Mein Silvester 2015

Mein Sohn feiert mit vier Freunden, mein Mann und ich „feiern“ per TV in Berlin mit. Dann ist es soweit 10, 9, 8, 7, …., frohes neues Jahr 2016!
Mein Mann und ich stoßen mit Sekt an, wünschen uns alles Gute und gehen auf die Straße.
Mein Sohn und seine Freunde „knallen“ schon.
Meine direkten Nachbarn sind – wie alle Jahre zuvor – auch da. „Alles Gute im neuen Jahr! Gesundheit, Zufriedenheit, …“ Noch ist alles, wie jedes Jahr, „Dinner vor one“.
Dann wird alles anders. Ich gehe noch eine Hausnummer weiter. Zum ersten Mal in 10 Jahren, in die „Peter Hertling Schule“. Dort leben seit Oktober bis zu ca. 130 Flüchtlinge.
Viele der dort lebenden Flüchtlinge kennen mich, Kinder kommen auf mich zu gerannt, umarmen mich, warten auf die Wunderkerzen, die ich schon Weihnachten in der Tasche hatte.
Dann umarme ich eine Frau, die „neu“ war. Ich wünsche ihr auf Englisch „Happy new jear“ und sie fängt an zu weinen. Sie ist mit zwei Söhnen in Mülheim „gelandet“. Bedankt sich bei mir, für die Umarmung, die Küsschen auf der Wange, meinen Wünschen! Ich sage ihr 2016 kann nur besser werden. Sie hält sich an mir fest und ich nehme sie in die Arme, halte sie und rede mit meinen bescheidenen Englischkenntnissen auf sie ein. Sie ist einfach nur dankbar. Mir ist das peinlich, ich habe nur versucht, sie zu trösten.
Dann treffe ich auf dem Bürgersteig eine „gute Handvoll“ Deutsche. - Nachbarn, die etwas weiter weg wohnen. Sie waren gekommen, um unseren „neuen“ Nachbarn ein „ Gutes Neues Jahr“ zu wünschen! Fand ich einfach klasse.
Es stellte sich heraus, dass einfach Unsicherheit und falsche Ängste den näheren Kontakt bislang verhinderten. Eine „Begehung“ der ehemaligen Schule und die persönliche Kommunikation brachen alle Barrieren.
Geweint und Angst habe ich in meinem Leben zum Jahreswechsel schon einmal gehabt. Damals waren es: „Cruise Missiles“ und „Nato Doppelbeschluss“.
Ich war nie in einer Partei, das allerletzte wäre die AfD, und ich bin auch nicht im Stadtrat.

Aber ich wohne auch in Dümpten und ziehe meinen Hut vor der Politik „meiner“ Stadt Mülheim an der Ruhr und vor allem vor den Mitarbeitern in der Verwaltung. Viele Familien sind aus der Auffangstation „Peter Hertling Schule“ in Wohnungen verbracht worden und jeder interessierte ist binnen zwei Wochen mit einem Deutschkurs versorgt.
Ich bin fast jeden Abend bei meinen neuen Nachbarn und bis jetzt gesund! Eine hygienische Bedrohung, wie in der Presse schon „zitiert“ sehe ich nicht!
Ich wünsche mir und allen Mitbürgern der Bundesrepublik Deutschland, Zivilcourage und Mut, ich kann nur zitieren: „Wir schaffen das!“
Unser Leben wird sich 2016 ändern, wenn wir bereit sind den Dingen ins Auge zu sehen!

Autor:

Birgit Meyer-Holz aus Mülheim an der Ruhr

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