KKV-Gesprächskreis "Christen treffen Muslime" diskutiert über das Weihnachtsfest

Das Foto zeigt Teilnehmer des Gesprächskreises; darunter auch Mohamed Adib, Dialogbeauftragter der Moscheegemeinde (am Tischende links) und Ramazan Akcora, Vors. des Moscheevereins, (am Tischende rechts).
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  • Das Foto zeigt Teilnehmer des Gesprächskreises; darunter auch Mohamed Adib, Dialogbeauftragter der Moscheegemeinde (am Tischende links) und Ramazan Akcora, Vors. des Moscheevereins, (am Tischende rechts).
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Kürzlich trafen sich die Mitglieder des KKV-Gesprächskreises "Christen treffen Muslime" im Pfarrer-Franz-Boehm-Haus, um sich über die Bedeutung des Weihnachtsfestes in der christlichen Religion bzw. im muslimischen Glauben auszutauschen. Das Thema erhielt insofern eine Brisanz, so der Sprecher des Kreises Bernd-M. Wehner, da in schöner Regelmäßigkeit in der Öffentlichkeit in dieser Zeit die Debatte geführt werde, ob man beispielsweise Weihnachtsmärkte nicht als Lichtermärkte bezeichnen sollte, da die Namensgebung ggf. die Gefühle anderer verletzen könne. Wie das von Muslimen empfunden wird, hat kürzlich Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, auf den Punkt gebracht, in dem er sagte: „Das ist eine peinliche Diskussion. Der christliche Bezug zu Weihnachten ist unübersehbar und klar.“

Genau das war auch das Ergebnis der Diskussionsrunde des KKV-Gesprächskreises „Christen treffen Muslime“, der ebenfalls diese Thematik behandelte. So wies Mohamed Adib, der Dialogbeauftragte der türkisch-islamischen Gemeinde, darauf hin, dass auch für die Muslime die Geburt des Propheten Jesu (Isa) im Koran eine bedeutende Rolle spiele. So nehme Jesus als „Zeichen der Barmherzigkeit“ auch eine Sonderstellung für Gott bei den Propheten ein. Im Übrigen gäbe es im Koran eine Sure mit dem Namen Mariyam (Maria). In dieser 19. Sure werde die Geschichte der jungfräulichen Geburt Jesu durch Maria erwähnt und bestätigt. So sei hiernach auch zu ihr der Engel Gabriel gesandt worden. Gabriel habe ihr gesagt: „Ich bin der Bote deines Herrn. Er hat mich zu dir geschickt, auf dass ich dir einen reinen Sohn beschere.“ Maria habe hierauf geantwortet: „Wie soll mir ein Sohn (geschenkt) werden, wo mich doch kein Mann (je) berührt hat und ich auch keine Dirne bin?“ Und Gabriel habe erwidert: „So ist es; dein Herr aber spricht: ‚Es ist mir ein leichtes und wir machen ihn zu einem Zeichen für die Menschen und zu unserer Barmherzigkeit, und dies ist eine beschlossene Sache.‘“

Die christliche Sicht des Weihnachtsfestes legte sodann Harald Wachter, Diakonanwärter in St. Gereon, aus. Gleichzeitig wies er daraufhin, dass Weihnachten zwar für viele Christen das wichtigste kirchliche bzw. religiöse Fest sei. Für den christlichen Glauben sei allerdings der Karfreitag und Ostern also Tod und Auferstehung Jesu Christi entscheidend. Deswegen kenne das älteste Evangelium nach Markus (um 70 nach Christus) überhaupt keine Geburtserzählung. Auch das Johannesevangelium beinhalte keine „richtige“ Geburtsgeschichte. Sie sei zunächst von nachrangigem Interesse gewesen, da damals ja alle Menschen wussten, dass Jesus als Mensch und zugleich als Gottes Sohn ganz konkret in Israel gelebt habe, so Wachter. Die allgemein bekannten Weihnachtsgeschichten fänden sich in den Evangelien nach Matthäus und Lukas.

So sei bei Lukas eine deutliche Dreiteilung zu erkennen:
1. Die Geburt Jesu – eher im Verborgenen
2. Die Verkündigung der Geburt und
3. Die Bestätigung der Verkündigung.
Vor diesem Hintergrund stehe dann aber nicht die Geburtserzählung im Zentrum sondern die Engelsverkündigung: Heute ist euch in der Stadt Davids (Betlehem) der Retter (lat. Salvator) geboren.; er ist der Messias (lat. = Christus = der Gesalbte). Mit diesen Attributen, die sich Kaiser Augustus, also genau der Kaiser, in dessen Amtszeit Jesus geboren wurde, selbst zulegte. Lukas wolle daher mit seinem Text die Verhältnisse klarstellen: Der wahre Retter und Herr ist Jesus. Und wenn dann später das „himmliche Heer“ sagte: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden Friede bei den Menschen seiner Gnade“, so heiße das nichts Anderes, dass es diesen Frieden nur bei Gott gebe.

Beim nächsten Treffen des Gesprächskreises steht das Thema „Religiöse Zentren – ihre Funktion und ihre Aufgabe“ an. Hier wird man wiederum aus christlicher und muslimischer Sicht das Thema beleuchten.

Der KKV-Gesprächskreis „Christen treffen Muslime“ trifft sich bereits seit rund zehn Jahren mit den türkischsprachigen Muslimen in Monheim. Darüber hinaus nehmen seit längerer Zeit auch evangelische Christen an den vierteljährlich stattfindenden Gesprächen teil. Ziel des Gesprächskreises ist es, im gemeinsamen Dialog zwischen Christen und Muslimen einander besser kennenzulernen, gegenseitige Vorurteile und Missverständnisse zu beseitigen, um so im gegenseitigen Respekt die Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Glauben des Anderen festzustellen.

Das Foto zeigt Teilnehmer des Gesprächskreises; darunter auch Mohamed Adib, Dialogbeauftragter der Moscheegemeinde (am Tischende links) und Ramazan Akcora, Vors. des Moscheevereins, (am Tischende rechts).
Das Foto zeigt ebenfalls Teilnehmer des Gesprächskreises; darunter am Kopfende von links: Pfr. Till-Karsten Hesse von der ev. Gemeinde, Ursula Budde, Vorsitzende des PGR St. Gereon, Bernd-M. Wehner, Sprecher des Gesprächskreises und vorne rechts: Mohamed Adib, Dialogbeauftragter der Moscheegemeinde, und Pfr. Burkhard Hoffmann von der kath. Gemeinde
Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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