Die Diva putzt sich raus

Schlagkräftiges Argument: Die Stadthalle liegt direkt an der Ruhr. | Foto: Archiv
  • Schlagkräftiges Argument: Die Stadthalle liegt direkt an der Ruhr.
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Über zwei Jahre ist es her, als die Mülheimer Stadtmarketing & Tourismus GmbH die Verantwortung für die Stadthalle Mülheim übernahm. Seitdem hat sich in dem zuvor sträflich vernachlässigten Denkmal einiges getan. Die „Diva“, wie sie heute von den Mitarbeitern liebevoll genannt wird, hat sich vom „hässlichen Entlein“ zum schönen Schwan gemausert.
Geschaffen wurde die Stadthalle Mülheim 1925/26 von den Architekten Dr. Hans Großmann und Arthur Pfeifer sowie von Innenarchitekt Prof. Emil Fahrenkamp. 1943 wurde das im neo-klassizistischen Stil erbaute Gebäude bei einem Bombenangriff fast vollständig zerstört. Erst im Oktober 1957 konnte es in Anwesenheit des damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss wieder eröffnet werden. 45 Jahre später - die Stadthalle wurde bis dahin um einen modernen Kongress- und Festsaal und eine Eingangshalle erweitert und in Teilen modernisiert - übernahm die MST die Regie. Nachdem zunächst die dringlichsten Sanierungen vorgenommen wurden - in 2006/07 investierte man 7,6 Millionen Euro unter anderem in den Brandschutz und die Elektrik -, konnte bereits an der Schönheit des Denkmals gefeilt werden. 2008 wurde erneut Bilanz gezogen.
„Der Theaterbetrieb hat schon immer toll funktioniert“, zeigt sich Inge Kammerichs, Geschäftsführerin der MST, selbstbewusst. Nicht zuletzt wegen der Vollbühne und der einzigartigen Lichttechnik würde die Stadthalle gern gebucht. „Und auch das Ruhrfoyer mit der neuen Inneneinrichtung hat sich stark gemacht.“ Ebenso wie der restliche Umbau und die Elektrik, die in Großteilen neu installiert wurde. Allerdings: „Die Personalkosten waren enorm, die Energiebilanz miserabel und Marketinginstrumente nicht vorhanden.“
Blieb also die Frage: „Wie gehen wir es an?“ Schließlich mussten weitere Euro in die Stadthalle investiert werden, eine vollkommen neue Kommunikationsstruktur musste aufgebaut werden. „Umsatz, Personal und Energie sind die einzigen drei Bereiche, die man beeinflussen kann“, erklärt die Geschäftsführerin der MST. Gar nicht so einfach, denn: „Die Stadthalle ist wie eine wunderhübsche Frau, die den Hals nicht voll genug kriegen kann und immer viel Pflege braucht, bis sie es einem dankt.“
Das man ja eigentlich nie richtig fertig sei, musste auch Gebäudemanager Paul Otto feststellen, der die „Diva“ tagein, tagaus nach Energiesparpotential durchforstete. Ohne der Grande Dame etwas zu wollen, „die grundlegende Versorgungsanlage war alt“. Heute ist bis auf ein paar Kleinigkeiten alles auf dem neuesten technischen Stand; angedacht ist zukünftig sogar eine Ausstattung mit regenerativer Energie. „Die tollste Technik nutzt jedoch nichts, wenn die Mitarbeiter nicht mitgenommen und geschult werden“, betont Otto. Denn auch Kleinigkeiten könnten „in der Summe eine riesen Wirkung haben“.
Trotz aller Einspar- und sonstigen Maßnahmen: „Es wird niemanden geben, der die Stadthalle ins Plus bringt“, ist sich Inge Kammerichs sicher. Auch wenn man sich im Vergleich zu anderen Städte nicht beschweren dürfe, würde die „Diva“ die MST ewig belasten. Allein in 2009 mit einem Defizit von zwei Millionen Euro, im ersten Halbjahr dieses Jahres liegt man noch deutlich über dem Budget. Den Grund für die Verluste sieht die Geschäftsführerin vor allem in der Preispolitik. „Die Vermietung der Räume ist zu billig, zu billig, zu billig.“ Seit 2003 habe es keine Preiserhöhung gegeben, einzig Wuppertal sei noch günstiger.
Umso wichtiger sei es, den Blick auf den Tagungs- und Kongressbereich zu richten. „Natürlich lassen wir das Theater nicht außer Acht - das macht einen großen Batzen Geld aus.“ Die Raumbelegung, so Kammerichs, also die einzige Größe, an der sich Erfolg oder Misserfolg messen ließen, mache jedoch deutlich, dass sich die Neuorientierung der Stadthalle als erfolgreich erweise.
Während die Räumlichkeiten in 2008 265 mal belegt waren, waren es in diesem Jahr 394 Belegungen. „Allein aufgrund der Einsparmaßnahmen im Kulturbereich wird eine private Vermietung immer wichtiger“, mahnt auch Marc Lenz, seit November 2009 Technischer Leiter der Stadthalle.
Heute bietet das Team des Kultur- und Kongresszentrums Stadthalle Mülheim einen Rundum-Service, zudem nutze man Synergieeffekte mit anderen Abteilungen der MST.

Autor:

Lisa Peltzer aus Oberhausen

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