Kleine Schritte bei Lockdown-Lockerungen im Mendener Einzelhandel
Die Türen öffnen sich

Silke Krees und Ute Michel (v. l.) vom Schuhhaus Hammerschmidt (Ariston) freuen sich über viele Terminwünsche die über das Telefon herein kommen. | Foto: K. Rath-Afting
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  • Silke Krees und Ute Michel (v. l.) vom Schuhhaus Hammerschmidt (Ariston) freuen sich über viele Terminwünsche die über das Telefon herein kommen.
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Ab dem Montag, 8. März, gelten Änderungen der Corona-Schutzverordnung und leichte Lockerungen treten auch in der Mendener Innenstadt in Kraft.

Laut der Nordrheinwestfälischen Landesregierung bedeutet dies "für Nordrhein-Westfalen mit einer stabilen 7-Tage-Inzidenz von unter 100, dass ab sofort der Betrieb von Buchhandlungen, Schreibwarengeschäften, Blumengeschäften und Gartenmärkten wieder zulässig ist. Alle anderen derzeit noch nicht geöffneten Einzelhandelsgeschäfte können mit Terminvergabe und begrenzter Kundenzahl wieder öffnen".
Teilweise war es bereits über diverse Social-Media-Kanäle und Internet sowie Telefon möglich, bestimmte Waren in einzelnen Läden zu ordern um sie dann nach Termin an der Tür abzuholen. Wenn man nicht gerade bei einem großen Versandhändler kaufen wollte mussten allerdings zum Beispiel Schuh-Interessenten bis zum 8. März warten. Denn mit Schuhen ist es wie mit Hosen: Sie passen nicht jedem gleich und müssen anprobiert werden. Ein Anruf Montag Mittag im Geschäft: "Ja klar, es ist gerade leer, kommen Sie vorbei." Ein zeitnaher Termin ist schnell vereinbart. Vor Ort wartet man erst noch vor der Tür - der Mensch ist ein Gewohnheitstier - doch die freundliche Verkäuferin winkt einen hinein. Zum Pult hinter der Glastür. Dort werden die Hände desinfiziert, der Name mit der Liste abgeglichen, Uhrzeit und Rufnummer eingetragen zur eventuellen Kontaktverfolgung und dann bin ich meinem Ziel, den im Netz bereits ausgesuchten Schuhen, schon ganz nah. Doch die korrekte Größe ist nicht vor Ort. Ein Anruf in der Nachbarstadt in der nächsten Filiale erhellt die bereits getrübte Stimmung wieder. Das passende Paar wird mitgebracht und halt am Mittwoch abgeholt. "12 Personen dürfen wir in einer Stunde zeitgleich hinein lassen" erzählt Ute Michel. "Doch wenn Sie gerade vor Ort sind und das Geschäft ist leer, lassen wir Sie auch nicht vor der Tür stehen", lacht die freundliche Fachverkäuferin und muss dann ans Telefon. Dort fragt sie den Anrufer, mit wie vielen Personen er kommen möchte. "Ja, wie im Restaurant", bestätigt sie dem Fragesteller. Auch die Kollegin nimmt derweil Terminwünsche per Telefon entgegen. "Heute morgen hatten wir schon viele Anrufer", so Michel weiter. Noch kommen die Leute nicht spontan in die Stadt. Und das soll ja auch nicht so sein, denn ein Einkaufsgedränge soll vermieden werden.

"Es geht voran"

In der Fußgängerzone schaue ich mich um. Es sieht so anders aus: Geöffnete Türen, einige Menschen IN den Geschäften. Auch in der Kirchstraße stehen zwei potentielle Kundinnen vor dem Modelädchen "Glücksgriff". Susanne Leser, die Inhaberin, mit Klemmbrett und Stift gewappnet, nimmt Terminwünsche entgegen und muss leider den Zutritt noch für diesen Montagmorgen verweigern. "Wir haben ein neues Kassensystem und die Techniker sowie die Mitarbeiterinnen sind im Geschäft. Da können heute Vormittag noch keine Kunden hinein." Aber für den Nachmittag hat sie bereits Kundentermine gebucht. Fünf Kunden darf sie gleichzeitig Eintritt gewähren. Auch hier schnell einen Termin vereinbart da man ja auf Instagram schon gesehen hat: Die Winterware muss, wie bei allen anderen Modeläden auch, raus! "Termine können weiterhin über Social Media , das Kontaktfeld unserer Homepage, per Telefon und an der Ladentür vereinbart werden", so Leser weiter. "Wir freuen uns total auf unsere Kunden und dass es endlich wieder voran geht". Auf dem Weg zurück dann ein Blick in eine geöffnete Weltbild-Filiale. Das einzige "Hindernis" dort: Ein Desinfektionsspender und der Halter mit Einkaufskörben - ohne den kein Zutritt. Nur eine Person ist sonst noch im Laden. Der "Bummelwunsch" siegt und drin ist man, inmitten von Krimis, Kinderbüchern und kleineren Fitnesshelfern. Hier dürfen 17 Menschen gleichzeitig einkaufen. Eine Namensliste wird nicht ausgefüllt. An der Kasse wird auch mit einem Kunden telefoniert. Doch hier wird kein Termin vereinbart. Eine Vorbestellung wird geregelt. Mittlerweile haben weitere fünf Kunden den Weg in das Geschäft gefunden. Schnell geht es nach dem Bezahlen wieder nach draußen. Zu seltsam war das Gefühl, nach über vier Monaten Teillockdown mit mehreren Menschen gleichzeitig in einem Einzelhandelsgeschäft zu stehen. Dieses mulmige Gefühl wird zum Teil auch in den sozialen Medien angesprochen. Von "Wir kaufen weiterhin nur das Nötigste" bis zu "endlich wieder shoppen" ist dort alles vertreten. Und: "Wenn ich einen Termin habe und doch nichts finde zu kaufen, ist das auch blöd für den Händler dessen Zeit ich nun geblockt habe", sind sich einige unsicher, wie sie mit der neuen Situation umgehen sollen. Die Händler jedenfalls freuen sich, Ihre Kunden wieder im Geschäft, wenn auch mit Termin, begrüßen zu können.

Autor:

Karolin Rath-Afting aus Menden (Sauerland)

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