Rathausplatz und kein Ende

Der Rathausvorplatz am Samstag, dem 29.5.2010, um 12.14 Uhr!
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Jetzt soll endlich in der Innenstadt etwas geschehen. Jahrzehntelang hat die Kommunalpolitik die Stadtentwicklung als Thema gar nicht erst angenommen, und die Innenstadt driftete auf einer Welle der Vernachlässigung von Leerstand zu Leerstand.
Die Stimmen wurden lauter und lauter, die eine dynamische, neue Politik forderten. Die Verwaltung solle tätig werden und einen Entwurf liefern, wie Menden in zwei, drei Jahrzehnten auszusehen habe. Die politische Lage änderte sich, und die Verwaltung kam ins Rollen. Innerhalb weniger Wochen wurde ein Innenstadt-Konzept hervorgezaubert, das sich in jeder Hinsicht sehen lassen kann und den öden Rathausvorplatz beleben soll.
Sofort meldet sich der Chor der Neinsager. Stimmen, die den Verfall der Innenstadt lautstark bejammerten, melden sich jetzt sofort wieder, um die Zukunftsentwürfe zu bemeckern. Das Niveau der Kritik ist dabei vielfach kaum noch zu unterbieten.
Die Arbeitsgruppe um Thomas Höddinghaus hatte in ihrem Entwurf den Rückgriff auf Vorhandenes ins Zentrum gestellt. Der gedeckelte Bachlauf soll wieder freigelegt werden, um nach dem Vorbild anderer Städte das Kleinklima und die Optik zu verbessern. Wasser als geradezu symbolische Darstellungsform des Begriffs Leben sollte als beruhigender Blickfang für gestresste Käufer und als Aufforderung zum Spielen und Plantschen für deren Nachwuchs dienen.
Sofort meldete sich die Riege der Neinsager, deren unterste Niveaumarke durch das Etikett "Pinkelrinne" markiert wurde, das aus einer Quelle stammt, die selten durch anspruchsvolle Beiträge aufgefallen ist.
Menden sollte sich einlassen auf die Ideen, die in den vergangenen Tagen und Wochen vorgetragen wurden, nicht zuletzt von Anselm Vedder, einem ausgewiesenen Liebhaber und Kenner der beschaulichen Mendener Stadtlandschaft. Wir alle sollten in den kommenden Monaten den Versuch begrüßen, die Stadt in einer Weise aufzuwerten, die den Aufenthalt angenehmer macht. In derselben Weise, in der jetzt mit den Flächen an beiden Rathäusern verfahren wird, sollte darüber hinaus auch mit dem optischen Dreh- und Angelpunkt des Bahnhofsgeländes umgegangen werden, nachdem die Gefahr einer architektonischen Gewaltlösung erst einmal gebannt ist.
Geben wir doch ausnahmsweise denen mal eine Chance, denen etwas an der Stadt gelegen ist, und die bereit sind, von Vorbildern wie Bad Salzuflen oder Enschede zu lernen. In Ostwestfalen führt man uns vor, wie ein Flusslauf in das urbane Leben einbezogen werden kann. In der holländischen Grenzstadt wird exemplarisch deutlich, wie ein Areal, das vor Jahren durch eine Explosion verwüstet worden war, durch gebrochene Wasserflächen einerseits in postmoderner Optik, andererseits jedoch ohne die Betonödnis der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts umgestaltet und aufgelockert werden kann.
Vielleicht beginnt Menden insgesamt ja doch einmal damit, von Beispielen zu lernen und Anregungen von außen aufzunehmen.
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Autor:

Franz-Josef Knur aus Menden (Sauerland)

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