Flüchtlingskinder bauten mit Feuereifer „coole“ Loungemöbel

In der hinteren Reihe (zweite von links) ist Janika Quirl und rechts außen Margit Göckemeyer, eine weitere ehrenamtliche Helferin, zu sehen.
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  • hochgeladen von Bernd-M. Wehner

Der Gedanke war naheliegend. Janika Quirl und Alexander Bülles, zwei externe Sozialpädagogen von SEE (social.experience.experts), fanden, dass man jungen Menschen, die geflüchtet sind, die Gelegenheit geben sollte, sich aktiv und kreativ zu beschäftigen, um so ihre Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Und so war die Idee schnell geboren: Man könnte doch mit den Flüchtlingskindern, die in der Niederstraße untergebracht sind, in den Ferien für das Außengelände ganz einfach „coole“ Loungemöbel bauen, um so den Sozialraum nach eigenen Vorstellungen mitzugestalten. Gleichzeitig hätten die Kinder auf diese Weise Erfolgserlebnisse, könnten ihre Kompetenzen erweitern und dadurch ihr Selbstbewusstsein stärken. Kurzum: Sie erleben, dass sie trotz ihrer unsicheren Lebenssituation etwas bewirken können. Also nahm man Kontakt mit Frank Nickel, dem Bereichsleiter des SKFM für die Flüchtlingshilfe, auf. Er fand den Vorschlag großartig und schon konnte man mit der Umsetzung des Werkes beginnen.

300 Meter Holzbretter wurden verbaut

Mit einem Handzettel, der in deutscher, serbokroatischer und arabischer Sprache hergestellt wurde, wurden die Flüchtlingsfamilien am Standort Niederstraße, der vom SKFM betreut wird, über das Vorhaben informiert. Es sollten Bänke, Stühle, Hocker, Liegestühle und Tische und ähnliche Möbelstücke selbst gezimmert werden. Finanziert wurde das Projekt über Fördergelder des deutschen Kinderhilfswerkes. Hiervon konnte das entsprechende Material – allein 300 Meter Holzbretter – und das notwendige Werkzeug beschafft werden.

Die Kinder und Jugendlichen im Alter von fünf bis 24 Jahren waren dann auch in der dritten Ferienwoche mit Feuereifer dabei und bauten unter der fachmännischen Anleitung von Janika Quirl und Alexander Bülles, sowie zwei ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die entsprechenden Möbelstücke. Dabei zeigte sich sehr schnell, dass die kleinen und großen Handwerker – durchschnittlich 21 Kinder waren täglich dabei – sehr interessiert und konzentriert bei ihrer Arbeit waren. Und sie lernten ganz nebenbei auch die deutsche Sprache, wobei Worte wie „Akkuschrauber“, „Säge“ und „Schrauben“ nicht gerade zu den leichtesten zählten.

„Bauen wir heute wieder?“ Mit dieser Frage wurden Janika Quirl und Alexander Bülles täglich bestürmt, kaum das sie aus dem Auto gestiegen waren. Ist der Kofferraum einmal geöffnet, sind die Werkzeuge auch schon so gut wie ausgeladen. „Ich nehm’ das.“, „Ich mache das.“ Bei soviel Hilfsbereitschaft ist der Pavillon schnell aufgebaut und der Arbeitsbereich gekennzeichnet. Alle sind schon mit Brille und Handschuhe ausgestattet. Und als am ersten Tag endlich der Lastwagen mit dem Holz ankommt, wird dieser schnell ausgeladen und die Kinder legen mit großer Begeisterung los. „Wichtiger als die Produkte aber sind die Momente, in denen die Augen vor Stolz leuchten“ berichtet Alexander Bülles. „ICH habe ganz allein das Brett durchgesägt.“ „ICH habe zum ersten Mal eine Schraube mit dem Akkuschrauber versenkt.“ „WIR haben gemeinsam diesen Tisch gebaut und WIR können auf unserer Bank sitzen.“

Zum Abschluss gab es ein „Handwerker-Diplom“

„Es war eine wahre Freude zu sehen“, so Janika Quirl, „wie die Kinder bei der Sache waren.“ Die letzte Frage jeden Tages war dann auch: „Kommt ihr morgen wieder?“ Große Augen gab es dann noch zum Ende der Werkwoche am vorletzten Freitag bei der Verteilung der Teilnahmeurkunden, dem „Handwerker-Diplom“. Im Rahmen eines kleinen Festes wurde der Abschluss des Projektes mit Orangensaft und Keksen gebührend gefeiert – selbstverständlich auf den eigenen neuen Möbeln.

„Diese Arbeit hat nicht nur Freude bereitet, sondern sie trug auch dazu bei, das Zusammengehörigkeitsgefühl der Kinder und Jugendlichen untereinander zu stärken“, so das Fazit der beiden Sozialarbeiter.

SEE (social.experience.experts) ist ein sozialpädagogisches Dienstleistungsunternehmen in Monheim am Rhein, das mit dem Wichtigsten überhaupt arbeitet - mit Menschen! Es versteht Sozialpädagogik als die Wissenschaft der Entwicklung von sozialen, kognitiven und emotionalen Kompetenzen beim Menschen. Seine Arbeit orientiert sich an den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, denen es mit wissenschaftlichen Methoden begegnet. Mehr unter www.seesocial.de

Weitere Informationen über den SKFM Monheim am Rhein e.V. findet man unter www.skfm-monheim.de

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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