Der Grüne Wilhelm Steitz will Mülheims OB werden
„Mülheim hat ein irres Potenzial“

Der Grüne Wilhelm Steitz bewirbt sich um das Amt des Mülheimer Oberbürgermeisters.
Foto: PR-Foto Koehring/TW
  • Der Grüne Wilhelm Steitz bewirbt sich um das Amt des Mülheimer Oberbürgermeisters.
    Foto: PR-Foto Koehring/TW
  • hochgeladen von Daniel Henschke

Der Grünenpolitiker Wilhelm Steitz bewirbt sich um das Amt des Oberbürgermeisters: „Mülheim hat ein irres Potenzial, nutzt es aber nicht. Mein oberstes Ziel ist es, dass unsere Stadt ihre Chancen auch nutzt.“

Es gebe durchaus gute Ansätze: „Aber da fehlt immer die letzte Idee. Es mangelt an Konzepten aus einer Hand. Alles dauert immer so lange.“ Ein Beispiel? „Seit acht Jahren fährt keine Bahn mehr zum Flughafen. Worauf wartet man? Das wäre ein schönes Stück für geschützten Radverkehr, der an die gute Struktur der Oppspring-Kreuzung angebunden werden könnte. Warum dort keine innovativen ÖPNV-Konzepte wie autonom fahrende Kleinbusse testen?“

Inhaltliche Kontinuität

Der Mülheimer Wilhelm Steitz studierte Ingenieurswissenschaften in Hannover, dann Jura in Bielefeld und schloss mit der Befähigung zum Richteramt sowie zum höheren Verwaltungsdienst ab. Brennend interessiert an sozialen Fragen, half Steitz 1983 bei einem Flüchtlingsprojekt der Caritas an der texanisch-mexikanischen Grenze und arbeitete dann in Mülheim als niedergelassener Rechtsanwalt. 1998 wurde Steitz Beigeordneter der Stadt Rösrath, 2005 ging er als Dezernent nach Dortmund und wurde 2013 Vizepräsident der Bezirksregierung Köln: „Ich habe für mich das Schema gefunden, eine Wahlperiode lang meinen Job richtig gut zu machen und dann zu wechseln.“ Es gehe ihm um inhaltliche Kontinuität und nicht ums Verharren in einer Institution. Der Vater eines 25-jährigen Sohnes hat seine Heimatstadt Mülheim nur kurz zu Studienzwecken verlassen. Als leidenschaftlicher Segler sucht Steitz auf der Nordsee und im Ärmelkanal die Weite: „Bereits als Vierjähriger habe ich auf der Ruhr mit dem Segeln angefangen.“

Bürger als Souverän

Wie fand der 65-Jährige zur Politik? Als Kämpfer für Umweltthemen und gegen Atomkraft: „Auf dem Deich in Brokdorf hat alles begonnen. Ich habe mich eindeutig positioniert. Da war es naheliegend, mich den Grünen anzuschließen.“ Mitglied seit 1983, landete er 1984 direkt im Stadtrat, als die alternative Partei dort erstmals einzog. War ein Verfechter des schwarz-grünen Bündnisses in den 90er Jahren: „Das klappte gut damals. Zum Beispiel ist die medl geschmiedet worden.“ Nie hatte er ein Parteiamt inne, nie ließ er sich das Querdenken verbieten: „Bei der VHS hat der Bürger ein Misstrauensvotum ausgesprochen. Doch jetzt passiert nichts. Wir müssen die Mülheimer einladen zu einem ergebnisoffenen und transparenten Prozess über die Zukunft dieses Gebäudes.“ Mülheim habe eine sehr aktive Stadtgesellschaft: „Die Leute haben es verdient, gehört und wertgeschätzt zu werden. Der Bürger ist der Souverän.“
Der erste Aufschlag einer Video-Bürgersprechstunde mache Appetit auf mehr, findet Steitz: „Das klappte gut. Es wurden Hürden abgebaut.“ Es ging auch um die Finanzen: „Dass Mülheim im letzten Jahr einen kleinen Überschuss geschafft hat, war echt ‘ne Leistung. Man war auf dem richtigen Kurs. Dann kam Corona.“ Unterm Strich empfand Steitz diesen Abend als relativ unkomplizierte Möglichkeit, mal in Politik reinzuschauen: „Ich hoffe, dass zukünftig viele Bürger solche Angebote annehmen. Das öffnet uns ganz andere Beteiligungsmöglichkeiten. Ratssitzungen sollten auch übertragen werden. Öffentlichkeit findet heutzutage elektronisch statt.“

Wirtschaftsförderung

In Sachen Innenstadt müsse man mehr machen aus der einmaligen Lage direkt an einer hochattraktiven Flusslandschaft: „Da muss Leben hin. Warum findet im Hafen kein Schulwassersport statt?“ Die aktuelle Diskussion um Wirtschaftsförderung erschreckt Steitz: „Als ob es nur darum geht, ökologisch wertvolle Flächen zu opfern. Das ist doch gar nicht die Frage. Welche Branchen möchten wir ansiedeln?“ Arbeitsplätze gebe es im digitalen Sektor. Doch die Datenübertragung in Mülheim schwächelt: „Laut GigabitAtlas.NRW liegt die Abdeckung mit schnellem Internet bei zwei Prozent. Bochum liegt über 90 Prozent.“ Da müsse man ran. Wirtschaftsförderung müsse überhaupt mehr als Dienstleistung gesehen werden: „Gastronomen und Geschäftsleute brauchen einen festen Ansprechpartner, der für sie durch die Ämter geht und alles bündelt. Wir müssen uns kundenfreundlicher aufstellen.“
Das Mülheimer Problem liegt für Wilhelm Steitz in der Führung: „Im Rathaus arbeitet eine Vielzahl extrem engagierter Menschen. Wenn der Chef gut drauf und motiviert ist, sind die Mitarbeiter auch leistungsbereiter.“ Kann man noch mehr heraus kitzeln? „Da habe ich die Erfahrung und Kompetenzen erworben. Zeitnah und transparent mit Bürgerbeteiligung Dinge voranbringen. Dafür stehe ich.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.