Hohe Schäden für Unternehmen
A45: Videokonferenz mit dem Landrat

In einer Videokonferenz sprach man offen über die Probleme durch  die Sperrung der A 45. Foto: MAV/Weber
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  • In einer Videokonferenz sprach man offen über die Probleme durch die Sperrung der A 45. Foto: MAV/Weber
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Die vorgetragenen Fakten waren erschütternd. Landrat Marco Voge hatte eine Einladung des Märkischen Arbeitgeberverbandes (MAV) angenommen und ließ sich die Probleme von Unternehmensvertretern nach der Brückensperrung auf der A45 per Videokonferenz schildern. 

Jährliche Schäden von bis zu einer Million Euro, ausgefallene Transporte, vergraulte Mitarbeiter. Nun müsse rund um die Uhr an einer Problemlösung gearbeitet werden, machten die Betroffenen Druck. „Der Neubau der Brücke muss in weniger als fünf Jahren möglich sein“, gab sich Voge überzeugt. „Wenn man will, dann geht das.“

Fokussiertes Schlaglicht

Der MAV hatte eine virtuelle Gesprächsrunde mit ausgewählten Unternehmensvertretern aus Iserlohn, Werdohl, Plettenberg und Hagen organisiert – ein bewusst fokussiertes Schlaglicht auf die Gesamtlage. Der MAV-Vorsitzende Horst-Werner Maier-Hunke unterstrich die katastrophale Wirkung der Brückensperrung auf Investitionsentscheidungen und die Fachkräftesicherung. Und auch das gehöre zum Thema: „Immobilien entlang der Strecke verlieren an Wert“, so Maier-Hunke. Zur möglichst raschen Lösung des Problems plädierte er für Konsens statt Konfrontation, für einen Schulterschluss aller Beteiligten und Verantwortlichen.

Für viele Unternehmen ist die A45 der Weg, den 50 bis 100 Prozent ihrer Transporte nehmen. Nun steigen die Speditionskosten durch lange Fahrzeiten, was besonders im Fernverkehr oft nicht an den Kunden weitergegeben werden kann. Die Zahl möglicher Transporte sinkt. Manche Spediteure fahren die betroffene Region gar nicht mehr an. Ein Komplettumstieg auf die Bahn sei nicht möglich, so die Unternehmensvertreter.

Mitarbeiter sind frustriert

In den Belegschaften wachse der Frust, vor allen unter den Pendlern. „Es kommen auch keine Bewerbungen mehr rein“, hat ein Teilnehmer der Videokonferenz beobachtet.

Eine beißende Kritik konnten die Unternehmensvertreter Politik und Verwaltung nicht ersparen: Warum ist das Problem in der Vergangenheit nicht erkannt und rechtzeitig angegangen worden? Die Verkehrswege der Region seien doch schon lange in offensichtlich schlechtem Zustand. Wenn Geschäftspartner aus China anreisen, sei er bereits Umwege gefahren, um den Gästen marode Straßen seiner Heimat nicht zu zeigen, so ein Unternehmer.

Grabstein für die Region?

Unter dem Strich sei ein gravierender Image-Verlust zu verzeichnen, da waren sich alle einig. Ein Teilnehmer der Videokonferenz spitzte es bewusst zu: „Der Grabstein für unsere Region steht bereits. Es fragt sich nur noch, wann er beschriftet wird.“ Angesichts dessen erwarte man, dass die Verantwortlichen sieben Tage in der Woche rund um die Uhr an einer Problemlösung arbeiteten („24 / 7“). Dienst nach Vorschrift sei nicht akzeptabel.

Die Netzwerke arbeiten

Marco Voge zeigte sich dankbar für die Schilderungen der Unternehmensvertreter. Es gehe nicht nur abstrakt um den gesamten Wirtschaftsstandort, sondern ganz konkret um einzelne Betriebe und Schicksale. Er verwies auf die intensive Netzwerkarbeit hinter den Kulissen, bis hin zu einem Brief an den Bundeskanzler gemeinsam mit den Akteuren der Region, darunter der MAV. „Wir müssen allen Beteiligten immer wieder den Ernst der Lage bewusst machen. Eine intakte Infrastruktur ist Grundlage für unsere lebenswerte und wirtschaftsstarke Region. Deswegen müssen wir alles daransetzen, dass so schnell wie möglich eine neue Brücke steht und die Folgen abgemildert werden“, so der Landrat. Er halte den politischen Druck aufrecht. Vielleicht sei ein Abriss der bestehenden Brücker bereits in wenigen Wochen möglich.

Voge mahnte aber auch die schnelle Überprüfung weiterer Brücken in der Region an. Er setze sich außerdem für finanzielle Förderungen ein, damit die Betriebe für die erlittenen Schäden, aber auch bei weiteren Themen entlastet würden. Die Sperrung der A45 ist ja nicht die einzige Herausforderung der Unternehmen. Steigende Stahl- und Energiepreise drücken die Margen. Die Digitalisierung erfordert Millioneninvestitionen. Die Mobilitätswende verändert den Markt für Automobilzulieferer dramatisch.

Dem Appell von Horst-Werner Maier-Hunke zu einem gemeinsamen, konstruktiven Vorgehen aller Beteiligten beim Neubau der A45-Brücke schloss sich Marco Voge ausdrücklich an. Der MAV-Vorsitzende beendete die Gesprächsrunde mit dem Hinweis, man solle die kommenden Wochen entschlossen nutzen, um die Politik in die Verantwortung zu nehmen. „Schließlich ist im Mai Landtagswahl.“

Ein Folgeprojekt der Videokonferenz

Der MAV wird eine Bestandaufnahme entlang möglicher Umleitungsstrecken machen: Wo kann mit kleinen Verbesserungen des Verkehrsflusses bereits jetzt Entlastung erzielt werden? Rückmeldungen der Verbandsmitglieder sind willkommen.

Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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