Wie viele Türen hat meine digitale Welt?

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Das digitale Zeitalter. Fluch und Segen zugleich. Doch was genau für Probleme bringt das Internet mit sich und wie kann der Nutzer sich bestmöglich dagegen wappnen?

„Würden Sie zuhause Ihre Türen und Fenster offen lassen, wenn Sie die Wohnung verlassen?“ fragt Kriminalhauptkommissar und sicherheitstechnischer Berater Michael Kootz-Landers mich. Verwundert beneine ich dies. Natürlich nicht. Wenn ich aus dem Haus gehe, schließe ich natürlich alle Fenster und Türen. Worauf will er hinaus?
„Sehen Sie, in der analogen Welt sehen wir es als selbstverständlich an, Türen und Fenster zu schließen und uns so gegen Einbrüche oder andere Delikte zu sichern, warum machen wir das dann nicht auch im Internet?“ Diese Frage spukt mir noch lange nach unserem Gespräch im Kopf herum. Kootz-Landers erzählt, dass es fast alle Delikte, die in der analogen Welt vorkommen, mittlerweile auch in der virtuellen Welt gibt. Aber was kann ich konkret tun, um mich vor Dieben zu schützen? Wie kann ich dafür sorgen, dass meine Fenster und Türen gut verschlossen sind?
Als ersten Punkt nennt Kootz-Landers den Gebrauch von Antivirenprogrammen. Damit einhergehend ist es aber auch notwendig, dass das Betriebssystem immer auf dem aktuellsten Stand ist. Das bedeutet: Auch wenn es manchmal „unbequem“ ist oder zeitlich nicht in den Plan passt, Updates immer zeitnah machen und dafür sorgen, dass alle Systeme auf dem neusten Stand sind. Internetnutzern sollte klar sein, dass es keine 100 prozentige Sicherheit gibt, aber dass es durchaus möglich ist, das Risiko von „Angriffen“ zu verringern.

Online Banking. Auch ein Thema, bei dem sich die Geister scheiden. Prinzipiell, so Kootz-Landers, keine schlechte Möglichkeit, seine Bankangelegenheiten zu erledigen, allerdings müssen einige Vorkehrungen getroffen werden. Bevor es überhaupt an die Verwendung von Online Banking geht, sollte sichergestellt sein, dass der PC, mit dem der Nutzer das Online Banking durchführen möchte, sicher ist. Denn ist dies nicht der Fall, bringen auch alle anderen Vorkehrungen nichts. Zudem rät der Experte davon ab, das sogenannte „mobile TAN“-Verfahren über das Smartphone zu machen. Eine weitere Sicherheitsmaßnahme besteht in der Verwendung vom HBCI-Verfahren (steht für Homebanking Computer Interface). Hierbei verwendet der Nutzer ein externes Kartenlesegerät zur Abwicklung von Geldgeschäften. Diese Methode bietet, so Kootz-Landers, ein hohes Maß an Sicherheit. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass sogenannte „System-Checks“, die von den verschiedenen Banken angeboten werden, regelmäßig durchgeführt werden, um so zu gewährleisten, das alle Systeme auf dem neusten Stand sind. Des Weiteren sollte bei den Banken ein Limit des Abhebebetrags vereinbart werden. So kann es nicht passieren, dass Betrüger das komplette Konto leer räumen.

Auch bei E-Mails gibt es immer neue Methoden, die Diebe und Betrüger anwenden. Hier ist es ratsam, so Kootz-Landers, mit einem Spam-Blocker zu arbeiten. Zudem sollte jeder Nutzer bedenken, dass Banken niermals per Mail nach Daten fragen. Es sollten keine Anhänge geöffnet werden, deren Absender dem Nutzer nicht bekannt sind. Oftmals ist es auch hilfreich, bei einer kuriosen E-Mail einfach mal im Internet zu recherchieren, denn: „Hier kommen die Nutzen des Internets wieder zu Tage. Jeder kann in schnellster Zeit sämtliche Informationen erhalten. Das bedeutet, auch Informationen über zwielichtige, neue Methoden von Betrügern!“
Die Vermutung liegt nahe, dass es insbesondere ältere Menschen sind, die auf solche Betrüger hereinfallen. Doch Kootz-Landers entkräftet diese Annahme: „Gerade bei Jüngeren ist das Gefahrenbewusstsein oftmals nicht vorhanden.“ Dies bestätigt auch ein Trend, der sich im Moment durchgesetzt hat und von den Polizeistellen, aufgrund des Anzeigeverhaltens, bestätigt wird: Sexting. Es handelt sich hierbei um die Weitergabe von Fotos und Videos, in welchen Betroffene Nacktbilder, Videos oder Inhalte mit sexualisiertem Inhalten versenden. Oftmals sehen die Jugendlichen darin einen Vertrauensbeweis oder eine Mutprobe. Jedoch bedenken sie nicht, dass das Internet niemals vergisst und dass sich einmal eingestellte Fotos in rasender Geschwindigkeit verbreiten. Eine kleine Unüberlegtheit kann sich so schnellstens zu einer Sache entwickeln, die den Nutzer ein Leben lang begleitet. Oftmal wollen Jugendliche so mehr Aufmerksamkeit bekommen, doch die Aufmerksamkeit, die ihnen dann oftmals zu teil wird, ist nicht die, an die sie bei ihrer unbedachten Handlung gedacht haben.

Doch ab wann kann ich meine Kinder ins Internet lassen? Der Experte rät, Kinder im Grundschulalter nicht unbeaufsichtigt ins Internet zu lassen. Zudem weist er darauf hin, dass es extra Jugendschutzprogramme gibt, die von Eltern installiert werden können und bei denen eingestellt werden kann, auf welche Seiten die Kinder dürfen und auf welche nicht. Ganz klar, das nutzt nur im bestimmten Umfang etwas, da Kindern und Jugendlichen meist nicht nur der private PC zur Verfügung steht, sondern auch Smartphones oder PC‘s an Schulen und von Freunden. Im Prinzip geht es vor allem darum, junge Menschen mittels Medienkompetenztraining zu achtsamem Umgang mit dem Internet zu bewegen. Und hier können auch Eltern ansetzen: Sie können sich für die Belange ihrer Kinder interessieren, sich auf Informationsseiten umsehen und ihren Kindern einen bewussten Umgang mit den neuen Medien beibringen.
Natürlich bietet das keine 100 prozentige Sicherheit, aber eben ein Stück Sicherheit, einige Türen geschlossen zu lassen und so Betrügern den Diebstahl von persönlichen Daten zu erschweren, wenn nicht sogar unmöglich zu machen.

Kriminalhauptkommissar und sicherheitstechnischer Berater Michael Kootz-Landers. | Foto: Michael Kootz-Landers
Autor:

Sarah Dickel aus Moers

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