MWB befürchtet akuten Wohnraummangel in Mülheim – Für die Zukunft aber „gut gerüstet“
„Mieten müssen bezahlbar bleiben“

Die Mülheiner Wohnungsbaugenossenschaft zog Bilanz, hielt Rückblick und Ausschau zugleich. V.l. Technischer Vorstand Jürgen Steinmetz, Vorstandsvorsitzender Frank Esser, Finanzchef und stellv. Vorstandsmitglied Dominik Steffan, Abteilungsleiterin Carolin Partsch und Pressesprecher Andreas Winkler.     Fotos: PR-Fotografie Köhring/SM
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  • Die Mülheiner Wohnungsbaugenossenschaft zog Bilanz, hielt Rückblick und Ausschau zugleich. V.l. Technischer Vorstand Jürgen Steinmetz, Vorstandsvorsitzender Frank Esser, Finanzchef und stellv. Vorstandsmitglied Dominik Steffan, Abteilungsleiterin Carolin Partsch und Pressesprecher Andreas Winkler. Fotos: PR-Fotografie Köhring/SM
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Die Sorgenfalten halten sich in Grenzen. Der Blick auf das zurückliegende Geschäftsjahr ist entspannt, und der in die Zukunft ist „realistisch-optimistisch“. Die Verantwortlichen der Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft (MWB) stellten jetzt beim Jahresbilanzgespräch übereinstimmend fest: „Wir sind bestens aufgestellt.“

Grund zur Freude gab es zunächst, dass der Umzug ins neue Stadtquartier Schloßstraße (SQS) „ohne große Komplikationen“ vollzogen sei. Jürgen Steinmetz, Technischer MWB-Vorstand, sieht große Vorteile darin, dass die gut 100 Mitarbeiter nicht mehr auf drei Standorte verteilt sind, sondern das „genossenschaftliche an einem Strang ziehen“ jetzt unter einem Dach praktizieren.

Neue Anziehungskraft
für die Mülheimer City

Die bisherigen drei Häuser erhalten in naher Zukunft eine sinnvolle neue Nutzung. „Es wird keine langen Leerstände geben“, sagte Vorstandsvorsitzender Frank Esser auf eine entsprechende Frage der Mülheimer Woche. „Zunächst aber“, so Esser, „wollen wir mit den verbliebenen Mietern sprechen, sie informieren und einbeziehen, ehe wir unsere Pläne öffentlich bekanntgeben.“ Der MWB-Chef ist zudem davon überzeigt, dass das Stadtquartier dazu beitrage, dass Mülheims City neue Anziehungskraft entwickelt, was er auch für dringend nötig hält. Auch die Gründung einer Stadtentwicklungsgesellschaft könne ein wichtiger Schritt in die Zukunft sein.

Zahlen sagen nicht alles aus, sprächen aber eine deutliche Sprache, signalisiert Dominik Steffan, stellvertretendes Vorstandsmitglied und MWB-Finanzchef, bei der Erläuterung der wirtschaftlichen Lage. Die Wohnungsbaugenossenschaft hat im Berichts- und Geschäftsjahr 2018 einen Jahresüberschuss von 1,953 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Mitgliederzahl stieg auf 9.256. Der Wohnungleerstand beträgt nur noch 1,64 Prozent und sank gegenüber dem Vorjahr erneut.

Für Mietwohnungen betrug die durchschnittliche Miete 5,59 Euro je Monat und Quadratmeter. In die Modernisierung ihrer Wohnungen hat MWB 9,21 Millionen Euro investiert. „Beide Zahlen verdeutlichen“, so Steffan, „dass wir in Mülheim gleichermaßen attraktive wie bezahlbare Wohnungen anbieten. Die kontinuierlichen Moderniserungen und Neubaumaßnahmen setzten zudem deutliche „Stempel“ für die „Wohnstadt Mülheim an der Ruhr“.

Wohnungsmarkt
steht unter Druck

Dennoch, so der Vorstand, gäbe es zu wenig günstigen Wohnraum in unserer Stadt, was auch die jüngste Wohnraumbedarfsanalyse des Institus für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung bestätigt hätte. Frank Esser: „Unsere eigene, sehr geringe Leerstandsrate zeigt uns jedenfalls, dass es auf dem Mülheimer Wohnungsmarkt einen erheblichen Druck gibt.“ MWB steuere dagegen, sei ohne das Miteinander und die Unterstützung von Bund, Land und Stadt aber allein auf weiter Flur.

Stichworte wie die bald komplett abgeschlossene Modernisierung der Häuser an der Lerchenstraße, das Bauprojekt Fünter Hof oder die „Gartenhöfe Saarn 2“ und die im kommenden Jahr anstehenden Bauträgerobjekte an der Scheffelstraße machten die Runde. Deren Aufbereitung oder Neubauten seien Meilensteine in der „Wohnstadt der Zukunft“. Dass der städtebauliche Wettbewerb für das Lindgens-Areal abgeschlossen ist, sieht der MWB-Vorstand als weitere wichtige Entwicklung. Nun wartet die Projektentwicklungsgesellschaft SMW, die zu 50 Prozent der Mülheimer Wohnungsbau eG und zu 50 Prozent der Sparkasse Mülheim an der Ruhr gehört, auf den neuen Bebauungsplan. Öffentlich geförderte Wohnungen erachtet man als sinnvolle Ergänzung des Wohnungsangebots auf dem Gelände, „doch hier kommt es auch darauf an, ob die Stadt das mitträgt und bei der Aktivierung entsprechender Fördergelder hilft“, so Esser.

Neue Geschäftsfelder
sichern die Zukunft

Längst hat die Genossenschaft neue Geschäftsfelder aufgetan, die ihre Zukunft weiter sichert. Die Verwaltung von Wohnungen anderer Eigentümer nehme zu. „Mund-zu-Mund-Propaganda“ und Weiterempfehlungen hätten dazu beigetragen. Das Bauträgergeschäft ist ein wirtschaftlich effektives Standbein, und seit kurzem ist MWB auch als Immobilienmakler tätig. Carolin Partsch, Abteilungsleiterin Immobilienvertrieb/Marketing beschreibt das als „folgerichtig und konsequent, weil wir das Fachwissen und die Erfahrung haben, Immobilien zuverlässig zu bewerten und die Eigentümer transparent zu beraten. Zudem haben wir die notwendigen Netzwerke, um unsere Kunden mit den passenden Interessenten in Verbindung zu bringen.“ 

Die Themen Ökologie und eneuerbae Energien stehen ebenfalls im Blickfeld der Genossenschaft. Derzeit werden zahlreiche neue Insektenwiesen im Bestand der Genossenschaft angelegt. Bedauerlich findet der Vorstandsvorsitzende, dass "der Gesetzgeber es immer noch nicht möglich macht, Solarstrom selber zu erzeugen und so verbiliigt an unsere Mieter weiterzugeben.“ Esser: „Die Energiewende im Gebäudebereich wird so abgebremst.“

Fazit des Jahresgespräches: MWB setzt auf Nachhaltigkeit. Die erwirtschaftete Rendite werde neu investiert und gewährleiste bezahlbare Mieten sowie die stete Modernisierung der Bestände. Durch das gute Geschäftsjahr erhalten Mitglieder übrigens auch diesmal eine Dividende von vier Prozent auf ihre Einlage.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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