Woolworth-Eröffnung vor 90 Jahren

Das Woolworth-Gebäude an der heutigen Schloßstraße um 1935. Foto: Stadtarchiv
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Frank Winfield Woolworth, Besitzer eines Ladens für Haushaltswaren im US-Bundesstaat Pennsylvania, hatte im Jahr 1879 eine Idee, die den Einzelhandel von Grund auf verändern sollte. Mit diesem Konzept eröffnete er am 20. Oktober 1928 auch eine Filiale in Mülheim.

Ende des 19. Jahrhunderts holten die Händler erst auf Wunsch des jeweiligen Kunden die Ware aus dem Regalschrank und teilten den Preis derselben auf Nachfrage mit. Als erster Kaufmann präsentierte Woolworth fortan seine Waren offen auf dem Tresen. Man konnte die Artikel anfassen, begutachten und – da alles mit Preisen ausgezeichnet war – ohne großen Aufwand Preisvergleiche anstellen. Pauschalpreise von entweder fünf oder zehn Cent erleichterten die Übersicht.
Das neue System war von Erfolg gekrönt: Die Kunden kamen scharenweise und in den folgenden Jahren eröffnete Frank Woolworth gemeinsam mit seinem Bruder Charles zahlreiche weitere Billigläden mit Waren für den täglichen Bedarf.
Die Standorte verteilten sich bald über die gesamten USA und 1911 konnten die Brüder ihre tausendste Filiale eröffnen. Woolworth galt als das größte Kaufhausunternehmen der Welt, die Besitzer als die reichste Gründerfamilie. Symbol dieses Imperiums wurde das 1913 fertiggestellte Woolworth Building in New York: Ein Wolkenkratzer, der mit 241 Metern über nahezu zwei Jahrzehnte das höchste Gebäude der Welt bleiben sollte und Woolworth als Firmenzentrale diente. Beim Tod des Firmengründers im Jahr 1919 hatte das Unternehmen die Landesgrenzen bereits überschritten und nach Kanada und Europa (Großbritannien) expandiert.

Gründung der Tochtergesellschaft

In den 1920er Jahren kam Woolworth schließlich nach Deutschland. Im November 1926 wurde im Berliner Hotel Adlon die deutsche Tochtergesellschaft der US-amerikanischen F. W. Woolworth Company gegründet. Es folgte im Juli 1927 die Eröffnung der ersten deutschen Filiale in Bremen, mit festen Preisen von 25 und 50 Pfennig und einer öffentlichen Warenpräsentation. Ganz nach dem Konzept des amerikanischen Firmengründers.
Die Mülheimer Filiale – vermutlich die zweite deutschlandweit – wurde am 20. Oktober 1928 eingeweiht. Die Firma war bereits seit Dezember 1927 in Mülheim ansässig und hatte mit dem Kaufmann Hugo von Othegraven vereinbart, ihr den von dem Architekten Emil Fahrenkamp konzipierten Neubau an der Jackenstraße (heute Schloßstraße) zu überlassen. Ursprünglich hatte Othegraven vorgehabt, dort selbst einen Spielwarenladen zu betreiben, konnte aber offenbar dem lukrativen Angebot des amerikanischen Kaufhausriesen nicht widerstehen.
Genau wie bei der Eröffnung in Bremen lud man auch in Mülheim die Bevölkerung an einem Freitagnachmittag zu einer Besichtigung des neuen Warenhauses ein, um dann am darauffolgenden Samstag um 9 Uhr morgens mit dem eigentlichen Verkauf zu beginnen. Alles wurde auch hier offen präsentiert, mit Preisen von entweder 25 oder aber 50 Pfennig.

Insolvenz der Tochtergesellschaft

Bis 2009 war Woolworth in Mülheim mit dieser Filiale vertreten. Dann musste sie im Rahmen eines Insolvenzverfahrens der deutschen Tochtergesellschaft ihre Tore für immer schließen. Das Gebäude, nun als "The O" bezeichnet, wird aktuell für eine neue Nutzung umgebaut.
Einen Überblick über alle Mülheimer Zeitzeichen mit weiterführenden Links findet man auch im Netz auf der Seite des Stadtarchivs unter www.stadtarchiv-muelheim.de.

Text von Jens Roepstorff, Stadtarchiv Mülheim

Das Woolworth-Gebäude an der heutigen Schloßstraße um 1935. Foto: Stadtarchiv
Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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