Stadtspiegel-Kolumne von Seite 1: "Räuber und Politiker"

Ich geb‘s ja zu: Reden von Politikern haben in meinem Gedächtnis in der Regel eine sehr geringe Halbwertszeit. Das heißt, ich vergesse sie meistens genauso schnell, wie die Worte zuvor gebraucht hatten, um meinen Gehörgang zu passieren.
Da ist es mehr als verwunderlich, dass mir in den letzten Wochen immer wieder die kurze Ansprache eines bekannten Politikers einfiel, die ich vor mehr als neun Jahren (!) gehört hatte.
War es vielleicht wegen der Schreibweise „Per“ und „Peer“? Aber nein, ein „e“ mehr oder weniger fällt beim gesprochenen Wort ja nicht so auf.
Vielmehr war‘s - jetzt fällt‘s mir wieder ein -, weil ein Politiker sich damals selbst öffentlich als „Räuber“ bezeichnet hatte. So titulieren sie sich üblicherweise höchstens gegenseitig. Und das auch nur im Wahlkampf.
Des Rätsels Lösung: Der damalige Ministerpräsident Peer Steinbrück hatte im Jahre 2004 im Rahmen seiner Ehrenamts-Tour auch die Festpiele Balver Höhle besucht. Nachdem er sich über die Arbeit des Vereins informiert hatte, nutzte Steinbrück die Gelegenheit, das junge Publikum des Stücks „Ronja Räubertochter“ zu begrüßen.
„Mein Name ist Peer und ich komme in dem Stück vor. Ich bin der Onkel von Ronja“, meinte Steinbrück. Und dann philosophierte er: „Irgendwie sind wir Politiker ja auch Räuber ...“ Das fand ich sympathisch. Irgendwie.
Zur Zeit ist Peer (der mit den zwei „e“, nicht der Glatzen-Per) zwar nicht auf Raubzug, dafür aber auf Stimmenfang.

Autor:

Hans-Jürgen Köhler aus Menden (Sauerland)

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