Zeche Wiesche
Schicht am Schacht - Fördereinstellung auf der Zeche Wiesche vor 70 Jahren

Gewerkenversammlung vor Schacht 2 im Jahr 1904

Viel ist von der einstigen Zeche Wiesche heute nicht mehr zu sehen. Und doch gibt es noch Reste des Bergwerks, das über mehrere Jahrhunderte in Betrieb war. Zu ihnen gehört u.a. das Fördermaschinenhaus von Schacht Wiesche 2. Am 31. März liegt die Fördereinstellung des Bergwerks genau 70 Jahre zurück und die Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Bergbau möchte zu diesem Anlass mit einer Führung an die Geschichte und die noch vorhandenen Zeugen dieses Bergwerks erinnern.

Wiesche - eines der ältesten Mülheimer Bergwerke

Schon vor 1700 war das Bergwerk „In der Wieschen“ in Betrieb und gehört damit zu den ältesten Zechen im heutigen Stadtgebiet. Sein Ursprung lag im Bereich zwischen der heutigen Buggenbeck und der Gracht, wo man gemeinsam mit einigen benachbarten Zechen Stollen in den Berg trieb, um an das begehrte schwarze Gold zu gelangen. Einfach war das nicht, denn schon damals war das untertage zufließende Wasser ein großes Problem, ein nicht auf Nachhaltigkeit ausgelegter Betrieb erschwerte die Arbeit zusätzlich. Dem Wasserproblem begegnete man durch die kostenintensive und mühsame Auffahrung eines Wasserlösungstollens, der an der Ruhr begann und über 2,5 km bis zur Buggenbeck führte. Durch ihn konnte das Wasser von Wiesche, aber auch der umliegenden Bergwerk abgeleitet werden. 1809 ging man durch Teufen des Schachtes „Friedrich“ vom Stollenbergbau auf den Tiefbau über, nachdem die Dampfmaschine den Betrieb von Pumpen und somit den Weg in die Tiefe möglich machte.

Weiterentwicklung des Bergwerks

Lagen die ersten Schächte von Wiesche Anfang des 19. Jahrhunderts noch im unteren Bereich der Buggenbeck, dehnte sich das Bergwerk durch Anlage weiterer Schächte später auch auf den oberen Teil des Taleinschnittes aus. 1832 begann man schließlich mit den Arbeiten für den neuen Tiefbauschacht Emilie am heutigen Wiescher Weg und dehnte das Grubenfeld bis ins Winkhauser Tal aus. 1861 nahm die Zeche Wiesche eine Vorreiterrolle ein, als am Schacht Emilie die erste Brikettfabrik im Ruhrgebiet in Betrieb ging, die jedoch kurz darauf aufgrund technischer Probleme und mangelnder Rentabilität wieder stillgelegt wurde, bevor man Jahre später einen neuen und erfolgreicheren Betrieb begann. Nachdem man an diesem Standort wenige Jahre später einen zweiten Schacht in Betrieb genommen hatte, förderte das Bergwerk Wiesche hier bis 1952 kontinuierlich die Kohle aus den Wiescher Grubenfeldern zutage.

Das Ende von Wiesche

Schon früh hatte es um 1900 einen Durchschlag, also eine untertägige Verbindung, zwischen den Zechen „Wiesche“ und „Rosenblumendelle“, sowie mit „Humboldt“ gegeben und die Voraussetzungen für die weiteren Entwicklungen waren geschaffen. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg begannen die Arbeiten zum Ausbau der Schachtanlage „Rosenblumendelle ½“ zur Zentralschachtanlage. Während die Zechen Hagenbeck in Essen-Frohnhausen und Humboldt auf dem Gelände des heutigen Rhein-Ruhr-Zentrums schon in den 1930er-Jahren die eigenständige Förderung eingestellt hatten und die Kohle aus den dortigen Grubenfeldern auf Rosenblumendelle zutage gefördert wurde, lief die Förderung auf Wiesche noch bis 1952 weiter. Am 31.03.1952 erfolgte dann jedoch die Fördereinstellung auf der Schachtanlage Wiesche ½ am Wiescher Weg und die Kohle aus dem Feld wurde untertage zur neuen Zentralschachtanlage Rosenblumendelle ½ transportiert. Auch die Brikettfabrik Wiesche wurde ein Jahr später stillgelegt und ihre Aufgabe kurz darauf von der modernsten Brikettfabrik Westeuropas auf Rosenblumendelle übernommen. Den Wiesche-Schächten kam bis 1960 noch die Aufgabe als Seilfahrts- und Wetterschächte zu, bis auch sie endgültig abgeworfen und verfüllt wurden. 6 Jahre später endete am 29.07.1966 die Geschichte des Mülheimer Bergbau mit der Stilllegung der letzten Zeche Rosenblumendelle endgültig.

Stille Zeugen der einstigen Bergwerksanlagen

Wer heute noch Reste von Wiesche und den anderen Bergwerken erkennen will, der muss genau hinsehen. Die erhaltenen Gebäude sind nicht mehr ohne weiteres als Bergwerksanlagen erkennbar und auch die ehemaligen Schächte findet man nur noch schwer. Deswegen bittet die Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Bergbau innerhalb des Initiativkreises Bergbau und Kokereiwesen e.V. in diesem Jahr wieder mehrere Bergbauwanderungen zu den ehemaligen Standorten der Bergwerke an.

Am Sonntag, 03.04.2022 besteht die Möglichkeit mit dem Verein die Zechen Wiesche, Sellerbeck und Leybank, sowie den Eisensteinbergbau kennenzulernen. Am 15.05.2022 wandelt der Verein auf den Spuren der Kumpel und bietet einen Rundgang um und über die ehemalige Zeche Rosenblumendelle an. „Glückauf, der Steiger radelt!“ heißt es dann am 14.08.2022 bei einer Radtour unter anderem zu den Zechen Hagenbeck und Rosenblumendelle. Und wer mit dem Verein lieber untertage gehen möchte, der hat am 02.09.2022 im Trainingsbergwerk Recklinghausen oder am 24.09.2022 im historischen Bergwerk „Graf Wittekind“ die Gelegenheit dazu.

Informationen zu den einzelnen Führungen und zur Anmeldung gibt es unter www.bergbauverein.de oder telefonisch unter 02361 / 93 81 322.

Autor:

Lars van den Berg aus Mülheim an der Ruhr

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