Gedanken zur Saarner Kirmes in Corona-Zeiten
Saarn hat Schmerz

Der Saarner Stammtisch „Aul Ssaan“ hat als „Vereinslied“ das Lied „Saarn hat Herz“.
Hier ist die Melodie unter den Noten anzuklicken-(Hompage aulssaan.de)
Es ist ein 40 Jahre altes Kirmeslied von Schlagersänger Sven Olsen. Damals war die Saarner Kirmes noch das Großereignis im Dorf.
Die Melodie imitiert die Orgelklänge des Leierkastens und textlich steht das Karussell im Mittelpunkt:

Mülheim hat Saarn, und Saarn hat Herz,
das Karussel dreht sich hier immer wieder
zu Spiel und Tanz, Musik und Scherz,
Mülheim hat Saarn und Saarn hat Herz!

Zugegeben, die „historischen Kostüme“, die eine jahrhundertalte Beziehung der Kirmes zu Saarn und dem Kloster beweisen und unterstreichen sollten, entstammten dem Theaterfundus oder der Hobby- Schneiderei und waren eine Idee von Bernie Limper, dem ehemaligen Baas von „Aul Ssaan“. Er hatte sogar ein Versepos verfasst, das die Kirmes aus der 800jährigen Geschichte des Klosters ableitete.

Dort hieß es sinngemäß (Neufassung):

An einem Abend war's, im Monat Mai,
am neunten vielleicht, es stand nicht dabei,
dass die Äbtissin in weißer Tracht-
man schrieb das Jahr fünzehnnullacht-
am Fenster auf den Teich rausstierte
und folgendes laut resümierte:

Äbtissin:
(klatscht begeistert in die Hände) --Was war'n wir heut fleißig!
Beim Beten, Ackern und beim Roden,
ich muss den Konvent heute abend loben
und gedenken der zweihundervierundneunzig Jahr,
der Zeiten der Sorgen und Mühen fürwahr,
seit zwölfhundertvierzehn hier in Saarn
mit Gottes Gnaden hier Nonnen war’n
und lebten nach der Regel des Bernhard Limpäär, ähh… Claireveaux
Dank sei Dir Gott, Du wolltest es so.
Nun sind vollendet die Kirche, das Kloster,
der Bischof von Köln besuchte uns Ostern
und auch Abt Franz vom Kloster in Kamp,
das geistliche Leben in Ordnung fand.
Bestellt sind die Felder, viel Vieh ist im Stall,
und im Auberg leuchtet der Wald überall.
Knechte und Mägde, das ganze Gesinde,
sie singen am Marktplatz, dort unter der Linde.

Nun scheint es besonders in der Coronazeit, als hätten sich die Saarner damit abgefunden, dass die durch das Flüchtlingsdorf erzwungene Abwanderung ihrer Kirmes, schon seit mehreren Jahren ein Fakt ist. Da wo sich einst immer wieder lustig das Karussell drehte, finden heute zeitweise Corona-Diagnosen und Testungen statt .

„Aul Ssaan“, inzwischen zu einer im Straßenbild sichtbaren denkmalspädagogischen Instanz herangereift, muss sich wohl nach einer neuen Hymne umsehen.
Denn wer will schon wahrheitsgemäß die folgenden Zeilen singen?

Mülheim hat Saarn, und Saarn hat Schmerz,
das Karussell dreht sich hier nie mehr wieder,
kein Spiel und Tanz, es ist kein Scherz,
Broich hat die Kirmes, und Saarn hat Schmerz.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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