Saarnberg Siedlung besteht in diesem Jahr seit 100 Jahren
Gebaut zu Zeiten höchster Wohnungsnot

Die Saarnberg Siedlung heute. | Foto: PR-Foto Köhring
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  • Die Saarnberg Siedlung heute.
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In diesem Jahr feiert die Saarnberg-Siedlung ein rundes Jubiläum: Vor 100 Jahren begann der Bau der ersten Häuser rund um den Saarnberg. Sie fiel in eine unruhige Zeit, geprägt von Mangel und Armut nach dem verlorenen ersten Weltkrieg, von Wohnungsmangel in einer Zeit, in der der Staat gerade anfing, den Wohnungsmarkt zu regulieren.

Vor dem ersten Weltkrieg hatten die Kommunen nichts mit dem Wohnungsmarkt zu tun. Die Entwicklung wurde privaten Investoren überlassen, bei denen die Rendite an erster Stelle stand. Zwar gründeten sich um 1900 die ersten Wohnungsbaugenossenschaften, aber erst durch das 1918 erlassene Wohnungsgesetz wurde der Staat verpflichtet, gemeinnützige Siedlungen zu schaffen, wo keine vorhanden waren.

Auch in Mülheim spitzte sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt zu. Zwischen 1900 und 1920 verdreifachte sich die Einwohnerzahl Mülheims. Und so begannen 1919 die Planungen für insgesamt 120 Wohnungen für die Saarnberg Siedlung, Bauträger war die Mülheimer Wohnstätten AG, die schließlich 1925 vollständig in städtischem Besitz war. Architekten der Siedlung waren Hans Großmann und Arthur Pfeifer, wobei der Schweizer Großmann wohl federführend bei Planung und Ausführung war. Er wurde 1925 in Deutschland eingebürgert, seit 1919 hatte er ein eigenes Atelierbüro in Mülheim, wurde hier sogar 1941 Ratsherr. 1949 starb er in der Ruhrstadt.

Weniger Häuser als geplant

Gestiegene Baukosten führten dazu, dass 1920 die Planung von 120 auf 100 Häuser reduziert wurde. Das Bauland war kaum erschlossen und bestand vorwiegend aus Acker und Wiesen. Einziges städtisches Grundstück war die alte evangelische Schule. Bis auf den Saarnberg, der seit 1915 als Straße geführt wurde, wurden alle weiteren Siedlungsstraßen erst 1920 in den Stadtplänen aufgeführt.

1920 wurden die ersten Häuser am Dennekamp und Stallmanshof bezogen, 1923 war die erste Bauphase mit 19 Häusern auf dem Saarnberg beendet. Letztlich wurden bis 1928 in der Siedlung 69 Gebäude gebaut, davon 47 Doppelhäuser und 22 Vier-Familien-Häuser. Die Doppelhäuser wurden von der Mülheimer Wohnstätten AG an die Bewohner verkauft und kosteten je Haus zwischen 50.000 und 80.000 Mark. Bis zur Inflation und Währungsumstellung 1927, als ein Haus zum Beispiel für 7000 Reichsmark verkauft wurde. Die Vier-Familien-Häuser wurden erst ab 1929 verkauft. In diesem Jahr waren auch die letzten Wohnungen vermietet. Noch freies Gelände wurde 1931 nicht mehr bebaut, sondern als Kleingärten für Arbeitslose bereitgestellt. 1935 wurde die Mülheimer Wohnungsstätten AG liquidiert.

Mieter und Eigentümer waren in der Regel städtische Mitarbeiter und Beamte. Der Siedlungsbau wurde von der Gartenstadtbewegung beeinflusst, mit Gärten zur Selbstversorgung und einer aufgelockerten Bebauung mit Grünanlagen. Bis heute hat die Saarnberg Siedlung ihre Grundstruktur behalten, auch wenn das Äußere der Häuser dem Geschmack und Bedürfnissen der Eigentümer angepasst wurde, kaum ein Haus gleicht noch dem anderen. Auch ein Grund dafür, dass sie nicht unter Denkmalschutz steht.

Dokumentation erstellt

Anlässlich des Siedlungsjubiläums haben Mitglieder der Initiative "Saarnberg Siedlung - damals und heute" einen 2011 im Stadtarchiv im Rahmen der Reihe zur Mülheimer Geschichte gehaltenen Vortrag von Dr. Monika von Alemann-Schwartz über die Saarnberg Siedlung aufgezeichnet. Daraus entstand eine Broschüre, die von den Herausgebern noch ergänzt wurde, sowohl inhaltlich als auch durch Fotos aus dem Privatbesitz der Anwohner. Die Dokumentation heißt "'...gegründet in einer Zeit der größten Wohnungsnot...' - Saarnberg Siedlung 100 Jahre" und kann gegen eine Gebühr von 5 Euro in der Buchhandlung Hilberath und Lange, Düsseldorfer Straße 111, erworben werden.

Die Saarnberg Siedlung heute. | Foto: PR-Foto Köhring
Diese Luftaufnahme zeigt die Siedlung im Jahre 1926.
Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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