Urlaubszeit...

…nun steht sie für die meisten von uns vor der Tür – die lang ersehnte Urlaubszeit.
Endlich wieder Zeit für sich selbst, für den Partner, die Kinder….ein Buch lesen, einfach nur in der Sonne relaxen, sportliche Aktivitäten, lange Strandwanderungen, fremde Regionen erkunden, leckeres Essen im Kerzenschein – Entspannung, Idylle und Romantik pur.
Und dann das…..nach einem wackeligen Flug, der auch noch 3 Stunden Verspätung hatte, landet man im regenschwülen Urlaubsort. Die Kinder Lisa und Tim nörgeln, Annett ist genervt und Ehemann Marc freut sich eigentlich nur auf ein kühles Bier. Das gebuchte Zimmer ist belegt – man muss auf ein viel zu kleines Alternativzimmer ausweichen. Zudem ist leider der Koffer mit den Kindersachen nicht angekommen. Aufgrund der verspäteten Ankunft ist das Abendbuffet mehr oder weniger geplündert, die anderen Urlaubsgäste halten sich zufrieden die gut gefüllten Bäuche, die unserer Neuankömmlinge knurren derweil geräuschvoll. Nach irgendwie absolviertem Essen werden schnell die – soweit vorhandenen – Koffer ausgepackt und es geht noch kurz zum Meer. Doch leider……haben Quallen die Oberhand gewonnen – an baden ist nicht zu denken. Enttäuscht ziehen alle von dannen und fallen erschöpft in die viel zu harten Betten. Aber gut – morgen ist ein neuer Tag und der Urlaub kann nun endlich beginnen.
Die Kinder sind – wie immer – morgens um sechs wach, Marc dreht sich um und schnarcht genüsslich weiter, Annett versucht die Kinder soweit zu beschäftigen, dass es keine Beschwerden aus den Nachbarzimmern gibt. Nach dem allmorgendlichen Getümmel im Bad – an dem nun auch Marc noch teilnimmt – erscheint man gegen acht an der Schlange zum Frühstücksbuffet. Anschließend geht es zum Strand, wo Annett es sich mit ihrem neuen Buch gemütlich macht. Die Kinder sind am Pool beschäftigt, nachdem man sie mit Badehose und Badeanzug aus dem Hotelshop ausstatten musste, da der Koffer leider immer noch abkömmlich ist. Marc sitzt derweil mit einem kühlen Bier im Schatten, bis ihn die Kinder zum Baden überreden wollen. Guten Willens macht er sich auf den Weg, befindet das Wasser aber als viel zu kalt. Er schickt die Kinder zu Annett – die schaut genervt von ihrem – zugegeben recht langweiligen – Schmöker auf und übernimmt den „Badedienst“. Marc geht lieber zum Strandfußballturnier – und schaut dort ein bisschen zu. Anschließend kickt er mit den Kids ein bisschen den Ball, während Annett mal bei der Kosmetik vorbeischaut. Abends gehen Marc und Annett dann gemeinsam Essen – die Kinder werden in dieser Zeit anderweitig betreut – welch ein Luxus. Bei Kerzenschein sitzen beide gemütlich und genießen ihr exquisites Menü. Marc wäre auch mit einem Schnitzel zufrieden gewesen, aber Annett wollte ja unbedingt in dieses teure Restaurant. So sonderlich toll findet er es hier gar nicht und das Essen – naja, Geschmackssache eben. Annett fragt sich, seit wann ihr Mann so glucksende Geräusche beim Trinken macht – und, das wievielte Bier ist das heute eigentlich? Marc muss doch an seine Gesundheit denken – und an den langsam wachsenden Bauch auch. Marc indessen fragt sich, seit wann Annett so nervig redet und was eigentlich bei der Kosmetik gemacht wurde – sehen kann er jedenfalls nichts und das bei dem vielen Geld…..da hätte er doch etwas mehr erwartet. Nach einigen Gläsern Rotwein endet der Abend eigentlich recht gemütlich. Zurück im Hotel sind leider die Kinder noch wach….
Am nächsten Morgen ist Annett noch vor den Kindern wach – sie betrachtet Marc und fragt sich, wer dieser Mann an ihrer Seite eigentlich ist und was aus ihr selbst und ihren Wünschen geworden ist……
So wie Marc und Annett geht es vielen…..die Urlaubszeit ist erwartungsüberfrachtet und damit oft zum Scheitern verurteilt. Problematiken, die im Alltag beiseite geschoben werden, kommen nun zum Vorschein. Sei es die Unterschiedlichkeit der Partner an sich, die unterschiedlichen Lebenseinstellungen, Kommunikationsprobleme, kein eigener Freiraum, Eifersucht, Sex…
Statistiken zufolge wird sogar jede dritte Scheidung nach dem Urlaub eingereicht – die Anzahl der Trennungen bei nicht verheirateten Paaren jedoch ist nicht belegt – vermutlich liegt diese Zahl noch viel höher.
Wo aber liegt die Ursache für diese Unstimmigkeiten in der schönsten Zeit des Jahres?

