Kultur
Mülheimer Ledermuseum droht das Aus

Noch auf die Rettung des Leder- und Gerbermuseums hoffen (v.l.) Regina Prohl, Cornelia Schwabe, Ina Pfeng-Bungert, Kurt-Ludwig Lindgens und Wilhelm Funcke.  | Foto: PR-Fotografie Köhring
  • Noch auf die Rettung des Leder- und Gerbermuseums hoffen (v.l.) Regina Prohl, Cornelia Schwabe, Ina Pfeng-Bungert, Kurt-Ludwig Lindgens und Wilhelm Funcke.
  • Foto: PR-Fotografie Köhring
  • hochgeladen von Marcus Lemke

Von RuhrText

15 Jahre Leder- und Gerbermuseum in Mülheim — das ist eigentlich ein schöner Moment, um auf das bisher Geleistete zufrieden zurückzublicken. Die Freude hält sich jedoch in Grenzen. Die Zukunftssorgen der Vorstandsmitglieder des Trägervereins sind zu groß. Sogar eine Insolvenz droht!

Der Sachverhalt: Die Kosten des Museums auf dem Gelände der ehemaligen Lederfabrik Abel von jährlich etwa 70 000 Euro sollten aus den Zinsen eines durch Mülheimer Unternehmen, Privatpersonen und des Landschaftsverbandes geschulterten Stiftungsfonds in Höhe von einer Million Euro gedeckt werden. Aufgrund des nach wie vor niedrigen Zinsniveaus ergab sich in diesem Jahr aus dem Fonds nur ein Betrag von 10 000 Euro. Die Stadt hatte bei der Gründung des Museums im Jahr 2003 eine über 25 Jahre befristete Ausfallbürgschaft beschlossen. Noch im Februar hatte Oberbürgermeister Ulrich Scholten verkündet, dass die Finanzierung des Museums dadurch gesichert sei. Stadt und wohl auch ein großer Teil der Politik kommen grundsätzlich ihrer Verpflichtung nach, aber laut Trägerverein nur für die Museumsfläche und nicht für die später hinzugekommene und heutzutage für Museen beinahe selbstverständliche „pädagogische Abteilung“. Veranstaltungen wie Kindergeburtstage sowie Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden in diesen Räumlichkeiten durchgeführt — damit die Geschichte und Zeugnisse der Lederverarbeitung in der einst wichtigsten „Lederstadt“ Deutschlands nicht in Vergessenheit geraten, Bildungsarbeit für Kinder und Schüler geleistet werden kann sowie in ehrenamtlicher Arbeit weitere Mittel zur selbstständigen Finanzierung erwirtschaftet werden können. Genau an dieser Stelle fehlen für 2018 noch 4000 Euro.

Stadtverwaltung und Politik sehen sich hier nicht in der Verantwortung. Die schlechte finanzielle Lage der Stadt ist hinreichend bekannt. Der Trägerverein betont, dass er an seine Grenzen gestoßen sei und den Betrag nicht mehr aufbringen könne — trotz der zusätzlichen Veranstaltungen, der Einrichtung eines Museumsshops mit einem mittlerweile großen Angebot an Lederartikeln sowie deren Verkauf bei Events wie den Saarner Nikolausmarkt oder die Saarner Feierabende. „Wir haben alles getan, um eine höchst mögliche Beteiligung an den Kosten zu erwirtschaften. Auch der Eintritt ist für Einzelpersonen von zwei auf drei Euro erhöht worden. Wir haben es geschafft, die Besucherzahlen zu verdreifachen, die Umsätze zu verdoppeln“, sagt Ina Pfeng-Bungert. Die Geschäftsführerin des Träger- und Fördervereins und Regina Prohl haben sich in erster Linie darum gekümmert, einen großen Beitrag zum Unterhalt des Museums zu erzielen.

Aktuell fehlen 4000 Euro

Und dennoch fehlt der Betrag von mindestens 4000 Euro. Eine Aufgabe der „pädagogischen Abteilung“ ist für den Vorstand des Trägervereins keine Alternative. Beisitzerin Cornelia Schwabe erklärt: „Wir erhalten die Fördermittel vom Land, wenn wir auch Bildungsarbeit leisten. Das geht aber nur in dem erweiterten Bereich und nicht auf der Ausstellungsfläche.“ Ein Museum ohne die pädagogische Abteilung sei also — so Ina Pfeng-Bungert — nicht haltbar. Der Vereins-Vorsitzende Kurt-Ludwig Lindgens sagt: „Wir verstehen, dass sich die Stadt in einer schwierigen finanziellen Lage befindet. Aber so darf es nicht weitergehen. Dieser Zustand ist für unsere ehrenamtlichen Leute eine Zumutung. Wenn der Betrag von 4000 Euro nicht aufgebracht werden kann, sind wir als Vorstand dazu verpflichtet, die Insolvenz anzumelden.“

Der Einladung des Vereins an die Politiker zum Gesprächstermin mit Pressevertretern im Leder- und Gerbermuseum ist lediglich Lothar Reinhardt gefolgt. Da es sich um ein aktuelles Thema, das noch in der Vorwoche im nicht öffentlichen Teil der Ratssitzung diskutiert worden war, handelt, wunderte sich der MBI-Chef über das „Desinteresse“ der übrigen Parteien. Die MBI setze sich — so Reinhardt — für die Zahlung des strittigen Betrages ein. Jedoch habe er große Zweifel, dass es dafür eine Mehrheit geben werde. Der Vorstand hofft noch auf zusätzliche Gönner und Mitglieder (Info: www.leder-und-gerbermuseum.de). Die Zukunft des Leder- und Gerbermuseums Mülheim hängt am seidenen Faden.

Autor:

Marcus Lemke aus Mülheim an der Ruhr

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

6 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.