Frankreichs schönste Käse-Ecke

Anja Davies engagiert sich besonders für die Erhaltung der Vogelwelt und des Naturschutzes nicht nur innerhalb ihres 25 Ha großen Refugiums.
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  • Anja Davies engagiert sich besonders für die Erhaltung der Vogelwelt und des Naturschutzes nicht nur innerhalb ihres 25 Ha großen Refugiums.
  • hochgeladen von Joachim H. Hartung

Ein Reisebericht zweier Frankreich-Enthusiasten mit Hund

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Als wichtigste Voraussetzung galt es ein Quartier für 7 Tage zu finden, was sowohl für unseren Antoine, einem quirligen Briard, genug Auslauf und uns genug Natur, Abgeschiedenheit und Sehenswürdigkeiten bot. Mit den Franzosen in einem schnuckligen Vorort von St. Etienne in Frankreich hatten wir schon 2013 gute Erfahrungen gemacht, sodass wir diesmal die Normandie bereisen wollten. Und wie es der Zufall wollte, gab es da in unmittelbarer Nähe der Käse-Stadt Livarot ein deutschsprachiges Ehepaar, die einen Cidre-Apfelhof aus dem 16. Jahrhundert in mehrere bewohnbare Gäste-Haus-Appartements mit großräumiger Küche, offenem Kamin, Schlaf- und Kinderzimmer umgewandelt hatten ohne große Entkernung dieser wunderschönen Anlage.

Geschichtsträchtiges, gepaart mit uralten Baumbestand, noch dazu fast Gott verlassen, mitten in Frankreichs schönster Käse und Calvados-Ecke, vergleichbar mit der hügeligen Landschaft rund um Heidelberg, das war es, was uns beide auf Anhieb in Urlaubslaune versetzte. Wir machten Reisepläne ad hoc, überflogen Grenzen mittels Google Maps, die einzelnen Stationen unserer Pausen und wähnten uns schon nach 646 km dort wo es uns wie magisch hinzog.
Wären in knapp 4 ½ Stunden zu schaffen, dachte ich. Allerdings war mit klar, dass meine Reisebegleitung da konträrer Ansicht war. In stoischer Ruhe fuhren wir dann ganz entspannt mit 110 km in der Stunde westwärts, ich als Beifahrer und sie eben als Lenker- und Denkerin. Kurz vor dem Ziel gab unsere freundliche Dame der Navigation Ihren verbalen Dienst auf und das System gab die schriftliche Mitteilung"Da hamma nix"...oder so;) Umso erfreuter waren wir, dass uns ein Einheimischer den Weg vorfahrend zum La Boursaie Hof von Anja und Peter Davies im wahrsten Sinne des Wortes ebnete. Ich war ja schon vorher bei 110 km/h sowas von tiefenentspannt, immerhin dauert die Fahrt gute 7 Stunden mit diversen WC-Pausen. Wir waren ja früh losgefahren. Jetzt befuhren wir aber einen Weg, der viel schmaler als eine Autostraße total unbefestigt, in der Mitte sogar eine saftiggrüne Grasnarbe hatte, als der Einheimische seinen Renault abrupt auf der Gabelung vor dem gekreuzigtem Jesus, ausbremste. Meine.eine und ich schauten uns gleichzeitig an und jeder von uns dachte in dieser Schrecksekunde dasselbe :“ Jetzt steigt der mit einer Schrotflinte aus, haut uns einen über die Rübe und raubt uns aus“. So dermassen abgelegen und menschenleer sah diese Abzweigung aus. Bis uns beiden unser Hund laut bellend aus den trüben Gedanken riss. Also der gute Mann stieg aus und deutete uns mit einer Handbewegung an, da müsst ihr mit Eurem Auto reinfahren, ich verlass Euch jetzt. Wir bedankten uns lachend. Und selbst mir kam ein fröhliches, unbeschwertes "Merci beaucoup" über die Lippen.

Dann fuhren wir schnurstracks gut 1000 Meter über eine geteerte Straße durch einen wunderschön verschlungenen Mischwald, mit vielen hochgewachsenen Bäumen und dichten Gebüschen, Sträuchern und alten Haselnussbäumen. Die Straße war übersät mit reifen Haselnüssen, die beim drüber fahren laut knackende Geräusche in den Radkästen erzeugten. Sollten hier die Gebrüder Grimm damals rastend erstmals auf die Idee mit der Märchensammlung gekommen sein? Gut anzunehmen.Alsbald wurde der Wald lichter und eine Riesenapfelwiese mit weit mehr als ca. hundert Apfelbäumen wies uns talabwärts den Weg ins Refugium. So fuhren wir langsamer als mit Schrittgeschwindigkeit in der Abwärtsbewegung eines von Regen ausgewaschenen Feldweges, der befestigt eher an gestampftem Schlamm und groben Steinen erinnerte, als an eine Fahrrinne. Aber was sich dann nach etwa 500 Meter unseren Augen bot, war einfach schier sowas von paradiesisch, dass wir auch heute noch gerne daran zurück denken. Tatsächlich gab uns Anja Davies, später zu vorgerückter Stunde bei einem Glas Cidre zu verstehen, das es nur diesen einen Weg gibt. Und das wir in einem Naturschutzgebietes weilten.

