Beobachtungen vom Feldrand
Betreuter Mundraub in Saarn

Es geschah auf einer dieser Selbstpflückanlagen wie sie zurzeit stark besucht werden. Zwei reife Damen, ich schätze ihr Gesamtalter auf 140 Jahre, nähern sich der vorderen Reihe des Erdbeerfeldes. Sie gehen etwas staksig auf dem unebenen Boden, besonders die älter. Sie sind ähnlich gekleidet, grau ist die Grundfarbe; vermutlich handelt es sich um Mutter und Tochter, 80 und 60. Sie haben beide keinen Korb, nein, überhaupt keinen irgendwie gearteten Behälter.
Jetzt löst sich die ältere abrupt von der jüngeren und stakst in die Erdbeerpflanzenreihe. „Sei vorsichtig“, wird sie hinter ihrem Rücken ermahnt. Da bückt sie sich erstaunlich geschmeidig, faßt in das Blattwerk und strafft sich bereits wieder, um blitzschnell eine dicke Erdbeere in ihren Mund zu schieben. Während sie mit den Armen rudernd zurückkommt, kaut sie mit vorgestülpten Lippen behaglich die Frucht. Und schon verlassen sie untergehakt wieder das Feld, an der Bude vorbei zum Parkplatz strebend.
Hätte ich an der Bude gefragt, hätte man mir wohl die folgende Antwort gegeben: „Ja, die kenne ich, die beiden kommen fast jeden Tag um diese Zeit.“ Und auf mein ungläubiges Staunen hin würde die junge Frau hinzufügen: „Das ist Mundraub, da können wir nichts machen.“ Und sie würde lächeln.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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