Beethoven-Jubiläum 2020
KI-fonie oder Beethovens Zehnte?

Foto: gemeinfreie Stieler-Bearbeitung - SZ

Das Jubiläumsjahr 2020 wartet mit so mancher vermeintlichen Sensation auf. So zum Beispiel mit einer kompletten 10. Sinfonie von Beethoven, die Beethoven gar nicht geschrieben hat. Jedenfalls nicht zu Ende. Dafür wird Aiva sorgen. Und dafür wird nichts Geringeres als die Vermessenheit der Vermessung von Beethovens Genialität notwendig!

Man ist verwundert bis entsetzt und fragt sich, warum man seine Skizzen für eine 10. Sinfonie vollenden wollen muss? Besonders nach der in jeder Hinsicht vollendeten 9.Sinfonie, dem Höhepunkt, ja der Krone der Gattung überhaupt.

Wem nützt so ein Sinfoniezombie? Außer der Befriedigung der erzeugten Neugierde.

Sicher, seit jeher geht für einige Menschen ein Reiz von dem Gedanken aus, das Werk eines Künstlers zu kopieren bzw. genauso wie er zu schaffen:„Das kann ich auch!“ Und es schwingt da gewiss auch die Lust am Betrug mit. Fälschung von Schriften, Büchern, Kompositionen und Gemälden sind Legion.

Der 25jähriger Bonner Komponist Pierre Barreau und sein Rechner Aiva wollen Beethoven endlich seine 10. Sinfonie schreiben. Aiva steht für „Artificial Intelligence Virtual Artist”.
Längst wurde ja auch schon ohne Computer einiges „ im Sinne des Meisters vollendet“, was von „unordentlichen“ Komponisten liegen gelassen worden war: Mahler, Schubert usw. Nicht zu zählen auch die zahlreichen einem großen Meister „zugeschriebenen“ anonymen Epigonenwerke.
Jetzt aber ist Synthetisieren modern. Füttern von Rechnern mit allen Werken und den Skizzen sollen neue Sinfonie- Sätze ergeben. Man scheint an eine Beethoven-Formel zu glauben, nach der sich sein Komponieren auch ohne ihn als lebende Person automatisch abspult.

Was erwartet Barreau davon? Dankbarkeit für ein Hören von Nichtkomponiertem? Statt des Künstlers Beethoven jetzt ein künstlicher Beethoven mit aktiver Zukunft?
Wenn die 10. KI-fonie schließlich also aufgeführt wird, sollte man sich als Beethovenverehrer da lieber seine Taubheit herbei wünschen?

Ich verstehe nicht, warum man nicht bei komplett vorhandenen Sinfonien einzelne Sätze einem Beethoven-KI-Programm wie Aiwa einfach nicht einfüttert und diese dann zum Vergleich künstlich rekomponieren lässt. Dann würde man doch gleich hören, was als Hypothese von Big Data rauskommt!!!

Wie z.B. Bernd Graff denke auch ich, dass KI nicht eigentlich kreativ ist. Es entsteht aus der gefütterten Musikmenge zwar immer anderes, mag sein auch Imponierendes, aber nie etwas wirklich Neues. Die KI selbst wird auf Anfrage bestätigen, dass Beethoven seine 10. Sinfonie anders komponiert hätte.
Wie? Das wusste wahrscheinlich nicht mal er selbst.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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