Bürgerinitiative kämpft für den Erhalt des Fulerumer Feldes als Landschaftsschutzgebiet
"Damit Mülheim weiter atmen kann"

Sabine Gründges und Florian Scheffler von der Bürgerinitiative „Fulerumer Feld – Rettet Mülheims grüne Lunge“ auf einer Ruhebank im Fulerumer Feld. Sie wollen keine Ruhe geben, bis sie ihr Ziel erreicht haben.      Foto: Theresa Gründges
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  • Sabine Gründges und Florian Scheffler von der Bürgerinitiative „Fulerumer Feld – Rettet Mülheims grüne Lunge“ auf einer Ruhebank im Fulerumer Feld. Sie wollen keine Ruhe geben, bis sie ihr Ziel erreicht haben. Foto: Theresa Gründges
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Wir haben ein klares Zeichen gesetzt, dass wir für die uneingeschränkte Erhaltung des Fulerumer Feldes als Landschaftsschutzgebietes sind. Unsere Online-Petition haben innerhalb kurzer Zeit über 6.000 Unterstützer unterschrieben. Das muss den Verantwortlichen doch zu denken geben.“ Florian Scheffler und Sabine Gründges, Sprecher der eigens gegründeten „Bürgerinitiative Fulerumer Feld – Rettet Mülheims grüne Lunge‘ blicken mit Spannung und mit großer Erwartungshaltung auf den kommenden Dienstag.

Dann findet um 16.30 Uhr im Haus der Wirtschaft an der Wiesenstraße 35 eine öffentliche Sondersitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Mobilität statt. Im Mittelpunkt steht der von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft M&B erarbeitete „Plan zur zukunftsfähigen Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Mülheim an der Ruhr“. Und der hat schon im Vorfeld aus unterschiedlichen Gründen massive Kritik in fast allen Fraktionen hervorgerufen.

Die Bürgerinitiative Fulmerumer Feld hat für die Sitzung am Dienstag einen Bürgerantrag formuliert, der klar und eindeutig Bestandsschutz für die dortige, für die Gesamtstadt, aber auch für die Nachbarstadt Essen wichtige „Frisch- und Kaltluftschneise“ fordert. „Wir wissen zwar nicht, ob wir am Dienstag Rederecht bekommen, aber unsere stichhaltigen Argumente haben wir auf sieben Seiten mehr als deutlich gemacht“, sagt Sabine Gründges im Gespräch mit der Mülheimer Woche.

Bürgerversammlung

„Ich habe eine Versammlung der Haarzopfer Bürgerinitiative besucht, und da wurde mir klar, wie wichtig das Landschaftsschutzgebiet gerade für unser Mülheim ist“, ergänzt Florian Scheffler. Bei dem Heimaterdler und Familienvater schrillten die Alarmglocken. Das vorgelegte Wirtschaftsflächenkonzept widerspräche allen Klimaschutzzielen, die sich die Stadt selbst gesetzt hat. Im Dezember initiierte er die Bürgerinitiative, der sich spontan Bürgerinnen und Bürger aus der Heimaterde, Heißen und angrenzenden Mülheimer und Essener Stadtteilen angeschlossen haben.

„Wir alle halten den Standort Fulerumer Feld zur Bebauung und insbesondere zur Ansiedlung eines Gewerbegebietes für völlig ungeeignet“, so Scheffler. Gründges verdeutlicht das: „Hier gehen die Menschen mit ihren Familien spazieren, joggen und führen ihre Hunde aus.“ Die Empörung unter den Anwohnern ist offensichtlich sehr hoch, wie halt die über 6.000 Unterstützer der Online-Petition zu diesem Thema zeige. Scheffler weiter: „Das Feld ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen und ein beliebtes Naherholungsgebiet für Bürger und Bürgerinnen aus der Heimaterde und den umliegenden Stadtteilen, sowohl auf Mülheimer als auch auf Essener Seite. Wir verstehen nicht, warum ausgerechnet ein Landschaftsschutzgebiet in Baufläche umgewidmet werden soll.“

Temperaturanstieg

Der Bürgerinitiative liegt ein Gutachten von Forschern der Ruhr-Universität Bochum vor, das die Stadt Mülheim an der Ruhr selbst in Auftrag gegeben hat. „Dieses spricht sich ganz klar gegen die Bebauung des Fulerumer Feldes aus und bestätigt die enorme Relevanz des Feldes als Frisch- und Kaltluft-Zustrom. Durch eine Bebauung des Fulerumer Feldes würde die Temperatur in der Innenstadt ansteigen, in Zeiten des Klimawandels ein hoch aktueller Diskussionspunkt“, betonen beide Sprecher.

Auch das Thema Wasser spiele nach ihrer Meinung eine große Rolle, denn momentan diene das Fulerumer Feld auch als Versickerungsfläche. „Wir stehen in Kontakt mit der Interessengemeinschaft Rumbachtal, die prüft, welche Auswirkungen mögliche Bebauungspläne auf den Rumbach haben könnten“, erklärt Gründges. Das Rumbachtal sei jetzt schon in Teilbereichen als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen. Auf der anderen Seite der Velauer Straße befürchten die Heimaterdler zusätzlich ein Versiegen der Wasserversorgung der Siepentäler.

Und auch die Belastung durch den Straßenverkehr für das Viertel würde mit den An- und Ablieferungen eines Gewerbegebietes deutlich steigen. „Die Velauer Straße ist bereits jetzt im Berufsverkehr völlig überlastet“, berichtet Scheffler. „Wenn dann noch mehr LKWs fahren, bricht der Verkehr völlig zusammen“, ist er sich sicher.

Milchmädchenrechnung

Auch bezweifelt die Bürgerinitiative, dass sich durch die Bebauung Mülheims Gewerbesteuereinnahmen nachhaltig erhöhen würden. Schon jetzt gäbe es Unternehmen, die große Flächen in Anspruch nehmen, aber aufgrund von Steueroptimierungsmodellen kaum Gewerbesteuer zahlten. Das Wort „Milchmädchenrechnung“ fällt in unserem Gespräch. Die Bürgerinitiative hat deshalb in Ergänzung ihres Bürgerantrags verschiedene Fragen zu den Bereichen Flächennutzung, Wirtschaftlichkeit, Landschaftsschutz sowie Klima und Verkehr eingereicht.

Zudem haben Scheffler und Gründges berechtigte Hoffnungen, dass die OB-Kandidatinnen der großen Parteien ihr Anliegen befürworten. SPD-Aspirantin Monika Griefahn als ehemalige niedersächsische Umweltministerin dürfte dafür eine Antenne haben, und Diana Jägers, Kandidatin von CDU und Grünen, habe bereits signalisiert, dass für sie Klima- und Umweltschutz Vorrang vor Bebauung um jeden Preis habe.

Wie geht es nun weiter? Am Dienstag weiß man möglicherweise mehr!

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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