Was hat der Fährmann in den Händen?
Vom Stoßgeschäft des Fährmanns

Foto: literaturweimar.blog

Gestern interessierte mich die versetzte Figur des Hermann Scholl.
Heute wollen wir mal der Frage nachgehen:
Was hat der Fährmann in seinen Händen?

Ruderstab, Stoßstange, Flößerstange, Flößerhaken, Ruderstange, Fährstange, Bootsstange?

Wer sich mit der Geschichte der "Fährstange" befasst, stößt unweigerlich auf das Nibelungenlied. Dort benutzt Hagen, nachdem er den Fährmann erschlagen und sich für die Seinen der Fähre bemächtigt hat, die „schalte“ (von urgermanisch skalda=stoßen) nicht nur zum Abstoßen, sondern zwischenzeitlich auch, um den Kaplan, den er über Bord geworfen hat, auf den Grund der Hochwasser führenden Donau zu stoßen.

Und hier noch ein bisschen "Originalton" Hermann Scholl von Chird Hardering:
Die Broicher hielten es damals schon mit Chris de Burgh, der in seinem berühmten Lied riet: Don’t Pay the Ferryman ! Aber natürlich erst 1982.

Der Fährmann

aus dem 3. Aufzug, 3. Auftritt

Mentzen: Als nun die Müntersche das Cheild nich - -
Scholl: Kall mer platt, Jan, dat che-iht sche doch beeter van der Muule.
Basse: Zum Donnerwetter! Auch er hat zu schweigen, Scholl! Sobald noch einer dazwischenredet, laß ich ihn einsperren! (Zu Mentzen) Rede er weiter, Mentzen!
Mentzen: Ees nou die Aul dat Fährcheild nee betaale woul, heet üahr Schol ssine Schwiägerssohn die Schuffkarr fottchenohme.
Münters: Et wuare vierenhalf Scheepel Koh - - - (Wird von allen Seiten angestoßen, dass sie den Mund halten soll)
Basse: Scholl, ist das so wie Mentzen aussagt?
Scholl: Dat üss ssu’chaar all dückeser vöargekome, dat ick der arm Wittfrau die Schuffkarr fottnehme mooss. Sse-i heet sse eewer ümmer wier gekreech, wenn sse-i me-i et schöülige Fährcheild braach. Ouk nou kann ssich die arm Wittfrau üahr Schuffkarr wierhoole, eewer iäss mutt ick mim Penninge van der arm Wittfrau häwwe. Die arm Wittfrau, die im Haagerfail dän chrötsten Buurenhoff heet va’ chanz Mölm, derr üahr Pöösten all aal chruat ssind. Die arm Wittfrau, die vüar Cheild bölk un ssich füar Chitz sselwes opfritt.
Küpfer: Stimmt es, dass er dem Bauern Voß den Arm lahmgeschlagen hat und den Bauern Kleinholz in die Ruhr geworfen hat?
Scholl: Üss aal gestunken und gelooge. Et üss wahl ees passiert, dat mine Knääch Michel ees hee op der Ponten huarde, dat Voss allerhaund Schaundlappere-ie ööwer me-i vertault, um düchtich däm Böüs uutcheklop heet. En wohrhaff tröüe Knääch kann ssu'n Schmeerlappere-ie nee op sinem Baas ssitte loote. Doobe-i üss dan dän aule Kle-inholz füar Angs in'e Ruhr gesprunge. Et maak ouk wahl ssien, dat hee füar Angs ssim Bucksche volgemack hatt un woul sse ees uutwaasche.

Bilger: Euer Gnaden, - Herr Hofrat, aus der Verhandlung ergibt sich klipp und klar, daß die Klageschrift von Haß, Mißgunst und Neid diktiert wurde. Die ganzen Affären und Attacken - -
Küpfer: (ihm ins Wort fallend) wären nicht entstanden, wenn Penetrant die kurfürstliche Verfügung nicht per Akta, sondern personas befolgt hätte. Und so frage ich denn den herrschaftlichen Fährpächter Hermann Scholl bei Androhung von hoher Strafe: Will er endlich den Erlaß des allergnädigsten Kurfürsten respektieren und die Broicher Nachbarschaft unentgeltlich überführen?
Scholl: Nie und nimmer!
Bilger: Schol! - Be-i Chott, hee ssätt ssich in et Unchlück!
Scholl: Nie und nimmer! - Wenn ick hie min Rääch nee krich, dann ssall ick et me-i wahl erges aunes ssööke mööte. Un dat ick im Rääch ssin, dat sseet me-i kloor un dütlich min Chewisse. - -Die Brooker ssöüle ssich merr ees en Vüarbild an'e Speileropsche nehme. Dat ssind honett Lüüt. Die weete., wat en Minsch tuuste-iht, dä sssin Fleech de-it. Am iästen Daach all, an däm ick mim Paach aantradde, häwwe sse me-i duar affchede-ilde Noowere frooge loote, off ick mitdäm tefree-e wüar, wat sse mine Vüarchänger betallt hadde. Ssüss chüawe sse me-i chään em paar Penn-ing miähr. Mit'e Brookeer eewer hat ick all vam iästen Daach aan min Laass. Ümmer wirr verssoochten sse em paar Penning afftehaunele un de me-iste Tied fuhre sse mit e-ige Fleegers ööwer de Ruhr, ssu’ dat ick dann mit der leech Ponte ööwerssette koun. Wille me-i die Herre wahl ees uutere-inposamentiere, woovan ick mim Paach betahle ssall, wenn dat ssu' widderche-iht? Jedes Kiähr, op Martini, ssin fiefunssässtich Daaler un vieruntwintich Ssilwerchroosche fällich.
Alle Johre sall e-imol die Ponte ööwerhollt wääde. Dre-i Famillige, dat ssin ick, mine Schwiägerssohn un mine Knääch Michel, mööte van der Ponte leewe. Die Herre ssind studierte Lüüt, nou, dann ssölle sse me-i dat ees vüarreekene, woovan ick dat all nehme ssall, wenn ick die Lüüt ümssüss öowerssätte. Die Ponte woad me-i duar Amtmann Bilger in Paach checheewe, mit aale Rääehte un Fleechte. Min Fleech häw ick chedoon, tröü un red-
lich chedoon, merr min Rääch, dat wäd ick wahl te fe-ine weete, ssu wohr me-i dän Herrchott doobe-i helpe wäd. Teege die Verfügung häw ick duar dän Avkaat Nierhuus Beroopung i'lägge loote. Hie üss die Affschriff.
(Reicht die Abschrift zum Richtertisch hinüber)
Basse: (Nimmt das Sohriftstück entgegen, liest es und reicht es dem Hofrat Küpfer. Der gibt es an Bilger weiter)
Der Berufung ist stattgegeben. Die Verhandlung wird bis auf weiteres vertagt. Den Kontrahenten wird nahegelegt, sich bis dahin friedlich zu verhalten. Das Gericht ist aufgehoben. (Basse, Küpfer, Bilger sowie Rosorius verlassen den Raum. Die Bauern reden erregt durcheinander)

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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