Kein Geld: Mülheimer Frauenhaus ist in akuter Notlage

Schon immer musste der Betreiber des Frauenhaus, der Verein "Hilfe für Frauen", knapp kalkulieren. Allerdings mussten die Mitarbeiterinnen noch nie mit so wenig Geld auskommen wie in diesem Jahr. | Foto: Archiv
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Spenden - so wie die Soforthilfe der Polizeistiftung David + Goliath über 2.000 Euro vor wenigen Tagen - sind im Mülheimer Frauenhaus gern erwünscht. Zurzeit sind sie jedoch nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Warum? Weil trotz finanzieller Unterstützung ein strukturelles Defizit von 30.000 Euro pro Jahr besteht - und somit die Existenz der Einrichtung stark bedroht ist.
Schon immer, sagt Andrea Gehl, Vorsitzende des Vereins „Hilfe für Frauen“, der das Frauenhaus betreibt, habe es ein finanzielles Loch gegeben. Das aber habe bisher die Stadt mit einer Finanzspritze von 20.000 Euro jährlich für die Miete füllen können. Allerdings seien nicht nur die Gehälter gestiegen, sondern habe sich auch das Klientel entscheidend geändert.
Normalerweise zahlt die Sozialagentur der Stadt für jede Frau, die in der Einrichtung Zuflucht sucht, einen festen Tagessatz. Das gilt aber nur, wenn die Frau auch Anspruch darauf hat, sprich Arbeitslosengeld bezieht. Weil aber immer mehr Auszubildende, Studentinnen und Flüchtlingsfrauen Hilfe benötigen und diese keinen Anspruch haben, fehlt es überall an Geld und können die laufenden Kosten nicht mehr gedeckt werden. Allein bis Oktober dieses Jahres konnten knapp 60 Frauen nicht abgerechnet werden. „Wenn bekannt ist, dass eine Frau keinen Anspruch hat, müssen wir sie leider abweisen“, bedauert die Vorsitzende. Das bedeutet: „Wir versuchen ganz kurzfristig, die Frauen in anderen Häusern oder bei anderen Familienmitgliedern oder Freunden sicher unterzubringen.“
Um die Existenz des Frauenhauses zu sichern, wären entweder eine „Sockelfinanzierung seitens des Bundes nötig - oder aber eine Gesetzesänderung“, sagt Gehl.

„Wir sind sehr erschreckt, dass eine solch wichtige Institution wie das Frauenhaus so unter Druck geraten ist.“ Kuratoriumsmitglied Thomas Weise von der Polizeistiftung

Unterstützung erfährt der Verein „Hilfe für Frauen“ von der SPD. „Es kann nicht sein, dass in einer Zeit, in der zunehmend mehr Frauen mit ihren Kindern Schutz und Hilfe suchen, die Existenz des Frauenhauses gefährdet ist“, sagt Bürgermeisterin Margarete Wietelmann. Die Mitarbeiterinnen leisteten hervorragende Arbeit, die entsprechend gewürdigt werden müsste. Daher wolle die SPD-Fraktion auch anregen, „den städtischen Zuschuss anzuheben, um den Fortbestand des Frauenhauses zu sichern“. Von 50.000 Euro pro Jahr ist die Rede, die zusätzlich ins Frauenhaus fließen sollen.
Die CDU dagegen hat erst einmal Beratungsbedarf angemeldet: „Es fehlen noch Infos von Verwaltungsseite“, sagt Fraktionsgeschäftsführer Hansgeorg Schiemer. Solange keine belastbaren Zahlen - also eine vernünftige Entscheidungsgrundlage - vorlägen, wolle man sich nicht entscheiden. Schließlich müsse man das Ganze im Zusammenhang mit dem Etat sehen. Der wird voraussichtlich Ende Januar 2016 verabschiedet. „Natürlich wollen wir eine Lösung finden.“ Nur aus dem Bauch heraus wolle man aber nicht entscheiden.

Autor:

Lisa Peltzer aus Oberhausen

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