Über 50 Stunden im Kanu

Kanu-Start in Carmacks nach einer kurzen Erholungspause.	    						           Fotos (3): Kelly de Jager
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Thomas de Jager, Mitglied im Monheimer Kanu-Club, der jetzt am kanadischen Yukon lebt und arbeitet nahm um die Mitsommernacht in diesem Jahr am härtesten Kanurennen der Welt am Yukon-River-Quest über 715 Kilometer teil und erreichte dort einen sensationellen zweiten Platz im Einer-Kajak.

Genau 51 Stunden, 36 Minuten und 16 Sekunden benötigte  der 46-jährige  Monheimer  Thomas de Jager für die 715 Kilometer, dem längsten und härtesten Kanurennen der Welt,  auf dem Kanadischen Teil des Yukons von Whitehorse bis zur alten Goldgräberstadt Dawson City. Im Vergleich dazu ist das die Strecke auf dem Rhein von Konstanz (Bodensee, Stromkilometer 0) bis in die Baumberger Kurve (Stromkilometer 715).

Im Kajak-Einer erreichte er als Zweiter  und Platz 8 in der Gesamtwertung von 66 gestarteten Teams das Ziel sowie den 1. Platz für das kanadische Yukon Territorium. Die „gewöhnlichen“ Kanufahrer brauchen für eine solche Strecke als Gepäckfahrt 10 bis 14 Tage, um dabei aber auch Natur und Landschaft wahrzunehmen und zu genießen.

Das internationale  Kanurennen findet regelmäßig jedes Jahr unter der Mitternachtssonne Ende  Juni statt und zählt zu den zehn härtesten Ultrarennen der Welt.

Thomas de Jager ist mit dem Kanusport in Monheim aufgewachsen und paddelt seit gut 40 Jahren auf den unterschiedlichsten Gewässern. Vor 12 Jahren siedelte er nach Kanada über, betreibt dort ein erfolgreiches Unternehmen im Yukon Territorium und bietet jegliche Art an Abenteuertouren an, hauptsächlich Kanadier und Kajak (www.youkonwide.com). Seit dieser Zeit paddelt er auf dem Yukon mehrfach im Jahr. Thomas sehr optimistisch: „Ich kenne den Abschnitt zwischen Whitehorse und Dawson City besser als kaum jemand anders. Das ist Natur pur! Der Yukon ändert auf dieser Strecke sehr stark seinen Flusslauf. Vor mir liegen dutzende Kanäle, hunderte  Inseln und der unberechenbare Lake Laberge. Das ist mein Vorteil, denn ich kenne dort die schnellste Route.“

Im Bereich  des Polarkreises  dauert der Winter oft bis Ende April/Anfang Mai also deutlich länger als  in Mitteleuropa. Demnach konnte Thomas de Jager sich nie so richtig konditionell vorbereiten. In den letzten beiden Monaten vor dem Rennen trainierte er jeden zweiten Abend. Dabei legte er  in seinem leichten und schnellen  aus Carbon/Kevlar bestehenden Seekajak  (Länge 518 cm, Breite 55 cm, Gewicht 19 kg, mit Steueranlage)  Strecken zwischen 20 und 50 Kilometern  zurück.

Um 12 Uhr am 25. Juni gab es einen Massenstart mit 66 Teams. Vorher wurde sein Seekajak  mit ausreichend Proviant und Wechselklamotten beladen. Schwimmweste ist  für alle Pflicht.   Den ersten Pflichtstopp von sieben Stunden war nach der Hälfte des Rennens in Carmacks nach zirka 360 Kilometern. Ab dem Start in Whitehorse, im oberen Flussbereich, fließt der Strom sehr zügig.  Mit seinem schnellen Seekajak,  bevor es auf den berüchtigten Binnensee, den Lake Laberge ging, hatte er sich nach zweieinhalb  Stunden  schon auf Platz 12 vorgekämpft. 53 Kilometer lagen nun auf dem See vor ihm.

Der Wind frischte auf. Anschließend kamen die gefürchteten Fallwinde auf, die bei einer Windstärke von 80 km/h für zwei Meter hohe Wellen sorgten. Mit seinem Seekajak war er in dieser Situation den anderen Bootstypen deutlich überlegen und nach fünfeinhalb Stunden, gegen 20 Uhr erreichte er den Ausgang des Sees in Lower Laberge. Jetzt ging es durch die erste Nacht mit einem Stundendurchschnitt von 15 Kilometern weiter auf dem Yukon.

Im Bereich der Arktis bleibt es bis auf eine kurze Dämmerung durchgehend hell. Die Temperaturen fielen in dieser Nacht auf null Grad, die Wassertemperaturen erreichen bei einem Gletscherstrom auch nur knapp die sieben Grad-Marke. Da de Jager die Nächte vor dem Wettkampf kaum geschlafen hatte, kämpfte er mit großer Müdigkeit. „Zweimal hatte ich mich dabei erwischt, wie ich beim Paddeln fast  eingeschlafen  und beinahe gekentert wäre.“  Nach 24 Stunden, um die Mittagszeit, kam er in Carmacks an. Hier gab es einen Pflichtaufenthalt von sieben Stunden.

Gut erholt und ernährt nahm er  gegen 19 Uhr die nächsten 360 Kilometer in Angriff. Nach 14 Stunden und 201 Flusskilometern erreichte er nach der zweiten durchgepaddelten Nacht  gegen 12 Uhr  Kirkman-Creek. Dort gab es noch einmaleinen Pflichtaufenthalt von drei Stunden. Noch gut 165 Kilometer standen ihm  bevor bis zum Ziel in Dawson City. Die folgenden 105 Kilometer paddelte er bei hoher Fließgeschwindigkeit in knapp fünf Stunden. Zu diesem Zeitpunkt war er schon 48 Stunden im Einsatz.Nur noch 57 Kilometer! waren zu absolvieren. Thomas de Jager: „Doch dann passierte es. Ich konnte mit der  rechten Hand das Paddel durch die ausdauernde Belastung  kaum noch halten. Ich habe meine Hand über Kreuz an das Paddel getapet und konnte so meinen Arm etwas entlasten.“

Die letzten 57 Kilometer wurden deutlich anstrengender als vermutet. Es stellte sich bei de Jager eine totale Erschöpfung ein, die letzten zwei Stunden durch die langen weiten Täler kurz vor Dawson schienen ihm endlos. Dann entdeckte er in der Ferne die ersten Häuser von Dawson. „Die letzten Kräfte habe ich mobilisiert und mit einem Sprint, mit Tränen in den Augen, meine Frau mit den Kindern und mein Vater vom Ufer aus anfeuernd, erreichte ich das Ziel.“ Nach 715 Kilometern hatte Thomas der Jager am 28. Juni gegen 1.31 Uhr in der Nacht das Ziel als zweitschnellster Kajakfahrer erreicht.

Autor:

Lokalkompass Langenfeld - Monheim - Hilden aus Monheim am Rhein

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