Streit in Ruhrauen eskalierte
Landschaftswächter hört auf

Wilfried aus der Wieschen war vor allem im Saarner/Mendener Bereich unterwegs.  | Foto: privat
  • Wilfried aus der Wieschen war vor allem im Saarner/Mendener Bereich unterwegs.
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Streit eskalierte in den Ruhrauen - 80-Jähriger legt ehrenamtliche Arbeit nieder Am letzten Donnerstag kam es in den Saarner Ruhrauen zu einem handfesten Streit zwischen Landschaftswächter Wilfried aus der Wieschen und zwei Spaziergängerinnen, die ihre fünf Hunde im Naturschutzgebiet frei laufen ließen.

Wieder einmal war aus der Wieschen in dem Gebiet unterwegs, dem er gemeinsam mit Karin Piek und Werner Flaum als Landschaftswächter im Auftrag der Stadt Mülheim zugeteilt ist. Regelmäßig läuft er in Saarn und Menden die Ruhrauen ab, um zu schauen, ob sich die Besucher und Spaziergänger an die Richtlinien halten, die im Naturschutz beziehungsweise angrenzenden Landschaftsschutzgebiet gelten.

Hinter der Mendener Brücke, Richtung Dicken am Damm, sah der 80-Jährige zwei Frauen, die ihre vier Hunde frei herumlaufen ließen - obwohl sie sich im Naturschutzgebiet befanden, in dem Hunde angeleint werden müssen. Nach eigenen Angaben sprach Wilfried aus der Wieschen die beiden an und bat sie, die Hunde anzuleinen. Doch schnell eskalierte das Gespräch.

Die beiden Frauen - offenbar Mutter und 17-jährige Tochter - hätten ihn beschimpft und die Legitimität seines Ausweises angezweifelt. Aus der Wieschen fühlte sich bedroht und versuchte, die Polizei anzurufen. Daraufhin hätten ihn die beiden Frauen attackiert. Die jüngere schlug mit der Leine, an deren Ende sich mehrere Karabinerhaken befanden, nach ihm. Er versuchte sich mit den Armen dagegen zu schützen - einen Tag später sind die Blutergüsse noch sichtbar. "Sie haben versucht, mir das Handy aus der Hand zu reißen, aber irgendwie konnte ich die 112 wählen und die Polizei um Amtshilfe bitten." Bei dem Gerangel verlor er auch seine Armbanduhr.

Mit seinem E-Bike wegfahren konnte er auch nicht, da die Mutter ihn festhielt. Die Polizei traf schließlich ein und beruhigte die Situation. Sie rief auch einen Sanitätswagen, weil der alte Herr am Kopf stark blutete. Vier Stunden wurde er anschließend im Krankenhaus versorgt.

Beide Parteien stellen Strafanzeige

Nun liegt der Vorgang bei der Polizei. Aus der Wieschen hat Strafanzeige gestellt, ebenso wie die beiden Frauen gegen ihn. Die beiden haben sich - wie auch zwei andere Zeugen - nach den ersten Berichten bei der Tageszeitung gemeldet. Ihre Darstellungen der Dinge ist eine andere. Demnach hätte der Landschaftswächter die beiden Frauen angeschrien und dann attackiert. Diese hätten sich dann zur Wehr gesetzt und den Landschaftswächter festgehalten, bis die Polizei kam. Nach eigenen Angaben musste auch die Mutter über Nacht im Krankenhaus bleiben. Die Polizei will nun in nächster Zeit alle Beteiligten, von denen die Personalien aufgenommen wurden, anhören. Sollte es Zeugen des Vorfalls geben, werden sie gebeten, sich auch unter Tel. 0201/829-0 zu melden.

Ton ist rauer geworden

Aber egal, wie die Ermittlungen ausgehen, Wilfried aus der Wieschen hat einen Beschluss gefasst: Er hört auf. "Ich kann das nicht mehr. Keine ehrenamtliche Arbeit ist es wert, dass man dafür die Gesundheit aufs Spiel setzt." Denn das beklagt auch Landschaftswächterin Karin Piek: "Der Ton ist in der Gesellschaft wesentlich rauer geworden, man wird schneller auch körperlich bedroht. Anfeindungen sind bei uns nicht mehr unüblich. Ein weiterer Landschaftswächter ist auch schon einmal verletzt worden, mich selber hat man bereits mit einem Messer bedroht."

Denn die Landschaftswächter haben keinerlei Befugnis, sie sollen in erster Linie aufklären. Sie können jemanden darauf aufmerksam machen, dass er gegen Regeln verstößt, und ihn bitten, zum Beispiel verbotene Bereiche zu verlassen oder seinen Hund anzuleinen. Wenn es bedrohlich wird, kann die Polizei um Amtshilfe gebeten werden. Aber die Landschaftswächter können keine Personalien aufnehmen, jemanden des Platzes verweisen oder Ordnungsgelder verfügen. Sie können entsprechende Fälle entweder der Naturschutzbehörde melden oder außerhalb der Dienstzeiten der Polizei. Diese kann vor Ort die Daten aufnehmen und sie an die Behörde weitergeben. Das Naturschutzamt kann dann ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einleiten.

Hintergrund

>>Die Stadt arbeitet mit rund 20 ehrenamtlichen Landschaftswächtern zusammen. Dabei sind es nur wenige Gebiete wie die Saarner Ruhraue, der Auberg oder die Styrumer Ruhraue, wo es zu Konfrontationen zwischen Landschaftswächtern und Passanten kommt, erklärt Oliver Wexel von der Naturschutzbehörde. Das liege an der Art der Nutzung und der unterschiedlichen Besucherstruktur.
>>Die Landschaftswächter erhalten von der Stadt einen Ausweis, den sie vorzeigen können.
>>Bereits 2013 hat das Thema Gewalt gegen Landschaftswächter die Stadtverwaltung beschäftigt. In Zusammenarbeit mit muTiger-Stiftung wurden den Landschaftswächtern die Teilnahme an Gewaltpräventionskursen angeboten, um sich speziell für die Deeskalation solcher Situationen schulen zu lassen. Hintergrund

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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