Von Kuzorra bis Özil, Geschichte von Migration und Fußball

Die Geschichte des Fußballs im Revier ist eng mit der Geschichte von Zuwanderung und Integration verknüpft. Das Foto zeigt das neben der Zeche Mont Cenis in Herne gelegene Stadtion des SV Sodingen während eines Spiels in den 1950er Jahren. | Foto: Stadt Herne
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  • Die Geschichte des Fußballs im Revier ist eng mit der Geschichte von Zuwanderung und Integration verknüpft. Das Foto zeigt das neben der Zeche Mont Cenis in Herne gelegene Stadtion des SV Sodingen während eines Spiels in den 1950er Jahren.
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Das Ruhrgebiet steht für Arbeit, Migration - und Fußball. So wie zum Ende des 19. Jahrhunderts das runde Leder aus England ins Ruhrgebiet migrierte, kamen Millionen Menschen aus verschiedenen Regionen und Ländern ins Revier. Vor allem polnische und türkische Migranten und deren Nachkommen haben nicht nur die Wirtschaft, sondern auch den Fußball im Ruhrgebiet geprägt: von der untersten Kreisklasse bis zu den Traditionsvereinen der Bundesliga. Idealtypisch dafür stehen Ernst Kuzorra und Mesut Özil, der eine Sohn ostpreußischer, der andere türkischer Einwanderer. Beide sind in Gelsenkirchen geboren, standen bei Schalke 04 auf dem Platz und wurden zu Schlüsselspielern der deutschen Nationalmannschaft.

Wie haben Zuwanderung und Fußballsport das Ruhrgebiet geprägt? Welche Bedeutung haben Sport und Integration für die Gesellschaft in Vergangenheit und Gegenwart? Diesen Fragen gingen rund 30 Experten der Fachtagung "Von Kuzorra bis Özil" nach.
Historiker, Kulturwissenschaftler und Fußballexperten beleuchteten in Vorträgen und Diskussionen die Geschichte von Migration und Fußball im Ruhrgebiet. Auf der Tagesordnung standen Themen wie "100 Jahre Fußball und Migration in Deutschland", "Jüdischer Fußball im Ruhrgebiet". "Migration und Frauenfußball", "Polen deutsche Meister - Die deutsch-polnische Zeitungskontroverse" oder "Fußball und Rassismus".
Fußballvereine, die von Zuwanderern gegründet wurden, haben häufig einen schlechten Ruf. Viele werfen den Vereinen vor, sie würden Integration verhindern, weil die Spieler unter sich blieben. Das aber ist ein Fehlschluss, haben Fußballforscher herausgefunden. Das Gegenteil ist richtig, sie fördern die Integration und das Zusammenleben. Das gleiche gilt auch für Marl wo sich türkischstämmige Fussballer zusammengeschlossen haben und einen Verein gegründet haben.
Wenn wir Integration als Teilhabe von vielen verschiedenen Menschen an einer Gesellschaft verstehen, dann bedeutet das auf die Vereine gemünzt, dass viele verschiedene Vereine gemeinsam in einer Liga zusammenspielen. Und da gibt es Vereine, die eine bestimmte Herkunft zum Ziel haben, da gibt es Vereine, die sich aus einer Stadt zusammentun, länderspezifische Vereine und so weiter. Alle dürfen im großen Mosaik der Vereinslandschaft mitspielen. Das ist gelebte Integration.
Die Tagung diente zur Vorbereitung einer gleichnamigen Ausstellung, die das LWL-Industriemuseum ab Frühjahr 2015 auf der Zeche Hannover in Bochum zeigen wird. Anhand des Querschnittsthemas Fußball will die Schau einen neuen Blick auf den Alltag und die Geschichte von Migration, Integration und Identitat im Ruhrgebiet richten. In gleichem Ausmaß wie die Karriere- und Lebenswege von Vorbildern aus dem Profifußball wie Kuzorra, Özil oder Podolski sollen die Geschichten von Amateurspielern im Ruhrgebiet dargestellt werden. Im Sinne der "Helden der Kreisklasse" will die Schau eine lokale Alltagsgeschichte erzählt werden, die die unterschiedlichen Wege der "Integration vor Ort" nachzeichnet.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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