Konsequenzen für die Mülheimer Landwirte und Verbraucher - Experten rechnen mit der schlechtesten Apfelernte seit 1991

Die Apfelernte fällt in diesem Jahr geringer aus. Die Ernte selbst ist von guter Qualität. Die Preise werden auch für die Mülheimer Verbraucher ansteigen, aber nicht „ausufern“. 
Foto: PR-Foto: Köhring
  • Die Apfelernte fällt in diesem Jahr geringer aus. Die Ernte selbst ist von guter Qualität. Die Preise werden auch für die Mülheimer Verbraucher ansteigen, aber nicht „ausufern“.
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„Auf unseren NABU-Streuobstwiesen in Mülheim wird nach meiner Einschätzung die Apfelernte in diesem Jahr um fast zwei Drittel geringer ausfallen als im Vorjahr.“ Karl Regel, der die „Apfelwiese“ im Naturschutzgebiet am Kocks Loch in Menden betreut, macht dafür vor allem den Frost im Frühjahr für diesen Einbruch verantwortlich.

Der im Natuschutzbund (NABU) Ruhr engagierte Mülheimer macht ähn
liche Erfahrungen auch für die Wiese auf der Saarner Kuppe geltend, die von der Natuschutz-Jugend betreut wird. Der NABU baut auf seinen Obstwiesen zwar vorwiegend alte, heute zu einem großen Teil unbekannte Obstsorten an, doch im Grunde genommen seien nahezu alle Apfelsorten von den Frostschäden betroffen.

Die Einschätzung, dass die schlechte Apfelernte in diesem Jahr auch eine Folge erhöhten Schädlingsaufkommens sei, teilt Karl Regel nicht. „Wir arbeiten im NABU natürlich immer ohne Schädlingsbekämpfungsmittel und setzen nachhaltig auf die Mechanismen der Natur. In diesem Jahr gibt es wirklich nicht mehr Schädlingsbefall als zuvor.“

Überregionale Frostschäden und regionale Hagelschäden

Für die Obstbauern der Region, den Handel und gerade die Hofläden der Mülheimer Landwirte ist die Situation schon ein Problem. Christine in der Beeck vom Dümptener Bauernhof sieht eine Verknappung bestimmter Sorten auf die Händler und somit auf die Verbraucher zukommen: „Meines Erachtens ist der schmackhafte Wellant, eine sehr beliebte Sorte, besonders stark betroffen. Wieso auch immer?“ Sie beobachtet noch ein anderes Phänomen. Es wird weniger Äpfel geben, von denen aber etliche wesentlich größer und dicker sind. „Viele Blüten sind durch den Frost abgestorben, so verteilt sich die Kraft der Bäume auf die verbliebenen Blüten.“

Die meisten Mülheimer Händler beziehen ihre Äpfel aus der umliegenden Region, vermarkten also Produkte aus der Heimat. „Für unsere Bauern ist das Ganze schon ein Thema“, bemerkt Marcel Terhardt, Geschäftsführer der Kreisbauernschaft für Mülheim und die umliegenden Großstädte im Rheinischen Landwirtschafts-Verband (RLV). So war die Apfelernte ein eigener Tagesordnungspunkt auf der letzten Kreisvorstandssitzung. Man rechnet mit der schlechtesten Apfelernte seit 1991. Finanzielle Einbußen der Landwirte seien ebenso zu erwarten wie erhöhte Verbraucherpreise. Hermann Terjung, Vorsitzender der Mülheimer Ortsbauerrnschaft, sieht neben den überregionalen Frostschäden auch regionale Hagelschäden als eine weitere Ursache für den geringeren Apfelertrag.

Weiterhin gute Qualität aus dem gesamten Umland

Die Ernteausfälle beträfen allerdings nicht alle Obstbauern gleichermaßen. Es gibt Betriebe, die große Schäden haben. Andere dagegen hätten fast normale Erträge. Zahlreiche betroffene Äpfel sind zwar schmackhaft und lecker, sehen aber nicht schön aus. Das schrecke manche Käufer ab, allerdings völlig zu Unrecht, meint er. Der Verbraucher, auch in Mülheim, muss sich die Frage stellen, ob er gute Qualität aus der Region will und bereit ist, dafür auch zu zahlen. Die schlechtere Alternative wären Importprodukte aus China oder Neuseeland, die trotz der Kosten des Transportweges immer noch günstiger seien, aber mit bei uns verbotenen Mitteln „aufgepeppt“ worden.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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