Unser erster Abend endete schon kurz nach 20 Uhr. Wir waren einfach müde von der langen Hinfahrt, hatten dann noch einen ausgedehnten Spaziergang ohne Leine mit dem Sittenwächter gemacht, und ließen unsere Smartphones einfach links liegen. Der nächste Morgen, ich wurde gegen 5.30 Uhr wach, begann mit einem wundervollen Panorama sanfter Nebelschwaden, die über das Tal gegenüber zogen, die Sonne machte sich zaghaft daran diesen Nebel zu durchbrechen und ich holte meine Spiegelreflex raus, schnappte mir den Hund, und wir zogen gemeinsam vor die Tür und ich machte Bilder im Sekundentakt, so verzaubert war ich von diesem Naturschauspiel. Instinktiv trottete Antoine derweil alleine über die Felder.

Das werden Aufnahmen, die ich unbedingt in unserer Facebookgruppe der Schnappschüsse zeigen werde, dachte ich. Andererseits erlebte ich zum ersten Mal dieses unsagbar glückliche Gefühl genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Ich werde Nichts zu teilen haben mit dieser Community, die immer nur durch Anklicken des Daumens ihre Bewunderung ausdrückt, war mein nächster Gedanke. Die Ruhe, die frische Luft und das Klicken meines Kameraverschlusses war alles was ich an diesem besagten Morgen für mich selbst wahrnahm. Um 7.00 Uhr gab es frische Croissants, die uns Anja für die Zeit unserer Beherbung nun jeden Tag an die Tür klemmte. Ich hatte anderthalb Stunden nur Fotos gemacht und der Akku meiner Canon Kamera war fix und fertig. Zu unser aller Übel hatte ich die Tasche mit allen Akkus für die Spiegelreflex daheim vergessen.So kam zum ersten Mal das neue Samsung Galaxy S6 zu ihrem Debüt. Ums kurz zu machen. Wir nutzten unsere Smartphones nur zum Fotografieren. Hatten weder TV und auch dem Internet entsagten wir einfach. Zogen es vor, über Tag schöne Ausflüge in die Region zu machen, um dann gegen Abend vor unserem Kamin zu sitzen, dem prasselnden Feuer zu lauschen und dabei Käse aus Livarot zu essen und mit Begeisterung Vasenfiffi zu spielen. Ihr wisst schon, dieses Spiel mit diesen einzelnen Buchstaben, wo jeder 8 Stück nach und nach auf seinen Riegel zieht, um dann daraus die schönster Wortkreationen unter lautem Protest seiner Gegenspieler/in für immer und ewig zu manifestieren. Sieben schöne Tage lang hat es uns jeden Tag aufs Neue begeistert. Klar ich meine SCRABBLE, aber Vasenfiffi war einfach so ein Wort, ähnlich dem Hundschwanz von Loriot, was sich irgendwann während eines Abends so auf demSpielbrett ergab und wir uns darüber dann halbtot gelacht haben.

Wie es der Zufall wollte, kamen Peter und ich ins Gespräch über alte Zeiten. Seine Frau kommt aus Leverkusen und Peter hatte als Brite jahrelang eine Vorliebe für die Deutsche Küche und hatte In Krefeld-Bockum eine Zeit lang den Schütenhof mitbetreut, weil eine seiner Lehrlinge damaliger Zeit dort ihren ersten Gehversuche gemacht hat. Nachtrag: Peter Davies war 7 gute Jahre Geschäftsführer vom Von Eicken auf der Kö in Düsseldorf. Mit knapp 3.000 Gästen am Tag kein Vergleich mit Krefeld.

Wahnsinn, da lebst Du als Exilkrefelder in Monheim am Rhein, produzierst Speisenkarten und Tischset-Werbung, fährst in die Normandie und triffst Menschen, die Geschichten zum Besten geben, die zufällig auch in deinem Leben eine Rolle gespielt haben.

PS: Ich bin immer noch zu egoistisch meine ganzen fotografischen Schätze aus der Normandie hier mit aller Welt zu teilen,. Aber der Internet-Auftritt dieser Hofanlage aus dem 16. Jahrhundert von Anja und Peter Davies ist genau das was man real auch erlebt, wenn man dort hinfahrt. Nehmt Euch die Zeit, lasst eure Handys daheim, vergesst Internet und TV und ihr werdet einen traumhaft, schönen Urlaub erleben.

Wunderbare Bilder der Hofanlage von Anja und Peter Davies kann man ganz einfach unter http://www.laboursaie.eu einsehen. Ob wir noch einmal dort hinfahren? Auf jeden Fall und sicher zur Apfelblüte. Peter schrieb mir gerade heute Morgen: Du hast ein kariertes Hemd und 1 T-Shirt liegen lassen.

Anja Davies engagiert sich besonders für die Erhaltung der Vogelwelt und des Naturschutzes nicht nur innerhalb ihres 25 Ha großen Refugiums.
Einer von vielen Ansichten, die ich mir aus Peters Webauftritt einfach rauskopiert habe, um es hier einzusetzen. | Foto: Copyright: Anja und Peter Davies
Autor:

Joachim H. Hartung aus Monheim am Rhein

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