Adventskranz
Adventsgesteck: nachhaltig und vegan

Frau Müller erhält einen Orden in  weihnachtlicher Nachhaltigkeit! | Foto: Anke Müller
  • Frau Müller erhält einen Orden in weihnachtlicher Nachhaltigkeit!
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Soll ich Ihnen mal einen von meinem Weihnachtgesteck erzählen? Wir müssen mit unseren Ressourcen nachhaltig umgehen, das wird uns allerorten erzählt. Sie wissen Bescheid. Diesen Advent mach ich was, dafür krieg ich bestimmt einen Nachhaltigkeitspreis!
Doch lassen Sie sich ausführen!

Im Oktober kam zu mir nebenan der Sperrmüll. Es handelte sich um eine Mischung aus Sperrmüll und einer halben Haushaltsauflösung. Will sagen: Da stand richtig viel draußen!

Jetzt ist mein kleines Flatter mentalitätsseitigt ein Sammler. Das ist wohl fast allen Kindern eigen: Sie horten Schätze. Im Laufe des Lebens verliert sich das bei den Meisten wieder, da schlägt das dann ins Gegenteil um: Sie schätzen Struktur und Übersichtlichkeit.

Noch ist nicht abzusehen, zu welcher Besitzkultur Meines später gehören wird und solange verhält es sich eben altersgerecht. Aufgeregt flatterte es um den riesigen Haufen Hausrat herum und trug ein Teil nach dem anderen davon ab. Unter anderem schleppte es ein Adventsgesteck an. Vier dicke fast unversehrte Kerzen, Kugeln drumherum und das ganze auf Tannenbraun gebettet. Ehemals frisches Grün, schon klar, aber der Zahn der Zeit, Sie wissen schon. Das Gesteck war halt in die Jahre gekommen.

Den Rest des Oktobers und den halben November stand das Gesteck dann bei uns im Wohnzimmer. Zwischen dem Abtreter der Terrassentür und neben dem Fischfutter. Ich habe im Moment eben viel zu tun, ich lamentierte ja bereits letzte Woche. Mir fiel das Stillleben nach dem ersten Tag schlichtweg nicht mehr auf. Der ankompostierte Kranz hatte sich vollkommen in unserem Wohnzimmer integriert. Vor allem farblich.

Kleine Kinder haben eine innere Uhr eingebaut: Kurz nach den Sommerferien fangen sie an, über Weihnachten nachzudenken. Was sie sich wünschen, vielleicht auch, ob sie brav genug waren ... Das Daran-Herumdenken intensiviert sich dann jede Woche um ein kleines Stück. Bei uns war es so, dass ab Mitte November der Geist von Weihnachten einzog. Eines Mittags nach der Schule befreite mein Töchterchen das Adventsgesteck vom Fischfutter und schleppte es ins Treppenhaus.

„Wo willst du denn damit hin?“, fragte ich, als es an meinem Schreibtisch vorbeischnaufte.
„Ich such dem jetzt einen Platz!“

Ein Seitenblick auf das Gesteck: Sie hatte recht: von der Farbe ab sah wirklich nett aus - sollte sie mal machen!
Ich vertiefte mich wieder in meine Arbeit.

Es rumorte im Flur herum, es klapperte hier und da – weil aber nichts polterte und auch keiner um Hilfe rief, kümmerte ich mich nicht darum. Ich war halt beschäftigt.

Kurz darauf tauchte das Kleine an meinem Schreibtisch auf: „Ich bin fertig. Ich habe einen tollen Platz gefunden! Magst du mal gucken?“

Ich weiß schon, ich hätte ja-sagen müssen. Schon allein dewegen, damit es sich ernst genommen fühlt. Nun bin ich aber Freiberufler. Die sind so frei in ihrem Tun, dass wenn sie den Job nicht tun, fix ein anderer dafür einspringt. Ich quetschte also ein „Später“ zwischen den Lippen hervor und hoffte inständig, das mir über dem Gequatsche jetzt nicht der rote Faden abhandenkam.

Die Tochter erkannte das und verzog sich mit dem Schulranzen in ihr Zimmer. Sie hatte auch zu tun: die Hausaufgaben.

Wir beiden Girls also jede an ihrem Schreibtisch versumpft, keiner dachte mehr an Weihnachten oder irgendwelchen anderen romatischen Schnickschnack. Bis zu dem Moment, als jemand die Haustür aufstieß! Es klirrte, und schepperte und donnerte und dröhnte fürchterlich, so als wäre ein Bus ins Treppenhaus gefahren! Im gleichen Moment brüllte eine Stimme: „WELCHER DÄMLICHE VOLLIDIOT HAT DENN DEN KUPFERKÜBEL HINTER DIE TÜR GESTELLT?“

Die Stimme gehörte zu meinem Pubertikel, er war stark erkältet nach Hause gekommen. Weil er auch im männlichen Siechtum ein kräftiger Junge mit viel Schmackes ist – hatte er mit dem Zimmermansbrett den Kupferkessel durch den Flur katapultierte. Kurz fragte ich mich ebenfalls, was zum Henker der Eimer hinter der Tür zu suchen hatte! Normalerweise beherbergt er unsere sämtlichen Schlüssel, Türöffner und sonstigen Krimskrams und ruht sicher auf seinem Platz auf Heizung. Doch dann fiel es mir wie Christbaumkugeln aus den Augen! Da steht nun das Adventsgesteck!

Der Kupferkessel erlitt zwar nur ein paar Blessuren, er hält sich aber nicht mehr gerade. Er kippelt und das ist schlecht bei dem Konvolut, das er beherbergt. Ich denke, wir werden das Adventsgesteck einfach auch unterm Jahr auf seinem Platz belassen.

Wenn‘s Dunkel ist, sieht man dem sein Alter gar nicht an!

Frau Müller erhält einen Orden in besinnlicher Nachhaltigkeit!

Autor:

Anke Müller aus Mülheim an der Ruhr

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