SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen fordern gemeinsam Konzept gegen Kinderarmut
Von Daten zu Taten

Sie wollen mit vereinten Kräften und über alle Parteiunterschiede hinweg die Kinderarmut in unserer Stadt bekämpfen. V.l. Christina Küsters, Bernd Dickmann (beide CDU), Johannes Terkatz, Klaus Konietzka (beide SPD) und Dr. Franziska Krumwiede-Steiner (Bündnis 90/Die Grünen). 
Foto: Philipp Wetzel
  • Sie wollen mit vereinten Kräften und über alle Parteiunterschiede hinweg die Kinderarmut in unserer Stadt bekämpfen. V.l. Christina Küsters, Bernd Dickmann (beide CDU), Johannes Terkatz, Klaus Konietzka (beide SPD) und Dr. Franziska Krumwiede-Steiner (Bündnis 90/Die Grünen).
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„Die Zahlen sprechen leider eine deutliche Sprache“, sagt SPD-Mann Klaus Konietzka, langjähriger früherer Leiter des Sozialamtes und der Sozialagentur. Er meint damit die traurige Tatsache, dass die Kinderarmut in Mülheim in den letzten zehn Jahren um mehr als 50 Prozent gestiegen sei: „Jedes dritte Kind in unserer Stadt ist von Armut betroffen und ganz besonders Kinder von Alleinerziehenden.“

Das könne, dürfe und solle nicht weiter hingenommen werden. Per Ratbeschluss soll nach den Sommerferien ein Handlungskonzept auf den Weg gebracht werden, das SPD, CDU und Grüne gemeinsam einfordern, denn es sei in Sachen Kinderarmut nicht fünf vor zwölf, sondern bereits fünf nach zwölf. „Nach den Daten müssen jetzt die Taten folgen“, so Konietzka.

SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen fordern jetzt in ihrem Antrag von der Verwaltung ein solches Handlungskonzept gegen die Folgen der Kinderarmut in Mülheim. Das gemeinsame Vorgehen verdeutliche auch, dass die Kinderarmut patrteiübergreifend bekämpft werden müsse und auch kein Wahlkampfthema bei der im kommenden Jahr anstehenden Kommunalwahl sein dürfe.

Thema ist ein
Dauerbrenner

Konietzka stellte jetzt zusammen mit dem stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden im Rat der Stadt, Johannes Terkatz, CDU-Fraktionschefin Christina Küsters und deren sozialpolitischem Sprecher Bernd Dickmann sowie Dr. Franziska Krumwiede-Steiner, stellvertretende Fraktionssprecherin der Grünen, die Hintergründe, vor allem aber die Zielsetzung des Antrags vor. Der soll im Sepetmber zunächst im Jugendhilfeausschuss und im Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales beraten, um dann m Oktober vom Rat der Stadt beschlossen zu werden.

Die Verwaltung, so heißt es darin, soll einen Bericht erstellen und veröffentlichen, der die Zahlen der Kinder und Jugendlichen mit Armutsrisiko aufführt und jährlich fortschreibt, damit das Thema ein Dauerbrenner bleibe und nicht, wie in der Vergangenheit geschehen, in Vergessenheit gerate. Darüber hinaus sollen konkrete Maßnahmen entwickelt werden, die allen Mülheimer Kindern und Jugendlichen einen gleichberechtigten Zugang zu Betreuung, Versorgung, Sport, Bildung, Freizeit und Kultur emöglichen, und zwar unabhängig vom sozialen Status ihrer Familie. „Es geht um die Zukunft aller Kinder in unserer Stadt“, betont Christina Küsters.

Netzwerk gegen
die Kinderarmut

Franziska Krumwiede-Steiner ist überzeugt, dass durch die konkreten Aufträge an die Verwaltung eine Bündelung von Zuständigkeiten erreicht werden kann und ein regelrechtes Netzwerk gegen Kinderarmut entstehe, über das man sofort erkennen könne, wer, wem, wie, wann helfen und entsprechende Fördertöpfe abgreifen könne. Denn auf das Mitwirken von Bund und Land sei die Stadt angewiesen.

„Armut bedeutet mehr als kein Geld zu haben“, sagt Klaus Konietzka, denn schnell gerate man auf das soziale Abstellgleis. Deshalb soll durch den gemeinsamen Antrag eine Präventionskette entwickelt werden, die bereits bestehende und weitere notwendige Maßnahmen erfasst, einschließt und miteinander verbindet. Die Mehrgleisigkeit und das nicht selten zu Tage tretende Nebeneinander statt eines koordinierten Miteinanders müsse gestoppt werden. Die drei „Einbringer-Fraktionen“ des Antrags haben zur Vorbeugung von Kinderarmut etwa frühe Hilfen, Betreuungsangebote in Kindertagesstätten und Schulen, die Sicherung der Grundversorgung, Programme für Eltern und Kinder, Verbesserung der Wohnsituation, Stärkung des sozialen Umfelds oder die soziale Integration im Blickfeld.

Nicht länger
beschönigen

Das Thema dürfe nicht länger beschönigt werden, denn Mülheim sei leider in den NRW-Großstädten trauriger Spitzenreiter bei der Zunahme von Kinderarmut. Daher setzen alle Teilnehmer der Vorstellung ihres Antrags auf die nachhaltige Wirkung ihres gemeinsamen Vorgehens. Jugend- und Sozialdezenrent Marc Buchholz hat bereits erste Gespräche mit den „Antrags-Fraktionen“ geführt, wie er gegenüber der Mülheimer Woche bestätigt: „Wir als Verwaltung sind natürlich an dem Thema dran, begrüßen den Antrag aber als Signal, gemeinsam mit der Mülheimer Politik, der Wirtschaft und weiteren Nezwerkern das Problem Kinderarmut nachhaltig in den Griff zu bekommen.“

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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