Erinnerung aufgearbeitet

Dr. Günther Cordier (Mitte sitzend) war extra zur Pressepräsentation mit Gattin Ursula und Tochter Janetta nach Menden gekommen. Außerdem auf dem Bild: Werner Velte (Rotary Club, li.), Norbert Klauke (Stadtarchivar 2.,v.li.) und Musemsleiterin Jutta Törnig-Struck.
  • Dr. Günther Cordier (Mitte sitzend) war extra zur Pressepräsentation mit Gattin Ursula und Tochter Janetta nach Menden gekommen. Außerdem auf dem Bild: Werner Velte (Rotary Club, li.), Norbert Klauke (Stadtarchivar 2.,v.li.) und Musemsleiterin Jutta Törnig-Struck.
  • hochgeladen von Hans-Jürgen Köhler

Das Mendener Museum leistet einen weiteren Beitrag zur Aufarbeitung der Mendener Geschichte. Ab sofort steht in der „Jüdischen Abteilung“ eine Medienstation, die ein Interview mit dem vom Nazi-Regime deportierten Dr. Günther Cordier zeigt.

Das Interview, das im Januar von Museumsleiterin Jutta Törnig-Struck und Stadtarchivar Norbert Klauke aufgezeichnet worden war, gibt es in einer Kurz- (sieben Minuten) und einer Langfassung (20 Minuten). Die DVD-Medienstation wurde mit Unterstützung der Rotarier angeschafft.
In dem Interview berichtet der geborene Mendener Dr. Cordier, der in Dortmund lebt, detailliert und offen über seine schlimmen Erlebnisse bei der Deportation durch das Nazi-Regime.
Während der Pressekonferenz nannte der Sohn einer Jüdin den Begriff „Posttraumatische Erinnerungen“. In der Tat: Über viele der Erlebnisse hatte der 89-Jährige zuvor noch nie gesprochen, manche hatte er jahrzehntelang verdrängt. Selbst Tochter Janetta hatte vieles erst aus dem Video-Interview erfahren.
Dr. Cordier erinnert sich noch genau daran, als die Gestapo kam, um die Personalien seiner Mutter aufzunehmen. „Da lag mein Vater aufgebahrt im Nachbarzimmer.“
Die DVD offenbart auch menschliche Schwächen und Stärken der Mitbürger: So setzte sich ein Mendener Polizist bei der Verhaftung der Mutter dafür ein, dass sie noch einmal für anderthalb Stunden zurück nach Hause durfte, um ein paar Sachen zu packen.
Während ein anderer Mendener federführend bei der Deportation Cordiers war ...
Genau diesen traf Günther Cordier, nachdem er nach dem Krieg sein angestrebtes Medizinstudium absolviert hatte und als Assistenzarzt im Vincenz-Hospital arbeitete, wieder. Der Mann litt an Tuberkulose. Zu erkennen gab sich Dr. Cordier nicht. „Weshalb auch? Was hätten wir besprechen sollen?“
Nicht nur die DVD, die von der Familie Cordier übrigens derzeit ins Englische übersetzt wird, um Untertitel einzufügen, ist ein ergreifendes Zeitdokument.
Dr. Cordier hat dem Museum außerdem seinen Koffer zur Verfügung gestellt, in dem er während der Deportation seine persönlichen Sachen mit sich trug. Und auch die Medizintasche, die ihm die Nazis zur Verfügung gestellt hatten, damit der an Medizin interessierte Mendener Erste Hilfe leisten konnte, ist in einer Vitrine zu sehen. „Sie ist sogar noch gefüllt“, erzählte Jutta Törnig-Struck der Presse.

Autor:

Hans-Jürgen Köhler aus Menden (Sauerland)

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