Drewer-Süd braucht keinen Lebensmittelhandel im Landschaftsschutzgebiet, Bürger kämpfen fürs Klima

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In der Presse sind in den letzten Tagen Berichte über „Bebauungsplan Nr. 260 – Nahversorgungsstandort Langehegge“ erschienen. Im Landschaftsschutzgebiet will ein Investor einen Lebensmittelmarkt errichten. Gegen diesen Plan protestiert  eine umweltbewusste Bürgerbewegung. Sie haben Fragen an die Stadt, warum man trotz Klimawandel Grünflächen bebauen will.

Fragen der besorgten Bürger an die Stadt Marl

Ich habe ein paar Fragen, die sich nicht nur an die Verwaltung der Stadt Marl richten, sondern vor allem an die Leser:innen, die Bürger:innen, die Fraktionssprecher:innen und durchaus auch an die Naturliebhaber:innen und Erholungssuchenden, die gerne ihre Freizeit im Landschaftsschutzgebiet Drewer-Süd im Bereich Wellerfeldweg bis hin zum „Mini-Urwaldgebiet“ Matena verbringen.

Was bedeutet grüne Umweltpolitik?

Zu Fuß seine Einkäufe zu erledigen? Mit dem Rad durch die Natur zu fahren und das Auto stehen zu lassen? Und gehört es auch dazu Naherholungsgebiete platt zu machen, um einen mindestens 2.000m² großen Lebensmittelhandel in eine vom Bevölkerungsrückgang geprägten Stadtteil, nah zu
versorgen?

Bauvorhaben belastet das Klima

Erhöhter Verkehrslärm, Wegnahme von Lebensraum für geschützte Tiere, Versiegelung von Freiflächen, Schutzaufhebung von Landschaftsflächen, Feinstaubbelastung aufgrund stark ansteigenden Verkehres, Befahrung der Langehegge durch Schwerlastverkehr. All das sind Themen, die nicht nur den Menschen und die Tiere belasten, sondern auch und insbesondere das Klima. Die Stadt Marl hat am 06. Juni 2019 den Klimanotstand ausgerufen und gehört somit zu den ersten 20 deutschen Orte und Gemeinden.

klimaneutrale Stadtentwicklung?

Wieso will man durch die Änderung des Flächennutzungsplans eine Umwandlung der Grünfläche hin zu einem Mischgebiet erwirken und damit sowohl der Natur als auch dem Menschen und
insbesondere dem Klima schaden? Haben wir ein solches Mischgebiet mit reichlich versiegelter Fläche nicht schon im Bereich Karl-Breuing-Straße? Passt das Ganze noch zu einer klimaneutralen Stadtentwicklung?

thermische Ausgleichsfunktion

Die landesweite Klimaanalyse NRW hat stadtklimatische Sachverhalte untersucht und bewertet und mit der Stadt Marl zusammen im Regioplaner Klimatope in Kartenform dargestellt. Die Klimaanalyse zeigt, dass der frei liegende Grünflächenbereich entlang der Langehegge hin zum Wellerfeldweg, einer sehr hohen und in einigen Bereichen auch zu höchst thermischen Ausgleichsfunktion dient. Betrachtet man die Stadt Marl im Ganzen sieht es eher Rot aus als Grün und führt somit zu einer ungünstigen thermischen Situation. Liebe Leser:innen, liebe Bürger:innen, liebe Politiker:innen, sehr geehrte Verwaltung, wieso nehmen wir uns hier ein weiteres Stück Natur, die bekanntlich der bioklimatischen Belastung positiv entgegenwirkt?

ISEK 2025+


Das Integrierte Stadt-Entwicklungs-Konzept – kurz ISEK 2025+ – wurde mit einer Auftaktveranstaltung am 30.11.2021 fortgeschrieben und von nun an zu ISEK 2030+ umgetauft. Hier sitzt man nun seit 2015 zusammen und bewegt die Bürger:innen dazu, Ideen und Bedürfnisse zu platzieren, zu bündeln und in das Konzept einfließen zu lassen. Es wird bei der sogenannten Stadtteil-Werkstatt festgehalten, dass Drewer-Süd seine Stärken in der Nahversorgung hat, dass viel Grünfläche und
Naherholungsgebiete vorhanden sind, dass das Themenfeld Schule, Bildung und Kultur durch die Scharounschule samt Musikschule abgedeckt ist. Die Arbeitsgruppen halten fest, dass der Einzelhandel entlang der Bergstraße gestärkt werden muss, dass man Discounter im Zentrum ansiedeln möchte und dass Drewer Süd als Übergang von Stadt- zu Landschaft gestärkt werden soll.

Lebensmittelhandel im Landschaftsschutzgebiet

Drewer-Süd braucht keinen Lebensmittelhandel im Landschaftsschutzgebiet Leider ist hiervon nichts zu erkennen, lieber wird ein teures Gutachten im Bereich Einzelhandelskonzept durch die Verwaltung erkauft, welches einen sogenannten „weißen Fleck“ in Drewer Süd ausfindig gemacht hat. Nun ja, verständlicherweise muss man hier Investoren finden und gemeinsam eine Strategie entwickeln, um hier eine bereits vorhandene Nahversorgung zu invertieren. Drewer-Süd braucht keinen Lebensmittelhandel im Landschaftsschutzgebiet, da wir sehr gut versorgt sind durch REWE Köhne, die Bäckerei „Hugo’s Backstube“ und den Getränkemarkt Kroh. Darüber hinaus werden unsere Siedlungen durch Picnic mit Elektrofahrzeugen oder auch durch den Verkaufswagen regional ansässiger Bauern beliefert. Das Ganze auch noch Klimaneutral.

am Bürger vorbei

Was passiert mit den Existenzen, den Kleinunternehmer:innen, wenn sich ein Vollsortimenter in unmittelbarer Nähe ansiedelt? Wieso werden Studien (Handlungskonzept Wohnen – Stadt Marl von Inwis) und Gutachten (Durchführung von 6 Fallstudien: Wohnsituation in Quartieren mit Beständen sog. neuer Finanzinvestoren – hier Betrachtung Marl Drewer-Süd), die sogar dem Landtag NRW
Vorliegen, von der Verwaltung missachtet, um bewusst am Bürger vorbei in einem Schnellverfahren das Vorhaben „Bebauungsplan Nr. 260 – Nahversorgungsstandort Langehegge“ zu beschließen?

Wer achtlos CO2 freisetzt, gefährdet das Leben seiner Enkel

Wer von Ihnen kann mir diese Fragen beantworten? Der Klimaforscher Joachim Schellnhuber sagte folgendes: „Wer achtlos das Virus weitergibt, gefährdet das Leben seiner Großeltern. Wer achtlos CO2 freisetzt, gefährdet das Leben seiner Enkel.“ Wir von der Nachbarschaftsinitiative Drewer-Süd sind froh, dass sich mittlerweile Bürger:innen, Nachbar:innen, Fraktionen und auch ganze Stadteile
unserer Initiative anschließen und wir gemeinsam das Vorgehen der Verwaltung beanstanden. Wir fordern den Erhalt des Landschaftsschutzgebietes zwischen der Langehegge und dem Wellerfeldweg, wie es die Stadt Marl selbst in Ihrem ISEK 2030+ vorsieht.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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