• Wir sind geneigt, viele Dinge tatsächlich auf die Urlaubszeit zu schieben – das was im Alltag schwierig ist, machen wir dann im Urlaub - da haben wir Ruhe und Zeit dafür. Nur – auf Knopfdruck funktioniert das oft nicht und so lang ist der Urlaub auch nicht.

• Jeder hat seine eigenen Vorstellungen, was er gern im Urlaub machen möchte, äußert diese Wünsche aber meist nicht vorab und vor allem konkret. Der Partner ist aber kein Hellseher. Umgekehrt weiß man auch nicht genau, was der Partner eigentlich möchte. Selbst wenn man meint, man wüsste es…..es könnte auch anders sein. Oft macht einer von beiden viele Kompromisse und wird dann unzufrieden – der andere weiß aber gar nicht warum. Nichterfüllte Erwartungen - hier ist Stress vorprogrammiert…

• Die Wünsche an den perfekten Urlaub sind überzogen und können nur in Enttäuschung enden – in Bezug auf das Ambiente und auch in Bezug auf den Partner.

• Die Probleme, die im Alltag gern unter den Teppich gekehrt werden, kommen massiv zum Vorschein – da wir plötzlich 24 Std. am Stück zusammen sind – mit allen Konsequenzen. Dinge die im Alltagsgeschehen untergehen, drängen mit Macht in den Vordergrund. Die Rollenverteilung in der Familie (z. B.: wer kümmert sich wann um die Kinder) kann ins Wanken kommen – auch hier ist Kommunikation das Mittel der Wahl.

• Das „Abschalten“ im Urlaub wird in unserer hektischen Zeit immer schwieriger – Dank Internet sind wir immer im Geschehen verhaftet und das Leben im Hier und Jetzt ist schwierig.

• Wir sind es nicht mehr gewohnt, Zeit für uns zu haben und diese zu genießen!

• Wir sehen den Partner 24 Std. statt sonst nur 3-4 Std. täglich – plötzlich nerven all die kleinen Dinge an ihm, die sonst nicht so auffallen.

• Und und und

Wie kann der Urlaub trotzdem gelingen?

o Realistische Erwartungen an die Urlaubszeit

o Austausch über die Erwartungen aller Beteiligten

o Evtl. Aufgabenteilung (Familienurlaub)

o mit dem Partner statt im Internet kommunizieren

o Zeiten für gemeinsame Unternehmungen und Zeiten für individuelle
Wünsche einplanen, Zwischenbilanz ziehen

o den Partner mit seinen Bedürfnissen ernst nehmen

o eigene Bedürfnisse erkennen und verbalisieren

o Alltagsproblematiken im Alltag klären, nicht im Urlaub

o Möglichst kein Vorurlaubsstress durch (zu spätes) Packen etc.

o Erkennen, dass auch im Urlaub der Partner plötzlich kein anderer Mensch
ist.

o Sich positiv und entspannt auf die gemeinsame Zeit freuen!

Ich wünsche allen einen tollen und entspannten Urlaub und verschwinde in selbigen.....

Autor:

Simone Glaser-Bentz aus Menden (Sauerland)

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