Mehr Lebensqualität für Mülheim? - Die Deutsche Bahn plant umfangreiche Lärmschutzmaßnahmen

Auf einer Informationsveranstaltung in der Dezentrale wurde anschaulich über die geplanten Lärmschutzmaßnahmen im Stadtbezirk I berichtet.
Fotos: Reiner Terhorst
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Des einen Freud ist des anderen Leid: Die geplanten Lärmschutzmaßnahmen der Bahn im Stadtbezirk I riefen bei einem Informationsabend in der Dezentrale unterschiedliches Echo hervor. Die Mehrzahl der gut 40 Anwesenden begrüßte das Vorhaben, bei einigen Teilnehmern blieben Skepsis und Ungewissheit zurück.

Die Stellwände mit den Plänen, was, wie und wo genau in Angriff genommen soll, waren regelrecht umgelagert, den Ausführungen von Oliver Faber, zuständiger Projektleiter der DB Netz AG, wurde aufmerksam gefolgt. Die anschließende Diskussion mit individuellen Sorgen und Anregungen verlief ruhig und sachlich, allerdings nicht ohne Kritik an den Plänen.

Auf einer knapp vier Kilometer langen Strecke entlang der Gleise zwischen Eppinghofen und Heißen will die Bahn ab dem dritten Quartal 2019 fünf Lärmschutzwände bauen, deren kürzeste im Bereich Georgstraße 350 Meter und die längste im Bereich Gutenbergstraße knapp 1,4 Kilometer betragen wird. Die Wände werden jeweils drei Meter hoch werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 6,8 Millionen Euro, die komplett vom Bund finanziert werden.

Individuelle Berechnungen zugesagt

„Die Bahn hat Politik und Verwaltung frühzeitig mit ins Boot genommen. Das war bei den Maßnahmen von Straßen NRW nicht immer der Fall“, sagt Peter Pickert, stellvertretender Bezirksbürger im Bezirk I, „wir begrüßen das Vorhaben, stellt es doch ein Stück mehr Lebensqualität durch aktiven Lärmschutz dar.“

Ob es in allen Streckenbereichen tatsächlich zu Lärmminderungen komme, bezweifelten einige Betroffene. Bei Häusern, die auf einer Erhöhung liegen, sei sogar mehr Lärm zu erwarten, mutmaßten die Anwohner, denn die extrem absorbierenden Wände aus Aluminium würden den Schall nach oben ableiten. Das hieße, die auf einem Hang liegenden Häuser wären einem höheren Lärmpegel als vorher ausgesetzt. Oliver Faber sagte neue, individuelle Berechnungen zu, „um ganz sicher zu gehen.“

Auch "passiver" Lärmschutz möglich

„Wir haben gut isolierte Wohnungen“, befand Sakire Efe, die in der Alten Malzfabrik wohnt, „ob eine drei Meter hohe Wand unmittelbar vor dem Haus mehr Lebensqualität bedeutet, bezweifele ich.“ Gut isoliert sind längst nicht alle Häuser an der Strecke. Deshalb gibt es auch die Möglichkeit, auf Antrag passiven Lärmschutz an einzelnen Gebäuden vorzunehmen.

In Betracht kämen in den vorgesehenen Abschnitten knapp 430 Wohnungseinheiten, die mit neuen Fenstern, Türen oder Dächern ausgestattet werden könnten. Allerdings: Die dafür möglichen Fördermittel in Höhe von 75 Prozent der Kosten – 25 Prozent muss der Eigentümer selbst tragen – können nur für Häuser in Anspruch genommen werden, die vor 1974 erbaut wurden.

Baubeginn im Herbst 2019

Die Bahn will Kritik, Anregungen und Vorschläge aus der Informationsveranstaltung „mitnehmen und prüfen“, wie Oliver Faber versprach. Individuelle Gespräche und Hausbesuche würden ebenfalls noch vorgenommen. Dann geht es an die Modifizierung der Maßnahme. Letztlich aber stehe das Konzept. Die überarbeiteten Pläne werden dann zeitnah an das Eisenbahn-Bundesamt als Genehmigungsbehörde übergeben, so dass im Herbst 2019 mit den Baumaßnahmen begonnen werden kann. Im Zuge der Bauarbeiten seien zudem zwei kurzfristige komplette Streckensperrungen nötig, hieß es von der Bahn.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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