Von der Hilfsarbeit zur Top-Qualifikation, Frauen im Chemiepark Marl

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Die Geschichte der Frauenbeschäftigung am heute größten Evonik-Produktionsstandort Marl. Die für viele Frauen steinige Strecke reicht mehr als 80 Jahre zurück. Da das riesige Werk der Chemischen Werke Hüls (CWH) in Marl ab 1938 sozusagen „auf der grünen Wiese“ entstand, waren zunächst vor allem Männer, als Bau- oder Hilfsarbeiter, gefragt. Erst als zwei Jahre später die ersten Produktionen anliefen, zogen zunehmend auch Frauen in die Büros und Labore ein. Ihr Zahl stieg mit der Dauer des Krieges beachtlich an, weil sie jene Männer ersetzen mussten, die an der Front standen.

Zwangsarbeiterinnen

Auch unter den Zwangsarbeitern, die zu dieser Zeit bei den Chemischen Werken eingesetzt wurden, befanden sich junge Frauen, die sehr hart arbeiten mussten und bei jedem Vergehen bestraft wurden.

konservative Auffassung

Am Ende des Zweiten Weltkrieg mussten viele Arbeiterinnen und weibliche Angestellte der Chemischen Werke Platz machen für aus dem Krieg rückkehrende Männer. Doch nicht für lange, denn die rapide wachsende Wirtschaft machte Frauen ab 1948 wieder zu gesuchten Kräften. Dennoch dominierte in den 1950er Jahren weiterhin die konservative Auffassung, dass Frau nur arbeitete, bis Frau heiratete. An eine berufliche Karriere bei den Chemischen Werken Hüls war kaum zu denken. Die Zahl der Akademikerinnen oder weiblichen Führungskräfte war entsprechend winzig. Allerdings gab es viele Arbeiterinnen, deren Arbeitsplätze ab Mitte der 1960er Jahre von der zunehmenden Automatisierung nicht nur bedroht wurden: Die schnelleren und billigeren Maschinen schafften ihre Tätigkeiten ab.

gleiche  Bezahlung und Aufstiegschancen

Bei den jungen Frauen, die ab den 1970er Jahren bei Hüls tätig wurden, standen daher ein qualifizierter Beruf, gern im chemisch-technischen Bereich, und eine stetige Fortbildung zunehmend im Fokus. Dazu kamen ihre Forderungen nach gleicher Bezahlung und Aufstiegschancen, denen nach zähen Kämpfen auch entsprochen wurde.

sehr qualifizierte Frauen

Weitere herausfordernde Tätigkeitsmöglichkeiten im technischen Bereich eröffneten sich auch bei Hüls, als der Gesetzgeber 1990 z.B. das Nachtarbeitsverbot für Frauen aufhob. Heute arbeiten sehr qualifizierte Frauen am Standort Marl von Evonik in den unterschiedlichsten Berufen.

CHEMIEPARK MARL

Der Chemiepark Marl ist einer der größten Chemiestandorte in Deutschland und gleichzeitig der größte Produktionsstandort von Evonik. Das Gelände erstreckt sich über eine Fläche von mehr als sechs Quadratkilometer und bietet rund 10.000 Arbeitsplätze.

Neben Evonik, ihren Tochtergesellschaften und Beteiligungen sind 17 weitere Unternehmen im Chemiepark angesiedelt. Die rund 100 Produktionsanlagen stehen in einem engen stofflichen und energetischen Verbund und werden zum größten Teil rund um die Uhr betrieben. Mehr als vier Millionen Tonnen Produkte jährlich starten von hier aus ihren Weg in die ganze Welt. Der Energiebedarf des Chemieparks Marl wird durch die Erzeugung von Strom und Dampf in umweltfreundlicher Kraft-Wärme-Kopplung gedeckt. Dafür werden zwei eigene Gas- und ein Kohlekraftwerk betrieben.

Der Produktionsschwerpunkt im Chemiepark Marl ist die Umsetzung von petrochemischen Rohstoffen wie Benzol, Ethylen, Propylen, Methanol und Phenol zu Basis-, Fein- und Spezialchemikalien – vom C4-Schnitt zu Folgeprodukten, von der Chlorelektrolyse zu PVC, vom Acetylen zu Tetrahydrofuran, von Fettalkoholen und Ethylenoxid zu Tensiden und von Acrylsäure zu Butylacrylat, um nur einige Beispiele zu nennen.

All diese Produkte finden wir in Bereichen des täglichen Lebens wieder. Ob Tapete oder Farbe, Shampoo oder Hygieneartikel, Latex-Matratzen oder Pharmazeutika, Komponenten für den Autobau und Kraftstoffzusätze sowie Dämmstoffe für die Bauindustrie – die Produktpalette ist vielfältig. Auch Joghurt und Margarine kommen nicht ohne die leistungsstarken Chemikalien aus, ebenso wenig wie viele Sportartikel.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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