Matthias Frense vom Ringlokschuppen Ruhr - Eine Bilanz des Neustarts in 2015

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Ein gutes Jahr ist es her, das erste persönliche Aufeinandertreffen von Matthias Frense, damals frisch installierter alleiniger Chef des Ringlokschuppens, und mir, gerade aus Kettwig nach Mülheim gewechseltem Mitarbeiter der Mülheimer Woche. Er, Frense, gestresst und nervös nach seiner Rede vor dem Rat der Stadt, in dem es um die Zukunft des Ringlokschuppens und auch seine Existenz ging. Ich, nervös und gestresst nach meiner ersten Ratssitzung, in der es gleich um die Existenz dieser kulturellen Institution ging.

Sagen wir es mal im Rückblick so, unser Start war ziemlich holprig. Aber, und das hat uns beide im abgelaufenen Jahr ausgemacht, von Beginn an war da der Respekt des Theatermachers vor dem Journalisten, der kritisch, aber immer offen seinen Job gemacht hat. Und, da war der Respekt des Journalisten vor dem Theatermacher, der nach einer kurzen Abtastphase auch in der kritischen und hektischen Phase immer die Zeit für ein offenes Wort und Gespräch hatte und hat.
So erzählt Matthias Frense, diesmal locker und entspannt, während unseres Gesprächs zum Jahresrückblick in seinem Büro: „Es war ein spannendes, sehr intensives Jahr. Auch wenn es nicht immer leicht und ich manches Mal hart an meinen Grenzen war. Abgesehen davon, als es darum ging, Stellen zu streichen und Mitarbeitern zu sagen, dass wir sie leider nicht mehr weiter beschäftigen können, möchte ich es nicht mehr missen. Für mich war die Beschäftigung mit Ihnen, den Kollegen von der Mülheimer Woche und den vielen kritischen, meist aber sehr konstruktiven Fragen, eine der wenigen Konstanten in diesem aufregenden Jahr.“

"Es war ein spannendes und sehr intensives Jahr für mich hier im Ringlokschuppen." Matthias Frense, Geschäftsführer

Aufregend trifft es sicherlich gut. Mit einem mehrere hunderttausend Euro großen Rucksack starteten Frense und sein deutlich kleineres Team ins Theaterjahr 2015. Dabei war dies vollgepackt mit großen Festivals wie den „Impulsen“ oder den „Urbanen Künsten“, vielen neuen Produktionen und Gruppen, die ihre Heimat im Ringlokschuppen gefunden haben. „Darüber sind wir natürlich besonders glücklich, dass wir zwei solche kreative Hotspots wie kainkollektiv und vorschlag;hammer als feste Gruppen bei uns begrüßen und an uns binden konnten. Mit beiden haben wir sensationelle Abende und Aufführungen erlebt. Das war und ist für beide Seiten ein Glücksfall.“ Dank der umfangreichen Förderung für die Gruppen, Projekte und Stücke lief es auch finanziell durchaus rund für das Team um Matthias Frense. Von den knapp 600.000 Euro Verbindlichkeiten, die im Dezember 2014 das Haus kurz vor die Schließung gebracht haben, sind dank der Soforthilfen von Stadt und Land, der Förderungen und durch erfreuliche Besucherzahlen während des Festivals und bei vielen Produktionen, inzwischen rund 500.000 Euro abgetragen. Somit kann dann auch Kulturdezernent Ulrich Ernst nach einem aufregenden Jahr erfreut bilanzieren: „Wir sind sowohl mit der kulturellen, aber vor allem auch mit der finanziellen Entwicklung sehr zufrieden. Die Bilanzen sind gläsern geworden und es herrscht inzwischen eine gute Kommunikation zwischen der Stadt und der Leitung des Ringlokschuppens. Darauf können wir weiter aufbauen.“

"Wir sind sowohl mit der kulturellen als auch der finanziellen Entwicklung des Ringlokschuppen sehr zufrieden". Ulrich Ernst, Kulturdezernent Mülheim

Neben den vielen kulturellen und finanziellen Änderungen und Fortschritten sind es zwei Aspekte, die rund um den Ringlokschuppen für Frense aus dem Tiefpunkt im Winter vergangenen Jahres hervorgegangen, einen positiven Nachklang hatten. Er erzählt: „Ein Wendepunkt war für mich der Solidaritätsabend kurz vor Weihnachten. Ich glaube dadurch und durch alles, was davor und danach passiert ist, ist der Ringlokschuppen bei vielen Mülheimern angekommen. Viele sind früher viel mehr nach Essen, Düsseldorf oder Bochum gefahren, um abends ins Theater zu gehen. Inzwischen schauen sie zumindest in das Programm des Ringlokschuppens und kommen öfter mal vorbei.“ Ein weiterer entscheidender Punkt war und ist für Frense die Wiederbelebung der Gastronomie durch die Betreiber des „Heidi Hoh“. Der Ringlokschuppen-Chef merkt an: „Es ist einfach für viele Besucher vor, während und nach den Veranstaltungen wichtig, eine Restauration hier zu haben. Zudem bieten wir ja jetzt wieder Disco-Abende mit DJs an. Wir wollten, mussten und haben uns noch breiter aufgestellt. Das hat sehr, sehr viel Kraft gekostet und nicht jede Entscheidung ist mir leicht gefallen. Aber da, wo wir jetzt sind, da gefällt es uns sehr gut und da wollen wir weitermachen.“

Neubelebung der Restauration im Ringlokschuppen durch das Team des Heidi Hoh war ein weiterer wichtiger Impuls.

Weitermachen ist ein weiteres gutes Stichwort. Auch in 2016 geht es in und rund um den Ringlokschuppen weiter. Neben der „Kultur.Gut“ Reihe, den Sommerkonzerten von Odyssee Europa auf der Drehscheibe und dem Publikumsmagneten René Pollesch stehen diverse Premieren auf dem Programm.Eine davon - vom kainkollektiv - verschlägt dem Theatermacher schon jetzt die Sprache. „Im Herbst sehen wir das neue Stück vom Kainkollektiv zusammen mit dem Laboratoire de Theatré de Youndé aus Kamerum. Es geht um Sklavenbefreiung und moderne Sklaverei. Das wird ein Knaller.“

Mehr zum Thema:
Mehr über den Ringlokschuppen finden Sie hier.

Autor:

Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr

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