Bestattungsformen und Trauerredner

Stefanie Brandt (rechts) vom Hospizkreis bedankt sich bei Lydia Graf und Christian Friedrich.Foto: Ilona Düppe
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Der offene Montagstreff des Hospizkreises Menden stand im Juni unter dem Thema „Bestattungsformen und Einsatz von Trauerrednern“.
Gestaltet wurde der Abend vom fachgeprüften Bestatter Christian Friedrich, der seit 1994 selbständig tätig ist, und der Trauerrednerin Dipl. Theol. Mag. Lydia Graf.
So, wie sich unsere Gesellschaft verändert hat, haben sich auch Bestattungsformen verändert. Waren noch bis 1994 Erdbestattungen die Regel und Urnenbestattungen die Ausnahme, finden heutzutage über 80% Urnenbeisetzungen statt.
Christian Friedrich weist darauf hin, dass es in Deutschland für die Urnen einen Bestattungszwang gibt, d.h. dass die Asche der/des Verstorbenen nicht mit nach Hause genommen werden darf, wie dies z.B. in den Niederlanden möglich ist. In Ausnahmen können aber Teile der Asche ausgehändigt werden, um diese in einem Amulett zu verarbeiten. Weitere Optionen sind, Aschereste in die Schweiz zu schicken, die dort zu einem „Diamant“ gepresst werden oder die Asche der/des Verstorbenen in die Niederlande überführen zu lassen, wo sie dann den Angehörigen zur freien Verfügung übergeben werden kann.
Auf dem Waldfriedhof Am Limberg und dem evangelischen Friedhof Am Hahnenbusch gibt es Kolumbarien (Mauernischen), in denen Urnen beigesetzt werden. Der Limberg bietet auch die Möglichkeit einer Baumbestattung. Name und Daten der/des Verstorbenen werden auf einer Messingtafel festgehalten und an einem Baum befestigt. Allerdings dürfen dort keine Blumen niedergelegt und keine Lichter angezündet werden.Die Rasengräber am Limberg dienen einer anonymen Bestattung.
Nach Aussage von Christian Friedrich ist auch der Wunsch nach einer Seebestattung angestiegen. Früher gab es 1 bis 2 jährlich, heute sind es 10 bis 12%. Die Kosten dafür belaufen sich auf 700 bis 800 Euro, mit einer Trauerfeier an Bord betragen sie zwischen 1300 bis 1400 Euro. (Eine Feuerbestattung kostet durchschnittlich zwischen 2800 und 3500 Euro.)Für die Seebestattung gibt es ausgewiesene Bereiche und die Urne muss sehr schwer sein, damit sie sinkt. Als eher exotisch bezeichnete Christian Friedrich die Weltraumbestattung, die kaum angefragt wird.
In Menden gibt es 2 kommunale Friedhöfe (Lendringsen und Limburg) sowie etliche katholische und evangelische. Die Ruhezeit für Urnengräber beträgt 25 Jahre, für Erdstätten 30 Jahre.
Für Erdbestattungen gilt Sargzwang.
Auf dem kath. Friedhof in Menden existiert ein Urnengemeinschaftsfeld mit einer Natursteinplatte, auf der die Namen der Beigesetzten eingetragen sind.
Eine Urne kann jederzeit über einer Erdstätte beigesetzt werden. Da die Grabstätte über das Erbpachtrecht läuft, kann dort auch ein aus der Kirche Ausgetretener beigesetzt werden.

Bis 1994 wurden Trauerredner sehr selten angefordert, mittlerweile liegt ihr Anteil bei 20%. Was sind Gründe für diese Veränderung?
Ein Grund liegt darin, dass Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, keinen Anspruch auf eine kirchliche Beisetzung haben. Christian Friedrich zitiert Pastor Senkbeil, der den Austritt wie ein Testament sieht, zumal man ja beim Amtsgericht seinen Willen bekundet hat.
Weitere Gründe können sein, dass Menschen sich in seelsorgerischen Dingen von der Kirche nicht verstanden fühlen und sich eine individuellere, nicht so stark an den Riten der Kirche orientierte Bestattung wünschen.
Lydia Graf, die Theologie studiert hat und als Trauerrednerin tätig ist, unterstreicht diesen Aspekt, wenn sie berichtet, dass bei der Beisetzung eines Herrn, der Weinliebhaber war, mit einem Glas Wein angestoßen wurde oder dass es Lichterrituale mit Kerzen gibt bzw. Seifenblasen oder Räucherstäbchen zum Einsatz kommen.
Für Frau Graf steht bei der Beisetzung das persönliche Leben der/des Verstorbenen im Mittelpunkt ebenso wie das Eingehen auf die Wünsche und Vorstellungen der Angehörigen. Dabei spielen Gedichte, Lieder und die persönliche Ansprache eine wichtige Rolle.

Im Anschluss an die informativen Vorträge und regen Diskussionen erfolgte eine Besichtigung des Bestattungshauses.

Autor:

Ilona Düppe aus Menden (Sauerland)

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