Neuer Glanz für alte Bilder

Der helle blaue Fleck zeigt, wie man nicht restauriert.
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Da hängt es : Das alte Bild. Seit Jahrzehnten hat es den Platz in Oma´s guter Stube nicht verlassen hat. Wir haben uns daran gewöhnt, doch nun ist es rissig geworden.

Warum nur hat sich das Bild so verändert. Die Nachfrage bei Oliver Stahlmann, Geschäftsführer von ars servandi in Essen und Düsseldorf, bringt Licht ins Dunkel: „Wo hängt denn das Bild?“, fragt der Restaurator vorsichtig nach. „An der Außenwand.“ Der Hängeort ist keineswegs günstig für ein altes Bild. „Die Materialien sind natürlichen Ursprungs und arbeiten, ähnlich wie Holz. Nur hört man das Knacken nicht“, erläutert der studierte Fachmann.
„Ein altes Bild besteht aus Leinwand, Farbe und Firnis“, fährt Jakob Wedemeyer fort. Er leitet das Essener ars servandi Atelier. Je nach Umwelteinflüssen arbeiten die Bestandteile unterschiedlich stark. So kann es zu Rissen oder Beschädigungen kommen. Heizungsluft, Luftfeuchtigkeit, Licht, der Wechsel von warm und kalt, Brand- oder Wasser schaden den Bildern. Völlig normal sei, dass ein Bild im Laufe der Zeit seine Leuchtkraft verliert. „Der Grund ist der Firnis, ein natürlicher Schutzlack, der nach einem Vierteljahrhundert in der Regel vergilbt.“

Kaum hat er das gesagt, geht er zu einem alten Bild, nimmt ein kleines Rundholz mit Watte, tunkt es in eine durchsichtige Flüssigkeit und wischt vorsichtig über das Bild. Der Effekt ist verblüffend: Plötzlich erscheint die Farbe frisch, selbst verborgene Konturen kommen wieder ans Licht. „Man muss sehr vorsichtig sein, denn schließlich wollen wir die Intention des Künstlers wieder zum Vorschein bringen und nichts Neues erschaffen. Wir restaurieren, stellen wieder her.“

Dazu dienen den Restauratoren Kenntnisse in Chemie, Physik, Materialkunde und Kunstgeschichte. Zahlreiche Datenbanken helfen, Bilder oder Holzsplastiken in den sichtbaren Originalzustand zurückzuversetzen. „Natürlich können wir auch originalgetreue Farben herstellen und verwenden“ sagt Wedemeyer. Doch genau das täten sie in der Regel nicht. „Wir arbeiten an der Oberfläche und nur mit Farben, die dem Objekt nicht schaden. Wir gleichen die beschädigten Stellen dem Farbton des Bildes an, damit es optisch wieder gleich aussieht. Alle Arbeiten sind auch reversibel“, betont Wedemeyer.
Vor der Restaurierung schauen sich die Spezialisten das Kunstwerk genau an. „Man muss wissen, wie die Materialien miteinander reagieren und kann dann das richtige heraussuchen“. Wie diese aufgebaut sind, bleibt ein Betriebsgeheimnis.

Weitere Infos unter: http://www.konservierung.net/

Der helle blaue Fleck zeigt, wie man nicht restauriert.
Vorsichtig löst der Restaurator die Firniss, einen Schutzlack, ab. Nach rund 25 jahren vergilbt der Lack und muss wieder entfernt werden.
Autor:

Dirk-R. Heuer aus Hilden

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