Der letzte Bergmann aus Marl: Mit den Kumpels durch dick und dünn

Foto mit Nostalgiewert: Andreas Dudeck. | Foto: Petra Pospiech
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„Geh' zum Pütt! Da bist du sicher, verdienst gut und arbeitest im Trocknen!“ Jahrhunderte lang zählte dieser Rat als beste Empfehlung für ein schweres, aber abgesichertes Arbeitsleben im Ruhrgebiet.

von Petra Pospiech 

Dies galt sogar noch 1985, als sich Andreas Dudeck für die Ausbildung zum Hauer entschied. Heute, 33 Jahre später, steht die letzte Zeche im Revier vor ihrem Aus.
Noch gut erinnert sich Andreas Dudeck an die Empfehlung seiner damaligen Nachbarn, alles Bergmänner mit Leib und Seele. „Mit gerade 17 Jahren begann ich daher eine Ausbildung als Hauer auf der Zeche Fürst Leopold in Dorsten“, erzählt der Marler. „Erst mit 18 Jahren durfte ich erstmals mit Gleichaltrigen in die Grube einfahren, fast 1000 Meter tief. Wir alle waren sehr beeindruckt von der Tiefe und der Technik untertage. Natürlich ließ sich niemand von uns Neulingen die aufkommende Angst anmerken.“

Nach der Ausbildung wurde Andreas Dudeck dann im Revier im Streckenvortrieb eingesetzt, zur Bewährung sozusagen. „Da es mir dort gut gefiel, kam ich nach fünf Monaten auf Frühschicht“, berichtet der heute 49-Jährige. „Diese Tätigkeit in der Vorleistung verrichtete ich 27 Jahre lang, die letzten zehn Jahre mit der TSM (Teilschnittmaschine)."

Dudeck fuhr ein in Fürst Leopold, Zeche Polsum/Westerholt, Auguste Victoria und Prosper Haniel

Die Arbeit blieb für Dudeck immer gleich, die Zechen jedoch wechselten. Er sagt: „Ich habe vier Zechen mitgemacht - 14 Jahre Fürst Leopold, sechs Jahre Zeche Polsum/Westerholt, sieben Jahre Auguste Victoria und fünf Jahre Prosper Haniel. Dort habe ich im Dezember 2017 dann endgültig aufgehört.“

Vieles hat der Marler in seiner Zeit in den verschiedenen Zechen erlebt. Doch eines galt für jedes Revier: „Selbst die schwerste Arbeit untertage war nur halb so schlimm, wenn man gute Kumpels dabei hatte. Kameradschaft wurde stets großgeschrieben.“
Umso bedrückender war es für den Bergmann im Laufe der über 30 Jahre, viele seiner Kumpel zu verlieren, wenige durch Arbeitsunfälle, aber viele durch Krankheiten wie Steinstaublunge oder Krebs. Um Untertage direkt vor Ort helfen zu können, ließ sich der Hauer als Notfallhelfer ausbilden, schiente so manchen Bruch und half den Verletzten ans Tageslicht.

Das Tageslicht spielte auch privat im Leben des Bergmannes eine große Rolle. „Durch meine Frühschicht hatte ich meist schon um 13 Uhr Feierabend. Dann half ich gern im riesigen Dorstener Garten meines Vaters, den ich inzwischen übernommen habe.“ Auch zu seiner Wohnung in Marl gehört ein schön gepflegter Garten.

Viele Kollegen durch Krankheit verloren

"Mittlerweile habe ich noch zwei weitere daneben liegende Gartenstücke hinzugenommen. Alles, was hier steht, habe ich eigenhändig gepflanzt und gebaut. Dazu zählt auch das Gartenhaus samt Inventar“, erzählt Andreas Dudeck stolz und ergänzt: „Langeweile kenne ich nicht, obwohl ich schon mit 49 Jahren in Rente bin. Ich hatte ja Glück, dass ich nach 33 Jahren Pütt noch genügend Jahre erreicht habe. Andere Kumpel, deren Zeche als letzte im Ruhrgebiet schließen wird, müssen sich jetzt umorientieren.“
Andreas Dudeck sagt: „Ich habe meine Entscheidung, zur Zeche zu gehen, nie bereut. Ich war gerne Bergmann und werde die Arbeit und die gute Kameradschaft vermissen!“

Autor:

Lokalkompass Marl aus Marl

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