statischer Handlungsleitfaden. Vielmehr soll es flexibel und offen sein und sich immer wieder mit dem gesellschaftlichen Umfeld auseinandersetzen. Rüschoff-Parzinger: "Wir verstehen das Konzept als Kompass und nicht als starren Fahrplan für die Ausrichtung unserer künftigen Politik. Gleichzeitig ist es eine Einladung zum steten Dialog und Austausch mit allen Kulturakteuren und der Politik, vor allem aber mit den Menschen, die mit dieser Kultur leben und arbeiten."

Zehn kulturpolitische Ziele umreißen die neue Leitlinie. Laut der LWL-Kulturdezernentin geht es darum, möglichst viele Menschen mit den Kulturangeboten anzusprechen. "Kinder und Jugendliche kommen nicht mehr selbstverständlich in unsere Museen. Sie müssen wir mit Gestaltungsräumen und Erlebnissen begeistern. Neue Formate und Formen sind gefragt - mögliches Scheitern mit dem einen oder anderen Experiment inbegriffen." Zeitgemäße Vermittlungsformen seien zu entwickeln, um Bürger mit unterschiedlichen Bildungshintergründen, Kinder und Jugendliche, Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte oder Menschen mit und ohne Behinderung zu erreichen.

"Menschen zur Kultur in den Städten, Kultur zu den Menschen aufs Land"
Der ländliche Raum dürfe nicht bloßes Hinterland einer Metropolen-Kultur werden. Rüschoff-Parzinger: "Wir müssen die Menschen zur Kultur in die Städte bringen, aber auch die Kultur zu den Menschen auf dem Land." Als Beispiel nannte sie die Stiftung Kloster Dalheim, das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur in Lichtenau (Kreis Paderborn). Hier sei es gelungen, im ländlichen Raum mit hochkarätigen Angeboten wie den Konzerten des Dalheimer Sommers Gäste anzuziehen und zu begeistern.

Digitale Transformation

Die digitale Transformation bedeute für Museen nicht, dass die Originale und ihre Aura zugunsten von Simulationen an Mobilgeräten überflüssig gemacht würden. "Wir müssen in den Museen der Zukunft weiter Wissen vermitteln, aber das Wissen mit digitalen Mitteln aufschlüsseln und die Forschung mit digitaler Technik leichter machen", sagte Rüschoff-Parzinger. Digital ergänzte Präsentationen von Exponaten wie im LWL-Museum für Archäologie in Herne oder Virtual-Reality-gestützte Rundgänge seien nur der Anfang.

Maßnahmen

"Im kontinuierlichen Dialog mit der Politik werden wir in den nächsten Jahren konkrete Vorschläge entwickeln und umsetzen", so Rüschoff-Parzinger weiter. Konkrete Maßnahmen seien in Planung.

Dazu gehöre unter anderem der Ausbau der Burg Hülshoff zum Center for Literature (CfL), die Aufbereitung und Digitalisierung des Meersburger Nachlasses der Dichterin Annette von Droste Hülshoff, ein Mobilitätsfonds, der Schülerinnen und Schüler bei der Anfahrt zu den Museen finanziell unterstütze, und die Entwicklung von sogenannten Kulturfachlichen Knotenpunkten. Dabei sollen sich Kulturakteure in kommunalen Kooperationen durch gegenseitige Beratung und Vernetzung in den Bereichen Kulturplanung und Kulturarbeit gegenseitig unterstützen.
Weiter entwickle die LWL-Kultur eine Strategie zum Ehrenamt in der Kultur und ein Konzept zur Stärkung von "Erinnerungsorten", die die Auseinandersetzung mit der jüngeren Geschichte, zum Beispiel mit dem Kriegsgefangenenlager aus dem Zweiten Weltkrieg Stalag 326 in Schloß Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh), in den Blick nimmt.

Rüschoff-Parzinger: "Kultur kann Orientierung bieten und Menschen jenseits der großen gesellschaftlichen Konfliktlinien miteinander in den Dialog setzen. Sie begegnet der Sprachlosigkeit mit anderen Ausdrucksformen und bietet für möglichst viele Menschen Anknüpfungspunkte. Kulturpolitik und künstlerisches Schaffen sind zentrale Beiträge zur Sicherung der Demokratie und deshalb von besonderem Wert, weit über die Kultureinrichtungen hinaus."

Rekonstruktion steinzeitlichen Getreidemahlens in Augmented Reality.
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LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger.
Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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