NABU Moers / Neukirchen-Vluyn; Fledermauszählung im Winterquartier

Auf der Suche nach den Fledermäusen
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Bei einem 25jährigen Jubiläum denkt man an vieles, aber nicht daran, rückwärts durch ein abwärts führendes Rohr in einen Keller zu krabbeln. So geschehen am letzten Sonntag in Moers-Kapellen im Keller unter dem Ehrenmal bei der nun 25igsten Zählung des Fledermausbestandes im Überwinterungsquartier. Karl-Heinz Hartmann vom NABU Moers / Neukirchen-Vluyn hat zu diesem Termin geladen und neben dem Fledermausexperten Dr. Henning Vierhaus sind noch weitere fünf Gäste erschienen. Die ca. 100 Stück Fransen- und Wasserfledermäuse haben in dem Keller einen kühlen, feuchten und vor allen Dingen frostfreien Unterschlupf gefunden. Wer jetzt allerdings glaubt, dass man sie flugs durchzählen kann, da sie frei von der Decke hängen, hat hier falsch gedacht. Die nur wenige Zentimeter großen Tiere suchen Schutz in engen Spalten, Rissen und Löchern. Fransenfledermäuse z.B. haben eine Körperlänge von ca. 42-50 mm und ein Körpergewicht von 5-12 g. Alle Spalten mussten nun akribisch mit der Taschenlampe beleuchtet und abgesucht werden. Das kurze Anstrahlen mit der Taschenlampe weckt die Tiere nicht auf. Allerdings nimmt die eine oder andere Fledermaus das Licht trotz Tiefschlaf war, was man z.B. durch das Anlegen der Ohren erkennen kann. Dass die Tiere aufgeweckt werden, muss verhindert werden. Denn das Erwachen führt zu einem Anstieg der Körpertemperatur und zu einem unnötigen Verbrauch der Fettreserven. Die Fledermäuse halten in der nahrungsarmen Zeit bis zu 6 Monate Winterschlaf und leben während dieser Zeit von ihren Fettreserven. Während des Winterschlafs sinkt die Körpertemperatur auf die Umgebungstemperatur ab, in diesem Fall auf ca. plus 7°C. Herzschlag und Atmung verlangsamen sich im Extremfall um das 40fache. Trotzdem verlieren die Tiere während des Winterschlafes ca. 30% an Gewicht. Dieser Gewichtsverlust birgt eine weitere Gefahr. Haben die Fledermäuse durch Insektizide vergiftete Insekten gefressen, so hat sich das Gift im Fettgewebe angereichert. Während des Winterschlafs werden nun diese Fettreserven verbraucht und das Gift kann Konzentrationen erreichen, die zum Tod der Tiere führen können.
Nach drei Stunden intensiver Arbeit und sieben abgesuchten Kellerräumen wurde es der Zählmannschaft langsam zu kalt, auch wenn es draußen an diesem Tag 15 Grad kälter war. Auf dem Rückweg, direkt am Eingang wurde dann ein einziges Braunes Langohr entdeckt. Das markanteste Merkmal dieser Fledermaus sind die auffallend großen Ohren, die immerhin eine Länge von 31 bis 41 mm erreichen.
Zum Schutz der Fledermäuse werden die Winterquartiere häufig vergittert, wie auch in Kapellen. Damit war die diesjährige Zählaktion beendet. Der Bestand der überwinternden Fledermäuse ist zum Glück stabil geblieben.
In Deutschland sind 23 Arten von Fledermäusen heimisch, wovon viele in ihrem Bestand bedroht sind.
An dieser Stelle sei noch einmal betont, dass alle Fledermäuse seltene und nach dem Bundes-naturschutzgesetz besonders geschützte Tiere sind. Es ist verboten, die Fledermäuse zu stören, den Tieren nachzustellen und ihre Quartiere zu zerstören.

INFORMATION
Fledermausschutz - was können Sie tun?
Fledermäuse können nur in einer giftfreien und natürlichen Umwelt überleben - wie wir auch.
Dabei sind es nur kleine Veränderungen, die aber sehr effektiv helfen. Jeder einzelne kann hierbei wichtige Hilfe leisten:
Verzicht auf Insektizide im Garten
Pflanzenmischung für einen Fledermausgarten verwenden
Schutz aller Fledermausquartiere
Störungen vermeiden
Giftfreier Dachumbau
Anbringen von Fledermauskästen

www.NABU.de
www. Fledermausschutz.de

Autor:

Andrea Schwenke aus Moers

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