Dem echten Rennsport ganz nah
Simulierte Autorennen werden immer beliebter

Auf drei Bildschirme wird das Renngeschehen übertragen. Dies garantiert den Panoramblick wie im echten Auto. | Foto: Andreas Köhring / PR-Fotografie Köhring
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  • Auf drei Bildschirme wird das Renngeschehen übertragen. Dies garantiert den Panoramblick wie im echten Auto.
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Horst Günter Bockting hat Schwierigkeiten, seinen Wagen auf der Strecke zu halten. Ein ums andere Mal verreißt es ihn ins Gras oder ins Kiesbett. Doch dem Mülheimer Rennfahrer kann nichts passieren. Ein Druck auf die Escape-Taste reicht und das virtuelle Rennen ist beendet. Erschöpft steigt er aus dem Rennsitz. „Ich bin nass geschwitzt.“

Schon seit Jahren läuft eine breite Diskussion um den sogenannten E-Sport, also vereinfacht gesagt den sportlichen Wettkampf mit Computerspielen. Ist das Sport? Wer sich zum Beispiel beim Automobilclub Mülheim umhört, bekommt schnell die Antwort „ja“. Seit vielen Jahren haben die Mülheimer Erfahrung mit „echten“ Autorennen. Seit 2019 aber gibt es auch Simulator-Rennen.

Die Bezeichnung ist dabei kein Zufall. Denn mit dem typischen „Daddeln“, das Viele beim Thema E-Sport noch immer vor Augen haben, hat das sogenannten Sim-Racing nichts mehr zu tun. „Das ist kein Spiel, sondern echter Sport“, bestätigt Marcus Schmitz, der gemeinsam mit seinem Sohn Jan und Patrick Waschk das virtuelle Mülheimer Rennteam bildet. In der zweiten Liga des ADAC Digital Cups landet das Trio auf dem zweiten Platz.

Drei Bildschirme sorgen für Panoramablick

In einem umgebauten Büroraum an der Schultenhofstraße in Dümpten hat der Verein dazu einen Simulator aufgebaut. Drei Bildschirme bieten einen Panoramablick. Der Fahrer trägt Handschuhe, nutzt Lenkrad sowie Pedale und sitzt in einem Rennsitz. In mehreren Zentren in Deutschland gibt es sogar Simulatoren mit Hydraulik, bei denen dieselben Kräfte wirken wie in einem echten Rennwagen. Die kosten aber auch gut und gerne 45.000 Euro.

„Als Training, um drinzubleiben, ist es eigentlich optimal“, sagt Pressesprecher Christian Freyer. Umso ärgerlicher, dass die Corona-Pandemie auch dem AC Mülheim vorerst einen Riegel vorschob. Alle Vereinsveranstaltungen wurden abgesagt, auch die wöchentlichen Trainingsabende auf dem Simulator fanden nicht statt.

Virtuelle Rennen ersetzten Formel-1-Saisonstart

Und das genau in der Zeit, als die virtuellen Rennen in den Medien besonders im Gespräch waren. Vor dem Start der realen Formel-1-Saison fand eine Reihe an „Virtual Grand Prixs“ statt. Die eigentliche Gastgeberstrecke am jeweiligen Termin erlebte zumindest ein virtuelles Rennen, das sogar im Fernsehen übertragen wurde. Viele aktuelle und ehemalige Rennfahrer waren mit von der Partie.

Kein Wunder, nutzen sie doch schon seit Jahren selbst zu Trainingszwecken Simulatoren. Alle großen Rennserien haben mittlerweile ihre digitalen Ableger. Und der Rennsport ist längst nicht der einzige Bereich. Seit 2012 gibt es die virtuelle Fußball-Bundesliga, an der mittlerweile fast alle großen Vereine beteiligt sind. Der deutsche FIFA-Weltmeister Mohammed Harkous alias „MoAuba“ gewann im August 2019 durch seinen Titel 225.00 Euro Preisgeld. „Das ist ein spannender Bereich, der immer weiter wächst“, weiß auch Christian Freyer.

"Man muss bereit sein, Zeit zu opfern"

Wie beim echten Sport geht es nämlich auch bei der gespielten Variante einerseits um taktische Tricks wie beim virtuellen Fußball und andererseits vor allem um Konzentration und damit auch eine physische Anstrengung. Deswegen ist auch hier regelmäßiges Training notwendig. „Man muss schon bereit sein, Zeit zu opfern“, sagt Marcus Schmitz.

Das E-Racing ist unter allen elektronischen Sportarten wohl am nächsten mit seiner realen Variante verwandt. Manch einer spricht von einem Realismusgrad von bis zu 90 Prozent. „Es schult die Koordination von Händen und Füßen“, sagt Christian Freyer. Daher sei es auch möglich, Fahrer über die Simulator-Rennen an den richtigen Rennsport heranzuführen. Alter und Geschlecht spielen dabei keine Rolle. Das größte Talent des AC Mülheim ist zum Beispiel die erst 15-jährige Laura Brings.
Weitere Infos zum Verein gibt es auf der Facebookseite „Automobilclub Mülheim“

>> MSS hat sich klar positioniert 

Der Mülheimer Sportservice hat sich klar positioniert und zählt E-Sport nicht als Sport. Dennoch richtet er gemeinsam mit dem Amt für Kinder, Jugend und Schule seit 2017 einmal im Jahr ein Turnier für das Fußballsimulationsspiel FIFA aus. Bei der letzten Ausgabe im Dezember waren 62 Zweier-Teams am Start. Es wurde ein Preisgeld von insgesamt 600 Euro ausgespielt.

Auf drei Bildschirme wird das Renngeschehen übertragen. Dies garantiert den Panoramblick wie im echten Auto. | Foto: Andreas Köhring / PR-Fotografie Köhring
Die Pokalsammlung des AC Mülheim | Foto: Andreas Köhring / PR-Fotografie Köhring
Autor:

Marcel Dronia aus Mülheim an der Ruhr

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