Gedenken an die Opfer der „Euthanasie“ die unter der NAZI Herrschaft ermordet wurden

Abtransport von Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Liebenau am 2. Oktober 1940 | Foto: Stiftung Liebenau
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  • Abtransport von Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Liebenau am 2. Oktober 1940
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Anlässlich des nationalen Gedenktages für die Opfer des Faschismus ruft die VVN-BdA, Kreisvereinigung Recklinghausen, ihre Mitglieder und interessierte Bürger(innen) zu einer Veranstaltung auf. Auf dem Gertrudisplatz in Recklinghausen-Hillerheide möchte die Organisation all denjenigen gedenken, die während der Herrschaft des Nationalsozialismus Opfer der „Euthanasie“ wurden, weil ihr Leben als unwert betrachtet wurde. Allein aus Recklinghausen sind 68 Ermordete namentlich bekannt. Es dürfte sich jedoch um sehr viel mehr Opfer gehandelt haben. Für diese Opfer des Faschismus gibt es i.d.R. nur Massengräber weit weg vom Heimatort. Nichts erinnert an sie. „Wir wollen diese namenlos Begrabenen dem Vergessen entreißen und gedenken ihnen mit einer speziellen, nächtlichen Aktion“, teilt der Kreisvorsitzende der VVN-BdA, Detlev Beyer-Peters, mit.

Die Aktion findet statt
am Freitag, den 27.01.2015,
um 18:00 Uhr
auf dem Gertrudisplatz in Recklinghausen-Hillerheide.

Hier am Gertrudisplatz im Haus Nummer 26 lebten Paul und Maria Gertrud Cohaupt mit ihren fünf Kindern. Eines davon war Elisabeth, die am 13.08.1913 geboren wurde. Vom 02.01.1933 bis zum 19.03.1934 war sie in einem Erziehungsheim der Katholischen Fürsorge GmbH des Antonius-Stifts in der Sentruper Straße 29 (heutige Robert-Koch-Straße) in Münster untergebracht. Danach soll sie im Stift Tillbeck (Stift Mariahilf) aufgenommen worden sein. Am 5. Mai 1937 wurde sie in die Landeskrankenanstalt nach Lengerich eingewiesen. Am 26. August 1941 wurde sie in einem der sogenannten ‚Euthanasie‘-
Transporte, der aus 96 Männern und 115 Frauen bestand, in die hessische Landeskrankenanstalt Weilmünster verlegt. Die Anstalt Weilmünster diente in dieser Phase der sogenannten ‚T4-Aktion‘ als Zwischenanstalt für die Tötungsanstalt Hadamar. Aufgrund des Abbruchs der ‚T4-Aktion‘ blieben die Patienten in den Zwischenanstalten. In dieser Phase der „Euthanasie“
wurden die meisten Patienten der Anstalt Weilmünster durch Nahrungsmittelentzug, seltener durch eine Überdosis von Medikamenten, ermordet. Im Aufnahmebuch der Anstalt Weilmünster ist eingetragen, dass Maria Elisabeth Cohaupt am 8. März 1944 an Lungentuberkulose verstorben sei.
Partnerschaft mit den „Freunden des Widerstandes“ in Arras(Frankreich)
Vor etwas mehr als drei Jahren hatte die VVN-BdA, Kreisvereinigung Recklinghausen e.V., beim Rat der Stadt Recklinghausen angeregt, vor der letzten Wohnstätte von Elisabeth Cohaupt eine Gedenkplatte zu verlegen. „Diese Gedenkplatte, die zum Verlegen bereit ist, soll einerseits an die grauenhaften Morde erinnern und gleichzeitig diejenigen mahnen, die
heute psychisch Kranke, behinderte Menschen, Pflegebedürftige und forensische Patienten aus unserer Gesellschaft ausgrenzen wollen“, beschreibt Detlev Beyer-Peters die Motive seiner Organisation. Die VVN-BdA hat auch den Bürgermeister der Stadt Recklinghausen, Christoph Tesche, zu der Gedenkveranstaltung eingeladen und hofft darauf, die Gedenkplatte
aus Edelstahl und mit lasergraviertem Text offiziell an die Stadt Recklinghausen überreichen zu können.

Gedenktafel für die Opfer der NS-Euthanasie in Recklinghausen, Detlev Beyer-Peters

"T4-Aktion"

Die Morde an erwachsenen Patienten und Patientinnen in den Heil- und Pflegeanstalten im Deutschen Reich begannen im Januar 1940. Graue Busse holten die ausgewählten Patientinnen und Patienten aus den Anstalten ab und brachten sie in insgesamt sechs Tötungsanstalten, die von der "T4"-Zentrale in Bernburg, Brandenburg, Grafeneck, Hadamar, Hartheim (heute Österreich) und Pirna-Sonnenstein eingerichtet worden waren. Dort wurden die Patientinnen und Patienten in Gaskammern, die als Duschräume getarnt waren, mit Kohlenmonoxyd erstickt. Ihre Leichen wurden sofort eingeäschert. Wenig später schickten die Tötungsanstalten den Angehörigen "Trostbriefe" mit falschen Angaben zur Todesursache und zum Sterbedatum.
Im Verlaufe der "T4-Aktion" wurden von Januar 1940 bis August 1941 mehr als 70.000 Menschen ermordet.

Kein Platz für Rassismus

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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