KKV-Gesprächskreis "Christen treffen Muslime" diskutiert über Funktionen von religiösen Zentren

Ditib will Beirat zum Moscheebau, dem auch Christen angehören sollen

Unter dem Motto „Welche Funktionen haben religiöse Zentren wie Kirchen oder Moscheen?“ traf sich kürzlich wieder der KKV-Gesprächskreis „Christen treffen Muslime“ im Eki-Haus. Zu Beginn des Treffens berichtete der Sprecher des Kreises, Bernd-M. Wehner, dass er bei der letzten Sitzung des Integrationsrates Gelegenheit hatte, über die Arbeit des Gesprächskreises zu berichten, der bereits knapp zwölf Jahre in Monheim aktiv ist. Dies habe dazu geführt, dass er in einem Zeitungsinterview auch gefragt worden sei, was er zu den Spitzelvorwürfen gegenüber dem früheren Monheimer Imam Selcuk Kurt sage. Seine Antwort: „Auch uns als Gesprächskreis hat dieser Vorwurf überrascht. Allerdings gelte auch in diesem Fall die Unschuldsvermutung bis zum Beweis des Gegenteils. Im Übrigen werde man im Gesprächskreis weiterhin vertrauensvoll und offen miteinander im Gespräch bleiben.“ Erdogan Akpolat, Dialogbeauftragter der Ditib-Gemeinde, nahm das Treffen zum Anlass, um ebenfalls eine Erklärung zu den Spitzelvorwürfen abzugeben. Dabei betonte er, dass auch die Monheimer Moschee-Gemeinde erst aus den Medien von den Vorwürfen erfahren habe. Gleichzeitig unterstrich er, dass man jegliche Art von Spitzeltätigkeiten verurteile und zurückweise. Im Übrigen sei man dem Grundgesetz verpflichtet und unterstütze dessen Einhaltung bedingungslos.

Pfr. Burkhard Hoffmann von der katholischen Kirche nahm in seinem Statement zum Gesprächsthema als erster Stellung. So erläuterte er sehr anschaulich die Funktionen der einzelnen liturgischen Teile im Altarraum einer katholischen Kirche. Angefangen vom Altar, Tabernakel, Ambo, Taufbecken bis hin zum „ewigen Licht“. Eine Besonderheit in Monheim sei die große Zahl von Messdienern, die in den jeweiligen Gottesdiensten ministrierten. Insgesamt seien es etwa 230 Jugendliche – davon allein rund 150 Jugendliche in Baumberg – die hier ihren Dienst verrichteten. Gleichzeitig finde hier auch eine aktive Jugendarbeit statt. Darüber hinaus berichtete er von den zahlreichen Bildungsveranstaltungen, die von den verschiedensten Gruppierungen der Kirchengemeinde in den Pfarrzentren Pfarrer-Franz-Boehm-Haus und St. Dionysius angeboten würden.

Pfr. Till-Karsten Hesse zeigte sodann für die evangelische Kirche auf, welche Funktionen die einzelnen religiösen Zentren wahrnähmen. Dabei ging er zunächst auf die uralte Menschheitsfrage „Wo wohnt Gott?“ ein, um sodann in einem kurzen historischen Rückblick aufzuzeigen, wie sich die Form der Gottesdienste im Christentum entwickelt hätten. Dabei unterstrich er, dass die Reformatoren Luther, Melanchthon, Zwingli und Calvin im 16. Jahrhundert die Kirche als Ort der Wortverkündigung – „Der Glaube kommt aus der Predigt“ – gesehen hätten. So träfen sich in einer evangelischen Kirche die „Gemeinschaft der Heiligen“, also die Christen zur Verkündigung des Wortes Gottes, zum gemeinsamen Gebet und zur Feier der Sakramente wie Taufe und Abendmahl. Dabei nähme das Eki-Haus eine besondere Funktion ein. Es sei keine Kirche sondern eine Gottesdienststätte mit Gemeinderäumen, die einschließlich des Kirchenraumes multifunktional für gemeindliche Veranstaltungen genutzt würden.

„Das deutsche Wort Moschee, aus dem Arabischen masdjīd abgeleitet (Ort, an dem man sich - zum Gebet - niederwirft), ist das Gebets- und Gotteshaus der Muslime und darüber hinaus ein Ort der theologischen und lebenspraktischen Wertevermittlung im Sinne des Islam sowie ein sozialer Treffpunkt.“ Mit diesen Worten umschrieb Erdogan Akpolat die Funktion einer Moschee. Sie könne ein Mehrzweckgebäude sein, also auch ein Ort für Unterricht, Gespräche und ein Veranstaltungsort für das Feiern religiöser und gesellschaftlicher Anlässe. Im Übrigen fungierten Moscheen von Anfang an in besonderem Maße als Lehranstalten. Damit dienten Moscheen sowohl religiösen als auch sozialen Zwecken, um die muslimische Gemeinschaft und die Beziehungen der Menschen untereinander zu stärken. Die besondere Bedeutung der Moschee ergebe sich aus ihrer Funktion als Ort der gemeinsamen Verrichtung der Pflichtgebete – wie beispielsweise das Freitagsgebet. Weitere Schwerpunkte stellten die Seelsorge, Trauungen sowie die Jugendarbeit dar. Moscheen seien auch Bildungsorte, in denen oftmals und abhängig von den örtlichen Gegebenheiten Unterweisungen in den Grundlehren des Islam, Korankurse, Hausaufgabenhilfe, Deutschkurse sowie Computer- und Alphabetisierungskurse angeboten würden. An den Moscheen angegliedert seien vielfach Tee- und Kaffeehäuser, Bibliotheken sowie Läden zum Verkauf von Lebensmitteln.

In der anschließenden lebhaften Diskussion wurden noch einzelne Themen vertieft. Bei dieser Gelegenheit wies Akpolat auch darauf hin, dass die türkische Moscheegemeinde anlässlich der Planungen und des Moscheebaus einen Beirat gründen wolle, in dem u.a. auch Mitglieder des Gesprächskreises „Christen treffen Muslime“ vertreten sein sollen.

Der KKV-Gesprächskreis „Christen treffen Muslime“ trifft sich bereits seit rund zwölf Jahren mit den türkischsprachigen Muslimen in Monheim. Darüber hinaus nehmen seit längerer Zeit auch evangelische Christen an den vierteljährlich stattfindenden Gesprächen teil. Ziel des Gesprächskreises ist es, im gemeinsamen Dialog zwischen Christen und Muslimen einander besser kennenzulernen, gegenseitige Vorurteile und Missverständnisse zu beseitigen, um so im gegenseitigen Respekt die Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Glauben des Anderen festzustellen.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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