Ein Blick hinter die Kulissen der Stadthalle
Ein Kleinod mit Geschichte

Sie zählt zu den beliebtesten Fotomotiven in Mülheim: Die Stadthalle von 1926. | Foto: PR-Fotografie Köhring/SM
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  • Sie zählt zu den beliebtesten Fotomotiven in Mülheim: Die Stadthalle von 1926.
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Sie zählt zu den beliebtesten Fotomotiven Mülheims, ist ein viel besuchter Veranstaltungsort und ein Haus mit Geschichte: die Stadthalle. Die Mülheimer Woche und die MST ermöglichten einigen Lesern nun einen ganz besonderen Blick auf das markante Bauwerk im neo-klassizistischen Stil direkt am Westufer der Ruhr. Mit dem technischen Leiter Marc Lenz ging es hinter die Kulissen und hoch unters Dach.

Von Andrea Rosenthal

So liefen19 neugierige Mülheimer am Mittwochmorgen treppauf, treppab durch die Stadthalle. Alle kannten das Gebäude von verschiedenen Theateraufführungen oder Sinfoniekonzerten. Dabei machen diese nur einen Teil der Veranstaltungen dort aus. Nach dem letzten großen Umbau im Jahr 2007 hat man die Stadthalle auch für Kongresse und Firmenveranstaltungen ausgelegt. Es gibt in der Größe verwandelbare Tagungsräume mit modernster Kommunikationstechnik, die an die Kundenwünsche angepasst werden können.

Die Führung begann im neueren Teil der Stadthalle. Der heutige Eingang wurde 1957 errichtet und wie das gesamte Gebäude fortlaufend modernisiert. Heute befinden sich dort der Abgang zur Tiefgarage und die Kassen sowie die zentrale Cateringfläche und die Haupt-Sanitäranlagen. Auch Gareroben und Tagzungsräume können dort errichtet werden.

Historisch, aber wandelbar

"Das Gebäude steht komplett unter Denkmalschutz, aber im Inneren wir es immer wieder an den neuesten Stand der Technik angepasst", berichtete Marc Lenz, der seit 2009 als technischer Leiter dafür sorgt, dass alle Veranstaltungen reibungslos über die Bühne gehen. "Dank neuer Modultechnik und verschiebbarer Wände können wir die Stadthalle heute den verschiedensten Bedürfnissen anpassen und haben so mit der heimischen Wirtschaft eine neue Kundengruppe ansprechen können."

Als die Stadthalle am 5. Januar 1926 mit einem festlichen Konzert eingeweiht wurde, war das noch ganz anders. Nachdem Mülheim an der Ruhr zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Großstadt wurde, sollte ein repräsentatives öffentliches Gebäude den Rahmen für die kulturellen Bedürfnisse der neuen Großstadtbürger bilden. Architekt Hans Großmann und Innenausstatter Emil Fahrenkamp konzipierten das Gebäude für Theater, Filmvorführungen und Konzerte.

Das, was die Mülheimer mit der zentralen Halle vor den Treppenaufgängen kennen, ist der älteste Teil der Stadthalle, der 1926 eröffnet wurde. Die Türanlage ist ebenso historisch wie die Kunstwerke. Das heutige Restaurat Caruso war früher ein Atrium. Dort ist der Brunnen mit seiner Original Majorika-Kunst noch erhalten. Auch den "blauen Saal" und den Kammermusiksaal gibt es noch. "Warum der blaue Saal so heißt, ist nicht überliefert", erzählte Marc Lenz. "Fest steht dort gibt es nicht einen Fitzel Blau. Man vermutet, dass der Name daher kommt, weil sich die Herren zur blauen Stunde in der Abenddämmerung dort zurückzogen, um ihre Zigarren zu genießen."

Safety first!

Dann ging es hinab in die Keller der Stadthalle. Die Führungsteilnehmer sahen die riesigen Motoren in der Unterbühne, die vier einfache und zwei Doppelstockpodien mit einer statischen Belastbarkeit bis zu einer Tonne pro Quadratmeter versenken und in die Höhe fahren können. Auch die Gegengewichte für den Eisernen Vorhang befinden sich in der Unterbühne.
"Der Eiserne Vorhang ist in jedem Theater eine zentrale Sicherheitsvorrichtung. Er dient dem Brandschutz, wiegt 13 Tonnen und fährt einmal ausgelöst binnen 30 Sekunden zu, um den Bühnen- vom Zuschauerbereich zu trennen. Dafür benötigt er nicht einmal Strom", verriet der technische Leiter.

Überhaupt ist Sicherheit ein wichtiges Thema, an ihr wird stets gearbeitet. So entsteht  zur Zeit im Übergang zum MüGa-Park ein riesiger Speicher für Löschwasser, der die Stadthalle unabhängig vom öffentlichen Wassernetz macht. Auch die Stromversorgung ist gleich mehrfach abgesichert, um vor Ausfällen im öffentlichen Netz gewappnet zu sein.

Noch faszinierender war beim Blick hinter die Kulissen jedoch die Bühnentechnik. Da liegt in der Stadthalle der Reiz in einer Mischung aus historisch und topmodern. Nach der Umrüstung auf LED-Technik benötigt die Stadthalle 80 Prozent weniger Strom. Marc Lenz hat aber auch die alte Beleuchtungstechnik in einem kleinen Museumsraum aufbewahrt. Dort zeigt er die riesigen Verfolgungsscheinwerfer und ein Licht-Dimmsystem aus den 20er Jahren, alte Mischpulte und vieles mehr.

Zuschüsse bleiben wichtig

Die Besucher zeigten sich schwer beeindruckt und hoffen, dass die Stadthalle Mülheim so erhalten bleibt. "Wir haben 280 Veranstaltungstage im Jahr und gehen sehr verantwortungsvoll mi den Kosten um", betonte Marc Lenz, "aber dennoch ist so ein Haus nicht gewinnbringend zu bespielen. Die Stadthalle wird immer auf Zuschüsse angewiesen sein."

Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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